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Der Hintermann

Der Hintermann

Titel: Der Hintermann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Wir wählen den Ort. Wir suchen die Möbel aus. Wir bestellen die Drinks. Und wir servieren sie möglichst auch. Und wir denken nicht im Traum daran, jemanden wie Nadia al-Bakari näher als eine Meile an einen Kerl wie Malik herankommen zu lassen.«
    »Aber manchmal müssen wir das Blatt spielen, das wir bekommen haben«, stellte McKenna fest. »Haben Sie das dem Präsidenten nicht am Tag nach dem Tod der sieben CIA-Agenten erzählt?«
    Gabriel sah Zorn in Carters Blick aufblitzen, was selten genug vorkam, aber als er weitersprach, klang seine Stimme so ruhig und unaufgeregt wie immer. »Mein Vater war Geistlicher der Episkopalkirche, Jim. Ich spiele keine Karten.«
    »Was empfehlen Sie also?«
    »Dieses Unternehmen war erfolgreicher, als wir jemals hätten hoffen dürfen«, sagte Carter. »Vielleicht sollten wir unser Glück nicht mit einem riskanten Pass im letzten Viertel überstrapazieren.«
    Schamron war sichtlich irritiert. Er hielt den Gebrauch von amerikanischen Sportmetaphern für unangemessen, wenn es um eine so wichtige Sache wie Spionage ging. Seiner Überzeugung nach verspielten Geheimdienstagenten keine sicher geglaubte Führung oder waren als Batter nach drei Strikes out oder verloren den Ball. Es gab nur Erfolg oder Versagen – und in einer Umgebung wie dem Nahen Osten wurden Misserfolge meistens mit Blut bezahlt.
    »Wir sollten Schluss machen?«, fragte Schamron. »Wollen Sie darauf hinaus, Adrian?«
    »Wieso nicht? Der Präsident hat seinen Sieg eingefahren – und die Agency ebenfalls. Noch besser ist, dass alle noch leben, um ein andermal weiterkämpfen zu können.« Carter tat so, als wische er die Hände aneinander ab, und sagte: » Halal .«
    McKenna wirkte verstört. Gabriel erklärte ihm, was Carter gesagt hatte.
    » Halal bedeutet auf Arabisch ›fertig‹. Aber Adrian weiß genau, dass dieser Krieg niemals zu Ende sein wird. Dies ist ein Krieg für die Ewigkeit. Und Adrian fürchtet, dass er noch viel blutiger werden wird, wenn er einen erfahrenen Terrorplaner wie Malik al-Zubair entwischen lässt.«
    »Niemand möchte Maliks Kopf lieber auf einem Spieß sehen als ich«, bestätigte Carter. »Das hätte er für seine Massaker im Irak verdient, und seine Liquidierung würde die Welt für uns alle sicherer machen. Selbstmordattentäter kosten einen Dime das Dutzend. Aber Planer – echte Terrorplaner – sind äußerst schwer zu ersetzen. Eliminiert man gute Leute wie Malik, bleibt eine Bande hilfloser Möchtegern-Dschihadisten zurück, die rauszukriegen versuchen, wie sie im Keller ihrer Mutter Peroxidbomben bauen können.«
    »Wieso lassen Sie Nadia dann nicht mit ihm zusammmentreffen?«, fragte McKenna. »Wieso soll sie sich nicht anhören, was Malik über seine Zukunftspläne erzählt?«
    »Weil ich bei dieser Vorstellung ein seltsames Kribbeln im Genick spüre.«
    »Aber diese Leute trauen ihr. Weshalb auch nicht? Sie ist Zizi al-Bakaris Tochter. Großer Gott, sie stammt sogar von Wahhab ab!«
    »Ich räume ein, dass sie ihr ein Mal bereits vertraut haben«, sagte Carter. »Aber kein Mensch weiß, ob sie das weiterhin tun werden, nachdem ihr Netzwerk ausgehoben worden ist.«
    »Sie schrecken vor einem Phantom zurück«, sagte McKenna. »Aber das ist ganz natürlich, denke ich. Schließlich führen Sie diesen Kampf schon sehr lange. Seit über einem Jahrzehnt lesen Sie ihre E-Mails, hören ihre Telefongespräche mit und versuchen, versteckte Mitteilungen zu entdecken. Aber manchmal gibt es eben keine. Und manchmal ist ein Treffen in einem Hotel nur ein Treffen in einem Hotel. Und wenn wir’s nicht schaffen, eine schwer bewachte Unternehmerin wie Nadia al-Bakari ins Burj al Arab zu bringen und heil wieder rauszuholen, sind wir vielleicht im falschen Geschäft.«
    Carter schwieg einen Augenblick. »Können wir weiterhin über diese Sache vernünftig sprechen, Jim?«
    »Ich dachte, das täten wir.«
    »Sollte ich annehmen, dass Sie für das Weiße Haus sprechen?«
    »Nein«, sagte McKenna. »Sie sollten annehmen, dass ich für den Präsidenten spreche.«
    »Wollen Sie uns nicht erklären, was der Präsident will, wenn Sie so mit seinen Gedanken vertraut sind?«
    »Er will, was alle Präsidenten wollen. Er will eine zweite Amtszeit. Sonst übernehmen wieder die Insassen die Leitung des Irrenhauses, und alle mühsamen Fortschritte, die wir im Krieg gegen den Terrorismus erzielt haben, würden zunichtegemacht.«
    »Sie meinen Extremismus «, verbesserte Carter ihn. »Aber was ist mit dem

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