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Der Hintermann

Der Hintermann

Titel: Der Hintermann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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schlagartig gebessert, als er die Stimme des Anrufers gehört hat. Dieser Gentleman hat sich nicht die Mühe gemacht, seinen Namen zu nennen. Er hat aus Dschidda in Saudi-Arabien angerufen – mit einem Kartenhandy, das nicht mehr in Betrieb zu sein scheint. Leider ist die Aufzeichnung lückenhaft und durch Störgeräusche entstellt. Hier ein kurzer Eindruck.«
    Carter drückte auf Play.
    »Sag ihr, dass wir mehr Geld brauchen. Sag ihr, dass wir bereit sind, über Zukunftspläne zu diskutieren. Mach ihr klar, dass wir einen wichtigen Mann entsenden.«
    Pause.
    »Wer ist also der enge Partner des Jemeniten, der sich mit Nadia al-Bakari treffen will?«, fragte Carter rhetorisch. »Dieser Anruf scheint die Antwort darauf zu geben. Wegen der schlechten Tonqualität war einiges an Arbeit erforderlich, aber die NSA konnte die Aufzeichnung technisch verbessern und einen Stimmenvergleich durchführen. Sie hat die Aufnahme mit allen Datenbanken abgeglichen, die wir haben – auch mit Aufzeichnungen von Funk- und Telefongesprächen aus dem Irak auf dem Höhepunkt des dortigen Aufstands. Erst vor ungefähr einer Stunde hat sie eine Entsprechung gefunden. Möchte jemand raten, wer der Mann war, der heute Morgen bei Samir Abbas angerufen hat?«
    »Ich wäre versucht, auf Malik al-Zubair zu tippen«, sagte Gabriel, »aber das kann nicht sein. Wie Sie selbst am besten wissen, Adrian, ist Malik ein Gerücht. Malik ist lediglich eine Vermutung Dinas.«
    »Nein, das ist er nicht«, gab Carter zu. »Dina hatte recht. Malik al-Zubair existiert wirklich. Er war vor zwei Tagen in Dschidda. Und er kommt vielleicht am Donnerstagabend nächster Woche ins Hotel Burj al Arab, um mit Nadia al-Bakari, seiner neuen Gönnerin, zu sprechen. Die Frage ist jetzt die: Was unternehmen wir in dieser Sache?«
    Carter klopfte seine Pfeife am Rand des Aschenbechers aus. Damit war die Sitzung des Schura-Rats eröffnet.

49
    T HE P LAINS , V IRGINIA
    Weil dies ein amerikanisches Unternehmen war, war ein Beschluss im Sinne der Amerikaner zu fällen. McKenna hatte aber offenbar nicht die Absicht, auf diesem Minenfeld als Erster eine Meinung zu äußern, deshalb überließ er das Wort geschickt Carter, der in für ihn typischer Manier mit einem Umweg begann. Er sprach von der Forward Operating Base Chapman, einem CIA-Vorposten weit im Osten Afghanistans, in dem im Dezember 2009 ein Spitzel namens Humam Chalil Abu-Mulal al-Balawi aufkreuzte, um seinem Agentenführer einen Bericht zu übergeben. Dr.   Balawi, ein jordanischer Arzt mit Verbindungen zur dschihadistischen Bewegung, hatte der CIA wichtige Informationen für Angriffe auf al-Qaida-Kämpfer in Pakistan geliefert. In Wirklichkeit sollte er jedoch die CIA und den jordanischen Geheimdienst unterwandern – ein Auftrag, der an jenem Dezembertag schrecklich endete, als er die unter seinem Mantel versteckte Bombe zündete und sieben CIA-Agenten mit in den Tod riss. Das war einer der verlustreichsten Einzelangriffe in der Geschichte der Agency und eindeutig der schlimmste in Carters langer Karriere als Direktor der Operationsabteilung. Der Anschlag demonstrierte, dass die al-Qaida bereit war, außerordentlich viel Zeit und Mühe aufzuwenden, um sich an Geheimdiensten zu rächen, die sie verfolgten. Und er bewies wieder einmal, dass es Tote geben konnte, wenn Spione anfingen, gegen die Grundregeln ihres Handwerks zu verstoßen.
    »Wollen Sie damit andeuten, Nadia al-Bakari mache gemeinsame Sache mit der al-Qaida?«, fragte McKenna.
    »Ich will nichts dergleichen andeuten. Ich bin sogar davon überzeugt, dass Nadia zu einer der wertvollsten Verbündeten des Westens gezählt werden wird, wenn eines Tages die geheime Geschichte des globalen Kriegs gegen den Terror geschrieben wird. Deswegen möchte ich sie auf keinen Fall verlieren, nur weil wir den Hals nicht vollkriegen konnten und sie zu einem Treffen geschickt haben, das sie unbedingt hätte meiden sollen.«
    »Malik lädt sie nicht nach Süd-Wasiristan ein«, sagte McKenna. »Er will sich in einem der berühmtesten Hotels der Welt mit ihr treffen.«
    »Tatsächlich«, antwortete Carter, »wissen wir nicht, ob Malik al-Zubair oder Niemand al-Niemand kommen wird. Aber darum geht’s hier nicht.«
    »Worum denn sonst?«
    »Dieses Treffen verstößt gegen unsere handwerklichen Grundsätze. An die erinnern Sie sich wohl noch, Jim? Die erste Regel besagt, dass wir die äußeren Umstände möglichst umfassend unter Kontrolle haben. Wir setzen den Zeitpunkt fest.

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