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Der Hinterhalt

Der Hinterhalt

Titel: Der Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevor Shane
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Stacheldraht umzäunt, um ungebetene Gäste fernzuhalten. Um mich fernzuhalten. Ich fragte nicht, wer er war und was er tat. Nach dem, was gerade passiert war, brauchte ich keine Motivation. Ich würde nach Montreal fliegen und den Job sechs Tage lang vorbereiten. Anschließend hatte ich ein paar Tage Zeit, um ihn zu erledigen. Ich sollte mich frühestens nach zehn Tagen wieder melden, es sei denn, ich brauchte irgendetwas. »Ruf mich erst wieder an, wenn du vor einer Leiche stehst«, sagte Brian.
    »Okay«, erwiderte ich und gab mir Mühe, meine Antwort überzeugend klingen zu lassen. »Also, wie nehme ich mit Michael Kontakt auf?«
    »Bleib am Telefon. Ich stelle ihn durch.«
    »Danke, Brian.«
    »Hör mal, Joe, nenn mich nicht Brian. Ich bin Matt. Es muss Matt sein. Victor Erickson. Leonard Jones. Elizabeth Weissman.« Es war ein Klicken in der Leitung zu hören, dann herrschte Stille. Ich wartete ein paar Sekunden, dann ertönte ein weiteres Klicken.
    »Hallo?« Ich hörte Michaels Stimme. Er klang verwirrt.
    »Michael? Hier ist Joseph.«
    »Joe!« Michael klang aufrichtig begeistert. In seiner Stimme lag weder Wut noch Verbitterung. »Sieh mal einer an, du brichst die Regeln. Wie zum Teufel hast du das eingefädelt?«
    »Ich habe Freunde in der Chefetage«, entgegnete ich. »Hat man dir nicht gesagt, dass ich versucht habe, dich zu erreichen?«
    »Nein, mein Ansprechpartner hat mir nur gesagt, dass ich in der Leitung bleiben soll, also bin ich in der Leitung geblieben. Wie geht’s dir? Wo steckst du?«
    »Georgia«, erwiderte ich.
    »Was du nicht sagst. Hotlanta? Da kann man richtig einen draufmachen.« Ich war nicht wirklich in der Stimmung, richtig einen draufzumachen. »Was gibt’s, Joe?« Es war, als hätte es Beach Haven nie gegeben.
    »Ich wollte mich nur vergewissern, dass mit dir alles in Ordnung ist. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, dass ich dich einfach so im Stich gelassen habe.«
    »Ist ja echt süß von dir, dass du dich nach mir erkundigst.« Mit Sticheleien konnte ich umgehen. Michael hielt kurz inne und sagte dann: »Mir geht’s gut. Es gab ein paar unheimliche Momente, die aber im Nachhinein eine gute Geschichte ergeben. Kurz nachdem sie mich wieder zugenäht hatten, sind zwei Bullen reingekommen, haben mich aus dem Bett gezerrt, mich in ihren Streifenwagen gesteckt und mir gesagt, dass sie mich einbuchten. Echte Bullen noch dazu. Mit einem echten Streifenwagen. Das war verrückt. Wie sich herausgestellt hat, waren sie welche von uns. Stell dir das mal vor. Wer hätte damit gerechnet? Echte Bullen? Auf jeden Fall haben sie mir gesagt, sie hätten einen Anruf von irgendeinem hohen Tier beim Geheimdienst bekommen und den Befehl erhalten, mich an einen sicheren Ort zu bringen, an einen Ort, an dem ich weiter zusammengeflickt werden könnte. Hast du dieselben Beziehungen spielen lassen, um mich zu retten, die du auch benutzt hast, um dieses Telefongespräch einzufädeln?«
    »Nein«, erwiderte ich. Ich wünschte, ich hätte etwas anderes sagen können. »Dass du aus diesem Loch geholt wurdest, in dem ich dich zurückgelassen hatte, ist allein Jareds Werk.«
    Ich konnte spüren, wie Michael am anderen Ende der Leitung nickte. »Dieser Bursche weiß wirklich, wo’s langgeht. Wir geben ein ziemlich gutes Team ab, wir drei. Ich habe den Enthusiasmus. Jared hat die Pläne.«
    »Ja«, erwiderte ich und fragte mich, was ich wohl hatte. Fragte mich, warum die beiden immer noch mit mir befreundet waren. Obwohl ich die Frage nicht laut stellte, schien Michael sie zu erahnen.
    »Du hast Herz, Joe. Du hast sogar angerufen, um dich nach mir zu erkundigen.«
    »Tut mir leid, dass ich dich im Krankenhaus zurückgelassen habe, Michael.« Ich musste mich entschuldigen. Ich musste die Schuldgefühle loswerden. Sie waren ein Gift, das ich seit Tagen in mir herumtrug. Ich wünschte, ich könnte behaupten, dass ich mich anschließend besser fühlte.
    »Mach dir deshalb keine Gedanken, Joe. Was hättest du denn sonst tun sollen? Wenn du geblieben wärst, hättest du alles vermurkst. Die Bullen – die Bullen, die mir bei meiner Flucht geholfen haben – konnten mich nur verlieren, weil ich allein war. Uns beide zu verlieren hätte sich nur schwer vertuschen lassen. Du musstest verschwinden. Jared würde genau das Gleiche sagen.«
    Es war mir egal, was Jared gesagt hätte. »Jared weiß nicht alles.« Ich wollte ihn fragen, warum er so viel tapferer war als ich. Stattdessen brachte ich nicht mehr heraus als: »Warum

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