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Der hinkende Rhythmus

Der hinkende Rhythmus

Titel: Der hinkende Rhythmus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaye Boralıoğlu
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Die Augen der jungen Männer des Viertels leuchteten in der Dunkelheit wie Glühwürmchen. Und sie freute sich, dass so viele Lichter gekommen waren.
    Auch wenn hin und wieder der Schatten einer Wolke durch ihre Gedanken huschte, verstand sich Güldane jedesmal darauf, diese Wolke zu verjagen. Es lag etwas zauberhaft Erleichterndes darin, die Kleider abzulegen. Sie überließ sich dieser Leichtigkeit und genoss ihre Vorführung. Das spürten auch ihre Zuschauer, obwohl sie ihnen nie ihr Gesicht zuwandte.
    Sie sahen gebannt, wie Güldane im zittrigen Licht der Kerze ihre Blütenblätter abwarf und als nackter Samen wiedergeboren wurde. Als sie später nach Hause liefen, spürten sie einen leichten Schmerz im Bauch und wussten, dass entzückende Träume auf sie warteten.
    Güldane war glücklich, als sie ihr Baumwollnachthemd anzog und sich ins Bett legte, und Yunus freute sich über das Geld, das er verdient hatte. Aber noch wertvoller war für ihn, dass zwischen ihm und seiner Schwester wieder ein Bund geschlossen war, dass ein gemeinsames Geheimnis, dessen beide Enden sie in den Händen hielten, sie miteinander verband. Safiye, die von alledem natürlich nichts ahnte, lag in einem ruhigen Schlaf versunken. In jener Nacht waren in diesem maroden Haus, zwischen dessen Fensterflügeln kühle Winde pfiffen, alle glücklich.

Das Erwachen
    Langsam, ganz allmählich erwachte Halil aus einem tiefen Schlaf. Es war stockfinster. Kein Lichtstrahl weit und breit, keine Stimme, kein Atem. Nur ein monotones mechanisches Signal … Herztöne! Und ein paar Wortscherben, überallhin zerstreut … losgelöst und verloren. Ohne Subjekt, ohne Prädikat, ohne Bezug, ohne Inhalt. Bald verschwanden auch sie und der Schlaf senkte sich wieder auf ihn nieder.

    Er hörte Stimmen. Halil, sagte jemand. Halil … Spritze … dort … Gott … schwer … Wolke … Licht … Schalter … Angst … vielleicht … geht … gegan…gen … Dann knallten die sinnlosen Laute mit großem Kladderadatsch auf den Boden und zersprangen. Ihrem Sturz folgte ein erschöpftes Lichtbündel und ritzte für einen Augenblick einen Spalt in die tiefe Finsternis hinein. Dann hörte Halil die Schritte eines Riesen … rums … rums … rums … und die Fensterläden wurden geschlossen.

    Ein seltsamer Film, aufgenommen mit einer schlechten Kamera, lief jetzt vor Halil ab. Die Farben waren blass, die Konturen verschwommen. Manchmal ging alles ineinander über. Im Film war eine vollschlanke Frau mit kurzen Haaren zu sehen. Es klingelte an der Tür. Die Frau machte auf, ein Mann trat herein und sackte auf den Boden. Sie zerrte ihn hoch, versuchte, ihn in den Sessel zu hieven. Der Mann sprudelte eine Kanonade von Flüchen heraus. Man konnte nicht alles verstehen, trotzdem fand Halil diese Szene lustig. Die Frau setzte den Mann in den Sessel. Der Mann rekelte sich. Die Gesichter waren nicht klar zu erkennen. Dieser Film musste wirklich mit einer schlechten, einer sehr schlechten Kamera aufgenommen worden sein. Der Mann brummte, man verstand nicht, was er sagte. Es war ein Laut zwischen Brummen und Schnarchen … Eine Weile blieb er allein in seinem Sessel. Dann kam die Frau wieder. Sie hatte eine Karaffe Wasser in der Hand und schüttete den Inhalt mit einem Mal über dem Kopf des Mannes aus. Auch diesen Moment fand Halil lustig. Er lachte. Der durchnässte Mann sprang wütend auf. Er schüttelte sich wie ein Hund. Diese Szene war sehr gut aufgenommen. Halil sah, wie sich die einzelnen Wassertropfen in alle Ecken des Zimmers verteilten. Das Bild war sehr schön … wirklich sehr schön. Wenn nur diese Wassertropfen auch auf mein Gesicht spritzen würden, dachte er. Doch dann passierten unangenehme Dinge in diesem Film. Der Mann packte die Frau am Arm und schleuderte sie gegen die Wand. Sie prallte mit dem Gesicht dagegen und dann wieder zurück, wie ein Ball. Die Frau konnte noch stehen, aber ihr Gleichgewicht behielt sie nur noch mit Mühe. Am Rand ihrer Stirn sickerte Blut. Der Mann versuchte, sie ein zweites Mal zu packen, aber die Frau konnte sich seinem Griff entziehen. Sie schnappte die Karaffe, aus der sie noch eben das Wasser über seinen Kopf geschüttet hatte, und schleuderte sie ihm entgegen. Der Mann bückte sich und die Karaffe zerschellte an der Wand. Glassplitter verteilten sich überall. Halil wollte diesen Film nicht mehr sehen. Jemand sollte doch auf den Knopf drücken. Dieser Film musste aufhören.
    Er hörte aber nicht auf. Als die Karaffe gegen die

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