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Der Hintermann

Der Hintermann

Titel: Der Hintermann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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verstand sich darauf, an Konferenztischen sehr einfühlsam über ihn zu sprechen. Sein Hauptbeitrag zur Literatur über den Krieg gegen den Terror bestand aus einem Artikel in der Zeitschrift Foreign Affairs , in dem er behauptet hatte, die Vereinigten Staaten könnten weitere terroristische Anschläge überstehen und aus ihnen gestärkt hervorgehen. Der Artikel hatte die Aufmerksamkeit eines charismatischen Senators geweckt, und als dieser Senator Präsident geworden war, hatte er einen großen Teil der Verantwortung für die Sicherheit der Vereinigten Staaten in die Hände eines politischen Lohnschreibers gelegt, der irgendwann einmal eine Woche in Langley verbracht und in dieser Zeit vor allem Kaffee für den CIA-Direktor geholt hatte.
    Nun folgte ein etwas peinlicher Augenblick, weil unklar war, wer am Kopfende des Tischs sitzen würde: Carter oder McKenna. Nach den ungeschriebenen Regeln des Geheimbunds folgte der Vorsitz dem Territorialprinzip, aber es gab keine Ausführungsbestimmungen für den Umgang mit politischen Hochstaplern. McKenna überließ den Vorsitz dann doch Carter und setzte sich neben Graham Seymour, der ihm weniger bedrohlich erschien als das israelische Quartett. Carter legte Pfeife und Tabaksbeutel zur späteren Verwendung vor sich auf den Tisch und klappte sein abgeschirmtes Notebook auf. Auf seiner Festplatte war ein Anruf gespeichert, den die NSA mitgehört hatte. Das Telefongespräch war am Vortag um 10.36   Uhr Ortszeit zwischen der TransArabian Bank in Zürich und der Pariser Zentrale der AAB Holding geführt worden. Gesprochen hatten Samir Abbas, ein Banker mit verdächtig guten Verbindungen zu fragwürdigen islamischen Hilfsorganisationen. Und Nadia al-Bakari, seine neue Kundin. Die beiden hatten zwei Minuten und zwölf Sekunden lang miteinander gesprochen. Carter verteilte Exemplare der von der NSA angefertigten Übersetzung. Dann rief er die Audiodatei auf seinem Notebook auf und drückte auf Play.
    Die erste Stimme, die zu hören war, gehörte Nadias Chefsekretärin, die Abbas zu warten bat, während sie ihn durchstellte. Nadia al-Bakari hob genau sechs Sekunden später ab. Nach der üblichen islamischen Begrüßung durch die Beteuerung des Wunsches nach Frieden berichtete Abbas, er habe soeben »mit einem Partner des Jemeniten« gesprochen. Das Unternehmen des Jemeniten schien in letzter Zeit schwere Rückschläge erlitten zu haben und brauchte dringend frisches Kapital. Der Partner wollte an Nadia persönlich appellieren und war bereit, über künftige Pläne – auch über mehrere Deals in Amerika – zu diskutieren. Dieser Partner, der dem Jemeniten nach Abbas’ Darstellung »äußerst eng verbunden« war, hatte Dubai als Treffpunkt vorgeschlagen. Anscheinend besuchte er das sagenhaft reiche Emirat häufig und besaß sogar eine bescheidene Eigentumswohnung in Jumeirah Beach. Doch hatte der Partner des Jemeniten volles Verständnis für Frau al-Bakaris Sicherheitsbedürfnis und schlug daher vor, sich an einem Ort mit ihr zu treffen, der für sie komfortabel und sicher war.
    »Wo?«
    »Im Hotel Burj al Arab.«
    »Wann?«
    »Donnerstag in einer Woche.«
    »Da habe ich geschäftliche Verpflichtungen in Istanbul.«
    »Der Partner hat leider einen sehr vollen Terminkalender. In absehbarer Zukunft ist dies sein einzig möglicher Termin.«
    »Bis wann braucht er eine Antwort?«
    »Sofort, fürchte ich.«
    »Welche Zeit schlägt er vor?«
    »Einundzwanzig Uhr.«
    »Mein Sicherheitsdienst wird keine terminlichen Verschiebungen zulassen.«
    »Der Partner versichert mir, dass es garantiert keine geben wird.«
    »Dann richten Sie ihm bitte aus, dass ich am kommenden Donnerstag um einundzwanzig Uhr im Burj bin. Und sagen Sie ihm, dass er pünktlich sein soll. Ich investiere kein Geld bei Leuten, die zu Besprechungen zu spät kommen.«
    »Ich versichere Ihnen, dass er pünktlich sein wird.«
    »Wer kommt sonst noch?«
    »Nur ich – außer Sie möchten allein mit ihm reden, versteht sich.«
    »Nein, mir wär’s lieber, wenn Sie dabei wären.«
    »Dann wäre es mir eine Ehre, an Ihrer Seite zu sein. Ich warte in der Hotelhalle. Meine Handynummer haben Sie.«
    »Gut, wir sehen uns kommenden Donnerstag, Inschallah .«
    » Inschallah , Frau al-Bakari.«
    Carter drückte auf Pause.
    »Die nächste Aufzeichnung betrifft einen Anruf, den Samir erst vor gut zehn Stunden bekommen hat. Er hat noch fest geschlafen und war nicht begeistert, als sein Telefon geklingelt hat. Seine Laune hat sich

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