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Der Hinterhalt

Der Hinterhalt

Titel: Der Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevor Shane
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Wir mussten verschwinden, ohne dass du rennen musstest.
    »Wir machen uns aus dem Staub, Maria. Ich verlange nicht von dir, dass du rennen sollst.«
    »Wissen wir überhaupt, vor wem wir uns aus dem Staub machen?«, fragtest du.
    Ich wusste es nicht. Entweder hatte Brian interne Informationen, oder er hatte Gerüchte gehört, die von der Gegenseite kamen. Wir hatten keine Zeit, um uns darüber Gedanken zu machen. »Ja«, antwortete ich, »vor denjenigen, die uns auf den Fersen sind.«
    Ich blickte mich im Zimmer um und überlegte, was wir noch brauchen würden. Ich packte unser Geld und etwa die Hälfte deiner Bekleidung ein. Dann ging ich zum Schrank und nahm meinen Werkzeuggürtel und mein Werkzeug heraus, warf beides zu unserer Bekleidung in die Reisetasche und machte den Reißverschluss zu. Ich prüfte das Gewicht der Tasche. Es wäre einfacher gewesen, wenn du sie hättest tragen können, doch sie war zu schwer. Das konnte ich nicht von dir verlangen. Ich warf mir meinen Rucksack über die Schulter. Dann vergewisserte ich mich, dass die Pistole geladen war. »Wir müssen zum Auto«, sagte ich zu dir. Du nicktest. »Ich weiß nicht, ob es draußen sicher ist.« Der Arzt hatte mir gesagt, ich solle darauf achten, dass du keinem Stress ausgesetzt bist. Manches ist leichter gesagt als getan.
    Ich hielt die Pistole in der rechten Hand und dirigierte dich mit der linken hinter mich. Als ich die Tür unseres Motelzimmers öffnete, machte ich mich auf das Allerschlimmste gefasst. Nichts geschah. Die Tür schwang quietschend auf. Als sie sich nicht mehr bewegte und das Quietschen aufgehört hatte, waren nur noch die dumpfen Laute der Nacht zu hören. Der Mond hatte nur etwa ein Viertel seiner vollen Größe, doch der Parkplatz vor dem Motel wurde von einer Straßenlaterne hell erleuchtet. Dahinter war die Nacht voller Schatten.
    »Die Luft scheint rein zu sein«, flüsterte ich über meine Schulter, ohne dich anzusehen. »Alles okay?«
    »Ich gebe mir Mühe«, erwidertest du, so ehrlich du konntest.
    »Hier ist der Autoschlüssel«, sagte ich zu dir und reichte ihn dir hinter meinem Rücken. Ich spürte, wie du die Hand danach ausstrecktest. Deine Hand war warm. »Bleib hinter mir, bis wir die Treppe ganz hinuntergegangen sind. Wenn wir unten sind, duckst du dich und läufst zum Auto. Ich folge dir. Ich beschütze dich.« Wir stiegen langsam zusammen die Treppe hinab. Unten angekommen zogst du den Kopf ein und eiltest zu unserem Wagen. Ich dachte nur: Nicht zu schnell, Maria . Du gingst neben der Beifahrertür in die Hocke und sperrtest sie auf. Ich lief dir schnell hinterher und versuchte dabei, in alle Richtungen gleichzeitig zu schauen. Ich sah jedoch immer noch dasselbe, immer noch nichts. Inzwischen war dieses Nichts das, was mir am meisten Angst machte. Ich warf die Reisetasche auf den Rücksitz und kletterte in den Wagen.
    Du gabst mir den Autoschlüssel. Ich steckte ihn ins Zündschloss und drehte ihn um. Der Motor sprang an.
    Ich fuhr vom Parkplatz. Meine Gedanken rasten, während ich versuchte, die Situation zu begreifen. Ich wusste, dass wir nicht so leicht davonkommen würden. Ich wusste es.
    »Und jetzt?«, wolltest du wissen. »Fahren wir einfach weg?« Ich erkannte in deinem Blick, dass du anfingst zu bezweifeln, ob wir wirklich die Flucht ergreifen mussten.
    Ich wog unsere Möglichkeiten in Gedanken ab. Brians Worte hallten in meinem Kopf wider. Sie wissen, welches Auto du fährst . Letztendlich würden wir unseren Wagen loswerden müssen, aber noch nicht sofort. Unser erstes Ziel war, aus der Stadt hinauszukommen. »Das ist eine Möglichkeit«, erwiderte ich. »Aber sie wissen, welches Auto wir fahren.«
    »Und, haben wir irgendeine andere Wahl?«, fragtest du.
    »Ich weiß nicht.« Ich wusste nicht einmal, wohin ich fuhr. Ich gab einfach Gas und fuhr immer tiefer ins Nirgendwo. Die Nacht war ruhig und friedlich. Nichts bewegte sich außer uns. Ich fuhr die leere, baumgesäumte Straße entlang, bog immer wieder ab, und wir sahen nichts.
    »Lass uns einfach weiterfahren«, sagtest du. »Lass uns einfach den Highway nehmen und fahren. Sie kennen also unser Auto. Na und? Hier ist niemand, Joe.« Ich sah, wie die Schatten der Bäume, an denen wir vorbeifuhren, über dein Gesicht huschten und abwechselnd helle und dunkle Streifen darauf zeichneten. »Wie wollen sie uns finden, wenn sie nicht mal hier sind?«
    »Vielleicht hast du recht«, sagte ich. Allein der Gedanke, einfach davonzufahren, war eine

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