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Der Himmel über Kasakstan

Der Himmel über Kasakstan

Titel: Der Himmel über Kasakstan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Kulturabend mit einer Rede des Genossen Konjew über die bessere Saatverwertung im Rahmen des Siebenjahresplanes des Genossen Stalin.
    Borkin redete sich ein, daß dies alles nur ein Vorwand sei, um Svetlana zu treffen … draußen, in der Steppe, während sie die Herde bewachte und in ihrem kleinen Zelt wohnte.
    In Borkins Brust brannte es. Er sprach mit Svetlana nicht darüber, als sie beim Abendessen in einem engen Seidenkleid aus Astrachan, das ihr Borkin schicken ließ, ihm gegenüber saß. Sie aßen stumm, nur unterbrochen durch die notwendigsten Redewendungen … »Soll ich Tee nachschütten?« – »Willst du noch etwas Butter?« – »Nein, danke, djadja.« – »Gute Nacht, Svetlanja.«
    Der Gute-Nacht-Kuß brannte auf seiner Wange, als sei sie durch Schwefelsäure versengt. Dann kam die Nacht, diese schreckliche, schlaflose Nacht, die Borkin grübelnd durchwachte, ohne zu wissen und zu ergründen, was Svetlana von Tschetwergow gewollt haben könnte.
    Am Morgen ritt Erna-Svetlana wieder hinaus zu den Herden. Borkin beobachtete hinter den Gardinen, wie sie Fedja die Hand gab. »In vier Tagen komme ich wieder!« hörte er sie rufen.
    Vier Tage! Sie wollte draußen bleiben in der Steppe! Wegen Tschetwergow, wegen dieses asiatischen Hundes? Borkin ballte die Fäuste und hieb in sinnloser Wut und Verzweiflung auf den Tisch. Sussja, die hereinkam, um den Morgentee aufzutragen, flüchtete, als sie seine Augen sah.
    Eine halbe Stunde später ritt Borkin weg. Er hatte sein Gewehr mitgenommen, einen Dolch und zwei Pistolen. Hinter seinen Sattel hatte er einen kleinen Spaten geschnallt.
    Man wird die Waffe nie finden, die Tschetwergow tötete. Und man wird auch ihn nicht finden … es hieße denn, die ganze Hungersteppe und die Wälder zwischen Judomskoje und Undutowa umzugraben.
    In der Nähe der Herden ließ er sein Pferd zurück. Er schnallte den Spaten an seinen Gürtel, nahm das Gewehr und die zwei Pistolen und ging zu Fuß durch das hohe Gras weiter. Als er von weitem das Zelt Svetlanas stehen sah, tauchte er im hohen Gras unter und kroch auf Händen und Knien weiter. Dann legte er sich wie ein Raubtier wartend in das Gras und beobachtete Svetlana, die vor dem Zelt saß und an einer Wollbluse stickte. Sie stickte eine Borte, und es waren lauter kleine rote Herzen, die sie aneinanderreihte zu einer Kette, die einmal ihren schlanken braunen Hals umschließen würde.
    Borkin biß sich auf die Unterlippe und stöhnte leise. Aber er blieb liegen, ganz und gar durchdrungen von dem Gefühl, töten zu müssen, was sich Svetlana nähern würde.
    Er lag über eine Stunde, als sich von weitem ein Reiter näherte. Borkin schob den Lauf des Gewehres durch die Achselhöhle nach vorn. Tschetwergow, durchrann es ihn heiß. Es ist sein letzter Ritt. Mitten hinein in das breite lächelnde Gesicht würde er zielen, daß die Augen auseinanderspritzten. Was dann mit Svetlana geschehen sollte, wußte er noch nicht.
    Der Reiter kam näher. Er ritt gut … fast zu gut für einen Mann wie Tschetwergow. Borkin hob den Kopf. Langsam spannte er das Schloß und drückte mit dem Daumen den Sicherungsflügel herum.
    Langsam hob Borkin das Gewehr und legte an. Er visierte den Kopf an und wartete, bis Tschetwergow vom Pferd sprang. Als er den Finger am Abzugshebel durchdrücken wollte, drehte sich der Reiter herum. Der Finger Borkins schnellte zurück.
    Er sah nicht die Mongolenfratze Tschetwergows, sondern starrte in das Gesicht Boris'.
    Ein Zittern durchkam Borkin. Er ließ sich zurück in das Gras gleiten und legte das Gewehr auf den Boden.
    Als er wieder aufblickte und hinübersah zu Erna-Svetlana, hatte Boris sie umarmt und küßte sie.
    Iwan Kasiewitsch Borkin seufzte. Aber es war kein trauriges Seufzen, sondern mehr ein Stöhnen. Dabei hatte er das Gefühl, als friere er in der aufsteigenden Mittagssonne, als läge er statt im warmen Steppengras auf einer Eisscholle und würde selbst zu Eis.
    Aber er hob nicht wieder das Gewehr, um zu schießen, wie er es bei Tschetwergow getan hätte. Er drückte sich in das hohe Gras und beobachtete den Mann, der es wagte, seine Svetlanaschka zu küssen.
    Daß er ihn umbringen würde, wußte Borkin so sicher, wie der Tschu durch die Hungersteppe fließt. Aber nicht sofort … nein, nicht so einfach! Er wollte es auskosten … er wollte sehen, wie Svetlana in den Armen dieses Burschen lag, und aus der Qual seines Herzens, aus dem Einstürzen seines Himmels wollte er die Grausamkeit gebären, diesem

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