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Der Hinterhalt

Der Hinterhalt

Titel: Der Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevor Shane
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Erleichterung. »Wir können den Wagen später loswerden. Wir können wieder untertauchen.« Ich bog ein weiteres Mal ab, um zu dem langen, zweispurigen Highway zu kommen, weg von Charleston, weg von unserem neuen Leben. Ich brauchte nur auf den Highway zu fahren und Gas zu geben. Für einen Augenblick erschien alles so einfach.
    Dann hörten wir ein Krachen. Es kam aus dem Nichts und hallte durch die Nacht wie Donner. »Was war das, verdammt?«, schriest du und drehtest dich auf deinem Sitz um, ohne zu wissen, aus welcher Richtung das Geräusch gekommen war. Es hatte sich beinahe wie eine Explosion angehört. Und es war vom Highway gekommen, von dem Highway, auf den wir zufuhren.
    »Keine Ahnung«, entgegnete ich und fuhr langsamer, damit wir besser hören konnten. Sekunden nach dem Krachen war zunächst ein aufheulender Motor zu hören, dann das Quietschen von Reifen auf Asphalt. Es kam vom Highway. Das Geräusch wurde immer lauter. Was auch immer es war, wer auch immer es war, es kam auf uns zu. Ich schaltete die Scheinwerfer aus, ohne den Wagen anzuhalten. Wir fuhren ohne Licht durch die Dunkelheit. Das Geräusch kam immer näher. Es war inzwischen ganz nahe. Ich riss das Lenkrad nach rechts, fuhr von der Straße und zwängte den Wagen zwischen zwei Bäume. Genau in dem Moment, als ich den Motor ausschaltete, raste auf der Straße ein Auto an uns vorbei. Ich sah ihm im Rückspiegel nach. Es flog wie ein verschwommener Fleck vorbei. Nur einen Sekundenbruchteil später folgte ein weiterer Wagen, der den ersten verfolgte. Bei dem zweiten Auto war der vordere Kotflügel eingedrückt. Es hatte irgendetwas gerammt. Weiß Gott, was. Wir saßen ein paar Sekunden lang schweigend da, bis ich es wagte, den Motor wieder anzulassen. Keiner von uns beiden atmete.
    »Denkst du, die haben nach uns gesucht?«, fragtest du mich. Ich schaltete das Licht an. Dann fuhr ich wieder auf die jetzt leere Straße.
    »Ergibt irgendwas anderes einen Sinn?«, entgegnete ich. Du schütteltest den Kopf. Du kanntest die Wahrheit. Sie waren da draußen. Sie waren ganz in der Nähe. Und sie machten Jagd auf uns.
    »Was sollen wir jetzt tun?«, fragtest du. Deine Angst, die noch kurz zuvor wie weggeblasen gewesen war, machte sich wieder in deiner Stimme breit.
    »Das ändert gar nichts. Wir wussten ja bereits, dass sie hier sind.« Ich beschleunigte langsam. Wir fuhren Richtung Highway. Als wir auf der Zufahrt ankamen, blickte ich den dunklen Highway hinunter. Er war lang, gerade und leer und führte in die Dunkelheit. Ich lenkte unser Auto auf den Highway. Ich wollte einfach nur fahren. Ich stieg aufs Gaspedal, doch nur für einen kurzen Moment.
    »Heilige Scheiße!«, schriest du. »Was ist das?« Ich sah es ebenfalls, erhaschte einen Blick davon am Rand des Lichtkegels unserer Scheinwerfer. Irgendetwas entfernte sich vom Fahrbahnrand. Was auch immer es war, es sah nicht wie ein Mensch aus. Zum zweiten Mal innerhalb weniger Minuten lenkte ich unseren Wagen von der Straße und schaltete das Licht aus.
    »Warte hier«, sagte ich zu dir. Du hörtest nicht auf mich. Bis ich aus dem Auto geklettert war, standest du bereits draußen. In der warmen Luft hing ein stechender Geruch, den ich erkannte, aber nicht einordnen konnte. Ich zog die Pistole aus meinem Gürtel und näherte mich der Bewegung am Straßenrand. Du gingst so dicht hinter mir, dass sich unsere Körper beinahe berührten. Ich spürte deinen Atem im Nacken. Bevor ich irgendetwas sah, spürte ich, wie du hinter mir nach Luft schnapptest.
    »Oh, mein Gott!«, schriest du. Ich senkte den Blick. Das Gras vor uns war dunkel verfärbt. »Da ist Blut!«, riefst du. »Da ist alles voller Blut!« Daher stammte der Geruch. Es handelte sich um den Geruch von Blut.
    »Leise«, flüsterte ich. »Ganz egal, was wir sehen, wir müssen leise sein.« Die Blutspur begann am Straßenrand und führte bis zu dem, was wir vom Auto aus gesehen hatten. Es bewegte sich noch immer. Ich trat einen Schritt näher heran. Jetzt konnte ich mehr erkennen. Es handelte sich um einen Mann, doch er war in schlimmerer Verfassung, als ich es jemals bei irgendjemandem gesehen hatte. Ich hatte Tote gesehen, die in besserer Verfassung waren. Er lag mit dem Gesicht nach unten im Gras. Er war ganz in Schwarz gekleidet, trug die Uniform eines Killers – die gleiche Uniform, die auch ich unzählige Male getragen hatte. Die Bewegungen seines Körpers waren völlig unnatürlich. Seine Arme bewegten sich in Richtungen, in die sie sich

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