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Der Hinterhalt

Der Hinterhalt

Titel: Der Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevor Shane
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Gefrierfach befand sich eine Tiefkühlpizza, und an der Wand stand ein Weinregal mit ein paar Flaschen Rotwein. Entweder hielt mein Gastgeber nichts von Vorräten, oder er hatte die Wohnung vor meiner Ankunft leergeräumt. Ich schob die Tiefkühlpizza in den Ofen und setzte mich aufs Sofa. Mir stand ein einsamer Job bevor. Auf dem Couchtisch vor mir lag ein dicker brauner Briefumschlag. Er war mir beim Betreten der Wohnung sofort aufgefallen, aber ich hatte mir Mühe gegeben, ihn zu ignorieren, während ich mich an meine neue Umgebung gewöhnte. Ich starrte ihn einfach noch ein oder zwei Minuten an, bis sich der Geruch der mittelmäßigen Tiefkühlpizza in der Wohnung ausbreitete. Dann riss ich den Umschlag auf.
    Bei meiner Zielperson handelte es sich um einen kanadischen Wissenschaftler, der inzwischen Geschäftsmann war. Offenbar leitete er ein großes Pharmaunternehmen. Er war stinkreich. Seinen Wohlstand nutzte er, um Operationen unserer Feinde auf der ganzen Welt zu finanzieren. Afrika, Europa, Asien – sein Geld ging überallhin. Außerdem entwickelte er chemische und biologische Waffen, die im Krieg verwendet wurden. Dabei handelte es sich allerdings nicht um Massenvernichtungswaffen, mit denen der Feind vergast wurde. Er entwickelte zielgenaue, präzise Gifte, die sich kaum nachweisen ließen. Wir wussten, dass er das tat, doch wir hatten keine Ahnung, wie viele von unseren Leuten wir bereits verloren hatten, weil sie an einer seiner Erfindungen erstickt waren. Dutzende? Hunderte? Tausende? Fast alles war möglich.
    Meine Zielperson wurde in der Regel von zwei Leibwächtern begleitet. Einer der beiden war in den Krieg hineingeboren worden. Er war einer von den anderen und ein ausgebildeter Ranger der US-Armee. Auf dem Papier und nach den Fotos zu urteilen war er ein knallharter Bursche. Trotzdem handelte es sich bei ihm um Freiwild. Der andere Leibwächter stellte das größere Problem dar. Er war Zivilist. In den Unterlagen, die mir ausgehändigt worden waren, hieß es, er sei völlig ahnungslos, was den Krieg anbetraf. Er war getäuscht worden und ging davon aus, er würde einfach nur einen paranoiden kanadischen Geschäftsmann beschützen. Der zweite Leibwächter hatte früher bei der australischen Marine gedient und war als Zivilist unantastbar. Es sah diesen Mistkerlen ähnlich, ihn als zivilen Schutzschild zu benutzen.
    Meine Pizza war fertig. Ich suchte mir einen Teller, legte die Pizza darauf und begann, über den Tagesablauf meiner Zielperson zu lesen. An zwei Tagen in der Woche, dienstags und donnerstags, unterrichtete er als Lehrbeauftragter Chemie an der McGill University. Jeden Montag ging er mit verschiedenen Gästen von außerhalb im chinesischen Viertel zum Mittagessen. Seine Mittwochnachmittage verbrachte er in einem Strip-Club im unteren Teil der St. Laurent Street, ebenfalls mit auswärtigen Gästen. Dabei handelte es sich nicht um Vergnügungsausflüge, sondern um Treffen, bei denen Geschäfte gemacht wurden. Manchmal drehte es sich bei diesen Geschäften um unseren Krieg, manchmal drehte es sich um andere Kriege. Die Treffen wurden streng bewacht. Die Abende verbrachte er normalerweise zu Hause.
    Das Haus meiner Zielperson befand sich auf der anderen Seite des Mount Royal und war eine wahre Festung. Abends blieb nur einer der Leibwächter bei ihm, und bei diesem Job wechselten sich die beiden ab. Der jeweilige Leibwächter verbrachte die Nacht in einem Gästezimmer im Haus. Am nächsten Abend blieb der andere Leibwächter.
    Ich beschloss, am nächsten Tag mit meiner Aufklärungsarbeit zu beginnen. Ich würde meiner Zielperson eine Weile folgen, um irgendwelche Schwachpunkte zu finden, um herauszubekommen, ob die Leibwächter nachlässig wurden. Mein Plan – der einzige, den ich zu diesem Zeitpunkt parat hatte – war, ihn drei Tage lang zu beschatten und dann einen besseren Plan auszuarbeiten. Morgen war Mittwoch. Der Strip-Club stand auf der Tagesordnung. Ich hatte keine Ahnung, dass du mein Leben verändern würdest.
    Am nächsten Morgen erwachte ich vor Sonnenaufgang und machte mich auf den Weg zum Haus meiner Zielperson. Ich hatte einen arbeitsreichen Tag vor mir. Mein Plan war, ihn zu beschatten, vom Moment des Aufstehens an, bis er wieder schlafen ging. Ich packte ein Fernglas in meinen Rucksack und kaufte unterwegs in einem Laden an einer Straßenecke als Proviant Müsliriegel und Mineralwasser.
    Die Sonne ging gerade auf, als ich das Haus erreichte. Ich hatte einen Grundriss in

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