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Der Hinterhalt

Der Hinterhalt

Titel: Der Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevor Shane
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Preis klingt gut«, sagte ich. Ich wusste, das würde dich glücklich machen. Selbst zehn Minuten Glück waren es wert. Schließlich konnte man nicht wissen, wie viele Gelegenheiten wir noch bekommen würden, um uns gegenseitig glücklich zu machen. »Wie finden wir ihn?«
    Der Jugendliche saß da und kaute auf dem Ende seines Strohhalms, den er wie einen Zahnstocher aus dem Mundwinkel hängen ließ. Auf diese Frage war er nicht vorbereitet gewesen. »Ihr fahrt mir einfach hinterher. Ich bringe euch hin, und dann sage ich meinem Kumpel, was ich mit euch abgemacht habe.« Er lächelte. Sein Lächeln war echt. Sein Plan gefiel ihm.
    »Wie heißt denn dein Freund?«, fragte ich.
    »Pete«, erwiderte er, ohne zu zögern. Die Sache nahm für ihn schnell Gestalt an. Er war jung, aber er war nicht dumm.
    »Und was springt für dich dabei raus?«, fragte ich und bedachte ihn mit einem strengen Blick, um ihn einzuschüchtern. Ich wollte, dass er einen Rückzieher macht und das Weite sucht. Ich wollte, dass er seinen Plan aufgibt. Ich öffnete ihm ein Hintertürchen, auch wenn er das meiner Meinung nach nicht verdient hatte. Ich tat es für dich, nicht für ihn.
    »Joe«, unterbrachst du mich, da du nicht verstanden hattest, was ich tat. »Das ist nicht besonders nett.« Du gabst dir Mühe, so zu klingen, als würdest du nur sticheln, aber ich merkte, dass du verärgert warst. Du glaubtest, ich würde uns eine Chance verbauen.
    »Nein, nein. Das ist schon okay«, verteidigte mich der Jugendliche. »Ich versuche nur, ein paar Leuten zu helfen.« Dieses Mal erwiderte er mein Starren. Er gab sich größte Mühe, mich mit einem kalten, harten Blick zu fixieren. Während er mich anstarrte, sah ich in ihm etwas, das mir bekannt vorkam. Ich erkannte jene Furchtlosigkeit, jene ungezügelte Wut. »Das hier ist eine gastfreundliche Gegend«, fuhr er fort. Ich weiß nicht, was in dem Jugendlichen vorging. Dachte er, er könnte schneller ziehen als ich? Dachte er, er sei im Wilden Westen? »Manchmal dauert es nur eine Weile, bis man sich an die Gastfreundlichkeit gewöhnt.« Er drehte sich zu dir und schenkte dir ein breites Lächeln. Du erwidertest sein Lächeln, wofür ich ihn noch mehr hasste.
    »Nun, ich nehme an, solche Gastfreundlichkeit können wir nicht ausschlagen«, sagte ich. Du drehtest dich auf deinem Hocker und umarmtest mich kurz. Ich hoffte, es würde nicht das letzte Mal sein. Der Jugendliche machte mir keine Angst. Du machtest mir Angst, da ich nicht wusste, wie du reagieren würdest. Trotzdem versuchte ich es. Ich öffnete ihm ein Hintertürchen. Er machte nicht davon Gebrauch. Sein Pech. Inzwischen war es beinahe neun Uhr abends. Wir saßen seit fast zwei Stunden an der Theke. »Ich denke, wir sollten zahlen und aufbrechen.« Ich warf einen Blick auf den Teller vor dir. Du hattest meinen Burger und die restlichen Pommes aufgegessen. »Bist du mit deinem Essen fertig, Eric?«
    »Ja«, erwiderte er. »Ich muss nur noch zahlen.«
    »Schon gut«, sagte ich. »Du hast uns eine Übernachtungsmöglichkeit organisiert. Dich zum Essen einzuladen ist das Mindeste, was wir tun können.« Ich signalisierte dem Koch, dass ich für uns und für Eric bezahlten wollte. Du schienst stolz auf mich zu sein, weil ich plötzlich wieder Manieren an den Tag legte. Ich brachte es nicht übers Herz, dir zu sagen, dass es damit nichts zu tun hatte. Ich war nicht großzügig, sondern ging davon aus, dass wir am Ende des Abends ohnehin Erics Geld haben würden. Raub war zwar sonst nicht mein Stil, doch wir brauchten Geld. Wenn ich den Jugendlichen schon eliminieren musste, hatte es keinen Sinn, auf sein Geld zu verzichten.
    »Vielen Dank, Joe«, sagte der Jugendliche. »Echt nett von dir.« Ich nahm beide Rechnungen, legte zwei Dollar auf die Theke und zahlte an der Kasse. Ich nickte dem Jugendlichen zu. Dieses Mal vermied ich Blickkontakt. Ich wollte mich später nicht mehr an sein Gesicht erinnern. Ich wollte vergessen, was ich gleich tun würde, bevor ich es getan hatte. Es wurde Zeit, dass wir uns wieder nach draußen ins Unwetter begaben.
    Wir eilten hinaus in den Regen. Ich stellte sicher, dass der Jugendliche vor uns zu seinem Auto lief, da ich nicht das Risiko eingehen wollte, dass ihm einer von uns den Rücken zukehrte. Der Jugendliche hatte der Einfachheit halber unmittelbar neben uns geparkt. Unmittelbar vor dem Lokal. Er fuhr einen ramponierten roten Kleinwagen mit verrosteten Kotflügeln. Das Auto war vermutlich erst ungefähr sieben

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