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Der Himmel über Garmisch (German Edition)

Der Himmel über Garmisch (German Edition)

Titel: Der Himmel über Garmisch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schüller
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fragend an.
    Er stellte sich vor, zeigte seinen Dienstausweis vor und fragte nach einer Prognose für den Aufenthalt von Adolf Pröbstl.
    Die Ärztin, auf deren Namensschild »Dr. Mbilia Mahama« stand, winkte ihn ins Zimmer und schloss die Tür.
    »Ich glaube«, sagte sie mit einem leichten englischen Akzent, »lange wird er nicht mehr bei uns bleiben.«
    »Das ist schön …«, sagte Schwemmer und unterbrach sich, als er ihren Blick bemerkte.
    »Ich habe mich wohl falsch ausgedrückt«, sagte sie. »Mein Deutsch ist nicht perfekt. Was ich sagen wollte: Er hat nicht mehr lange zu leben. Wenige Wochen, vielleicht nur Tage. Sie hatten Glück, dass er heute einen guten Tag hatte. Seine Lunge arbeitet nur noch mit zehn bis fünfzehn Prozent.«
    »Verstehe. Könnten Sie mich informieren, falls er noch einmal einen guten Tag haben sollte?«
    »Ja. Aber machen Sie sich nicht zu viel Hoffnung. Vielleicht wird es keine guten Tage mehr geben für ihn.«
    »Trotzdem danke.« Er reichte ihr eine Visitenkarte.
    Sie nahm sie entgegen und runzelte die Stirn, als sie seinen Namen las. »Herr Schwemmer … sind Sie der ehemalige Chef der Polizei hier?«
    »Ja.«
    Sie lächelte. »Karin Zettel erzählt viel von Ihnen.«
    »Sie kennen Frau Zettel …?«
    »Ja. Über Théo. Wissen Sie, dunkelhäutige Menschen lernen sich hier schnell gegenseitig kennen. Selbst wenn man nicht einmal dieselbe Muttersprache hat.«
    »Ja …« Schwemmer hatte keine Ahnung, was er sagen sollte. Er fühlte sich ertappt, ohne zu wissen, wobei. »Ich habe Frau Zettels Verlobten nie kennengelernt … noch nicht«, sagte er schließlich. »Auch von der … Geschichte habe ich erst vor ein paar Tagen erfahren.«
    »Es ist furchtbar«, flüsterte Dr. Mahama und drehte seine Karte nervös in den Händen. »Es ist auch kein gutes Gefühl, dass der Täter immer noch frei rumläuft.«
    Schwemmer suchte nach einem Satz, den er darauf sagen konnte und der sich nicht völlig hohl anhörte.
    »Ja«, sagte er endlich. »Für mich auch nicht.«
    ***
    »Frühlingsanger 9« hieß die Adresse, die Stavros ihm genannt hatte. Aber hinter dem idyllischen Namen verbarg sich ein fünfzehnstöckiger rechteckiger Klotz, durch ein Treppenhaus mit einem identischen Klotz verbunden und umgeben von weiteren klotzartigen Wohnmaschinen.
    Hardy fluchte in sich hinein. Reagan hier zu finden würde nicht einfach werden. Von der Straße aus war der Eingang nicht zu sehen. Er stellte den Audi ab und machte sich zu Fuß auf den Weg, um einen Überblick über die Gegend zu bekommen. Geduldig lief er Straßen und Wege ab und suchte nach Reagans blauem 3er  BMW . Reagan, oder zumindest sein Handy, hatte sich seit Beginn der Peilung nicht bewegt. Sollte er es doch tun, würde Stavros ihn sofort informieren. Das war zumindest seine Order, aber Stavros war niemand, auf den man sich wirklich verlassen konnte. Er war gut auf seinem Gebiet, aber er war ein Mann, der zu oft Pech hatte, weil er sich nicht konzentrierte. Falls Reagan sich bewegte, würde Stavros in dem Moment wahrscheinlich auf dem Klo sitzen, vertieft in eine Computerzeitung.
    Der Himmel war grau, es war kühl, und nun begann es auch noch zu regnen. Hardy war auf dem Weg zurück zum Wagen, um sein Jackett gegen eine Regenjacke zu tauschen, als er auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein bekanntes Gesicht entdeckte. Radek kam ihm entgegen. Er tippte auf einem Handy herum. Hardy brauchte keine besonderen Manöver zu starten, Radek war so in sein Display vertieft, dass er selbst einen Mülllaster erst bemerken würde, wenn er von ihm überrollt wurde.
    Hardy wechselte die Straßenseite und ließ ihm ein wenig Vorsprung. Als Radek nach links abbog, folgte Hardy ihm eine schmale, nicht sehr steile Betontreppe hoch, die zwischen Büschen und Bäumen her von der Straße wegführte. Sie endete auf einem Weg, der über eine große Wiese zwischen den Hochhäusern entlangführte. Radek steuerte den Eingang der Nummer 9 an und zog einen Schlüsselbund aus der Jackentasche. Hardy beeilte sich, die Lücke zu schließen, die er gelassen hatte. Er erreichte die Tür, bevor sie ins Schloss fiel. Radek stand wartend vor dem Aufzug, immer noch mit seinem Handy beschäftigt. Hardy stellte sich neben ihn. Radek sah erst auf, als sich die Aufzugstür öffnete und Hardy ihn hineinschubste.
    ***
    Schwemmer saß lange in seinem Wagen auf dem Parkplatz vor dem Klinikum. Er dachte an Dr. Mahama und das bedrückende Gefühl ihr gegenüber, dass

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