Der Hintermann
Stirn.
»Wie ich sehe, haben Sie Ihre Partner mitgebracht.«
»Wir dachten, es sei an der Zeit, dass Sie ihre Bekanntschaft machen.«
»Wer sind sie also?«
»Der distinguierte grauhaarige Gentleman ist Graham. Er ist Engländer.«
»Unverkennbar.« Sie musterte Carter. »Und er?«
»Das ist Adrian.«
»Amerikaner?«
»Ich fürchte ja.«
Ihr Blick glitt über Gabriel hinweg und blieb bei Schamron hängen.
»Und wo haben Sie den gefunden?«
»Auf dem Grund unserer Zeitrechnung.«
»Hat er einen Namen?«
»Er zieht es vor, Herr Heller genannt zu werden.«
»Was macht Herr Heller?«
»Meistens stiehlt er anderer Leute Geheimnisse. Manchmal hat er auch neue Ideen, wie man Terroristengruppen ausschalten kann. Dass Sie jetzt hier sind, ist letztlich Herrn Heller zu verdanken. Es war seine Idee, Sie zu bitten, mit uns gegen Raschids Terrornetzwerk anzugehen.«
»Findet er, dass ich nächste Woche den Termin in Dubai wahrnehmen sollte?«
»Es ist eine Gelegenheit, der er nur schwer zu widerstehen vermag. Aber er macht sich Sorgen bezüglich der Echtheit der Einladung. Und er würde niemals zulassen, dass Sie sich in eine Situation begeben, in der er nicht für Ihre Sicherheit garantieren kann.«
»Im Burj al Arab habe ich schon mehrmals gewohnt. Das Hotel ist mir nie besonders gefährlich erschienen. Außer es ist voller Briten«, fügte sie mit einem Blick zu Graham Seymour hinüber an. »Für meinen Geschmack verhalten Ihre Landsleute sich ein bisschen zu ungezwungen, wenn sie in Dubai sind.«
»Ja, davon habe ich gehört.«
Sie wandte sich wieder an Gabriel. »In den Zeitungen hat gestanden, dass die Terroristen letzte Woche einen schweren Rückschlag erlitten haben. Der amerikanische Präsident hat bei seiner Fernsehansprache sehr zufrieden gewirkt.«
»Völlig zu Recht.«
»Vermute ich richtig, dass mein Geld etwas damit zu tun hatte?«
»Ihr Geld hatte alles damit zu tun.«
»Sie haben Raschids Netzwerk also einen schweren Schlag versetzt.«
Gabriel nickte langsam.
»Aber keinen auf Dauer wirkungsvollen Schlag?«
»In diesem Geschäft ist nichts von Dauer, Nadia.«
»Besitzen Sie genügend Informationen, um Raschid al-Husseini aufspüren zu können?«
»Nicht im Augenblick.«
»Was ist mit dem Mann, dessen Namen Sie mir nicht sagen wollen?«
Gabriel schüttelte den Kopf. »Wir wissen nicht einmal, welchen Namen er benutzt, mit welchem Pass er reist oder wie er heutzutage aussieht.«
»Aber Sie wissen , dass er nächsten Donnerstagabend in Dubai mit mir zusammentreffen will.« Nadia holte ihr Zigarettenetui aus der Handtasche, nahm eine Virginia Slim heraus und zündete sie an. »Ihr weiteres Vorgehen liegt doch auf der Hand, Mr. Allon. Nachdem Sie die Organisation zerschlagen haben, müssen Sie jetzt die Führung liquidieren. Sonst sitzen Sie alle in ein bis zwei Jahren wieder zusammen und zerbrechen sich den Kopf, wie einem neuen Netzwerk beizukommen ist.«
Gabriel blickte Schamron wortlos an. Mit kaum merklichem Nicken forderte der Alte ihn schließlich auf, er solle das Gespräch fortsetzen.
»Auch wenn wir von Berufs wegen lügen«, sagte Gabriel, »betrachten wir uns als Ehrenmänner, die Wort halten. Wir haben Ihnen ein Versprechen gegeben, das wir unbedingt halten möchten.«
»Welches Versprechen meinen Sie?«
»Wir haben Sie gebeten, uns zu helfen, indem Sie ein Terrornetzwerk heimlich mit Geld versorgen. Aber wir haben nie davon gesprochen, dass wir Sie bitten würden, einen Mörder von Angesicht zu Angesicht zu identifizieren.«
»Die Lage hat sich eben geändert.«
»Aber nicht unsere Verpflichtung Ihnen gegenüber.«
Sie blies eine dünne Rauchfahne in Richtung Decke und lächelte. »Ihre Sorge um meine Sicherheit ist sehr löblich, aber ganz und gar ungerechtfertigt. Wie Sie wissen, bin ich eine der am besten bewachten Privatpersonen der Welt. Während meines Aufenthalts in Dubai werde ich ständig von einem großen Team von Leibwächtern umgeben sein. Sie werden jeden Raum durchsuchen, bevor ich ihn betrete, und jeden nach Waffen abtasten, bevor er zu mir vorgelassen wird. Für einen Auftrag dieser Art bin ich ideal geeignet, weil mir nichts Schlimmes passieren kann.«
Gabriel sah erneut zu Schamron hinüber. Der Alte nickte nochmals.
»Uns geht es nicht nur um Ihre körperliche Sicherheit«, sagte Gabriel. »Wir müssen auch Rücksicht auf Ihr emotionales und psychisches Wohlbefinden nehmen. Es gibt Menschen, denen es nichts ausmacht, jemanden aus ihrem
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