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Der Hinterhalt

Der Hinterhalt

Titel: Der Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevor Shane
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der Tasche, und als ich dort ankam, holte ich ihn in der Hoffnung hervor, eine geeignete Stelle zu finden, von der ich das morgendliche Treiben unbemerkt beobachten konnte. Das Haus war riesig. Der Grundriss wurde ihm nicht gerecht. Alle Zimmer waren gigantisch. Die Vorderseite des Hauses zeigte zur Straße, während man von der Rückseite aus einen traumhaften Blick auf den Park hatte. Das Schlafzimmer meiner Zielperson befand sich im hinteren Bereich des Hauses, also begab ich mich in den Park. Dort kletterte ich auf einen Baum, der noch genug Blätter hatte, um mir Tarnung zu bieten. Ich machte es mir auf einer Astgabel bequem und richtete mein Fernglas auf das Schlafzimmerfenster.
    Ich war ein bisschen zu spät dran. Durch die Lamellen der Jalousien konnte ich gerade noch ins Schafzimmer spähen. Das Bett war leer, ungemacht, aber leer. Ich suchte die anderen Fenster ab. An keinem der übrigen Fenster zum Park befanden sich Jalousien. Zwei Fenster neben dem Schlafzimmer meiner Zielperson befand sich das Zimmer der Leibwächter. Ich spähte hinein und sah einen von ihnen auf dem Boden Liegestütze machen. Bei fünfundachtzig hörte ich auf zu zählen. Nachdem der Leibwächter etwa zwanzig Minuten lang ununterbrochen Liegestütze gemacht hatte, drehte er sich um und machte Sit-ups. Auch das schien sich eine Ewigkeit hinzuziehen. Wie in meinen Unterlagen zu lesen stand, hatte dieser Bodyguard eine Tätowierung mit dem Symbol der australischen Armee am rechten Oberarm und eine weitere am Rücken, die einen Wellenreiter zeigte, der von einem Hai gebissen wird. Bei ihm handelte es sich um den Zivilisten. Du bist weit weg von zu Hause, mein Freund, dachte ich, holte ein Notizbuch hervor und schrieb mir den zeitlichen Ablauf auf. Dem Geheimdienstbericht zufolge, den ich erhalten hatte, wechselten sich die beiden Leibwächter nächteweise ab. Also war der Zivilist diese Woche am Dienstag, Donnerstag und Samstag an der Reihe und nächste Woche am Montag, Mittwoch und Freitag. Die übrigen Nächte würde der andere Leibwächter übernehmen, gegen den ich etwas tun konnte. Nach den Sit-ups begann der Australier Beugestütze zu machen, wozu er zwei Stühle benutzte.
    Ich nahm die anderen Fenster unter die Lupe. Da war meine Zielperson. Im Fitnessraum im Untergeschoss. Er befand sich auf dem Stepper, trug ein Headset und telefonierte, während er trainierte. Er unterhielt sich angeregt, was seinen Rhythmus auf dem Gerät ruinierte. Ein paar Mal dachte ich, er würde herunterfallen. Meine Zielperson war knapp einen Meter fünfundsiebzig groß, hatte dunkles Haar und trug einen Bart, der erste Anzeichen zeigte, grau zu werden. Für einen Geschäftsmann war er nicht schlecht in Form, doch sein Bauch hing ihm trotzdem leicht über die Shorts. Seine Augen waren dunkelbraun, beinahe schwarz. Sein Anblick löste eine instinktive Reaktion bei mir aus. Ich wusste, dass ich nicht zögern würde, ihn zu erledigen.
    Ich inspizierte den Rest des Hauses. Neben dem Fitnessraum befand sich ein Wohnzimmer mit einem Billardtisch mit violettem Filzbezug. Die Küche und das riesige Wohnzimmer führten zum Garten. Letzterer war vollständig von einem weißen Metallzaum umgeben. Auf beiden Eckpfosten waren Videokameras montiert. Ich riss ein großes Stück Rinde von dem Baum, auf dem ich saß, und warf es in den Garten. Als es über den Zaun flog, drehten sich sofort beide Kameras und folgten ihm, bis es landete. Laser-Bewegungsmelder. Ich richtete den Blick wieder auf das Zimmer des Leibwächters. Wie ich erwartet hatte, wurde durch die Bewegung ein kleiner Alarm im Bodyguard-Zimmer ausgelöst, und der Australier drehte sich um und warf einen Blick auf den Computer auf seinem Schreibtisch. Er sah, was die Videokameras sahen. Ich richtete mein Fernglas auf die Kameras und notierte Hersteller und Modell, damit ich später recherchieren konnte.
    Um sieben Uhr tauchte die Hausangestellte in voller Dienstmädchen-Montur auf. Sie trug ein taubenblaues Kleid, das ihr knapp über die Knie reichte, und eine weiße Schürze mit Rüschen auf der Seite. Wer ließ seine Haushaltshilfen heutzutage noch solche Kleidung tragen? Dieser Typ war echt ein schräger Vogel. Die Hausangestellte kam herein und begann mit der Zubereitung des Frühstücks. Meine Zielperson frühstückte Speck mit Eiern, Toast und Melone. Er saß allein am Tisch und las die Morgenzeitung. Der Australier aß Eier, Kartoffeln, Melone und eine Schüssel Müsli. Er saß allein an der

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