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Der Hintermann

Der Hintermann

Titel: Der Hintermann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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geografische Herausforderungen«, sagte Navot. »Nach unserem Wissen hat das Land nur einen Ein- und Ausgang.«
    »Den Flughafen«, sagte Carter.
    »Richtig«, sagte Gabriel. »Aber wir müssen unabhängig von Linienflügen sein. Wir brauchen ein eigenes Flugzeug, US-Zulassung, unverdächtiger Eigner.«
    »Ich besorge Ihnen eine G5.«
    »Eine Gulfstream ist nicht groß genug.«
    »Was wollen Sie also?«
    Gabriel sagte es ihm. Carter starrte die Zimmerdecke an, als rechne er sich im Stillen aus, wie stark dieser Wunsch sein operatives Budget belasten würde.
    »Als Nächstes erzählen Sie mir bestimmt, dass Sie auch amerikanisches Personal wollen.«
    »Richtig«, sagte Gabriel. »Und ich brauche Waffen.«
    »Marke und Modell?«
    Gabriel zählte sie auf. Carter nickte. »Die lasse ich über die Botschaft ins Land bringen. Ist damit alles abgedeckt?«
    »Alles bis auf den Star der Show«, sagte Gabriel.
    »Dem Klang ihrer Stimme bei dem abgehörten Telefongespräch nach zu urteilen, dürfte nicht allzu viel Überredungskunst nötig sein, um sie zum Mitmachen zu bewegen.«
    »Freut mich, dass Sie so denken«, sagte Gabriel, »denn sie verdient es zu wissen, dass sie das volle Vertrauen und die Unterstützung der amerikanischen Regierung besitzt.« Er machte eine Pause, dann fügte er hinzu: »Das gilt übrigens auch für uns.«
    »Ich habe Ihnen Ausweise, Geld, Waffen und einen Boeing Business Jet mit amerikanischem Personal versprochen. Welchen weiteren Beweis für amerikanische Unterstützung wollen Sie noch?«
    »Ich möchte Ihren Boss sprechen.«
    »Den Direktor?«
    Gabriel schüttelte den Kopf. Carter trat an das abhörsichere Telefon und wählte.
    Es war fast zweiundzwanzig Uhr, als der Escalade durch das Tor an der Fifteenth Street auf das Gelände des Weißen Hauses fuhr. Ein uniformierter Secret-Service-Agent warf einen flüchtigen Blick auf Carters Dienstausweis, dann wies er den Fahrer an, ein Stück weiterzufahren, damit Oscar, der abgerichtete Schäferhund, der Gabriel bei seinem letzten Besuch ein Stück aus dem Bein zu reißen versucht hatte, den Wagen beschnüffeln konnte. An Carters Dienstauto schien dem Spürhund nur der rechte Vorderreifen zu missfallen, an dem er das Bein hob, bevor er in seinen Korb zurückkehrte.
    Nach dieser Inspektion schlängelte sich das SUV durch ein Labyrinth aus Stahlbeton und Stahl bis zum Parkplatz am East Executive Drive. Carter und Chiara blieben im Wagen sitzen, während Gabriel allein die leicht ansteigende Auffahrt zum Weißen Haus hinaufging. Unter dem Säulenvordach des Diplomateneingangs wartete eine große, schlanke Gestalt, die zu einem dunklen Anzug ein weißes Oberhemd ohne Krawatte trug. Die Begrüßung war freundlich, aber zurückhaltend – ein kurzer Händedruck, dann eine lässige Geste, die einen Spaziergang durch das weltweit am schärfsten bewachte sieben Hektar große Stück Land vorschlug. Gabriel nickte knapp, und als der Präsident der Vereinigten Staaten sich nach rechts wandte, wo der alte Magnolienbaum stand, der sich nie ganz davon erholt hatte, dass einmal ein Flugzeug auf ihn gestürzt war, folgte Gabriel ihm.
    Carter beobachtete die beiden Männer scharf, als sie die Einfahrt hinuntergingen – einer lebhaft und präzise in seinen Bewegungen, der andere locker und geschmeidig. Als sie sich dem Fußweg zum Oval Office hinüber näherten, blieben sie plötzlich stehen und wandten sich wie auf Kommando einander zu. Selbst aus der Ferne und bei schlechten Lichtverhältnissen konnte Carter erkennen, dass dieser Wortwechsel keineswegs erfreulich war.
    Dann war ihr Disput offenbar beendet, und die beiden gingen weiter, am Putting Green und dem für die Kinder des Präsidenten eingerichteten Spielplatz vorbei, und kamen außer Sicht. Aus alter Gewohnheit als Agentenführer markierte Carter die Zeit auf seinem abhörsicheren Motorola-Handy und wiederholte diesen Vorgang, als Gabriel und der Präsident wieder sichtbar wurden. Der Präsident hatte die Hände in den Hosentaschen und ging leicht nach vorn gebeugt, als kämpfe er gegen starken Gegenwind an. Den größten Teil des Gesprächs schien jetzt Gabriel zu bestreiten. Er stach beim Reden mit dem Zeigefinger in die Luft, als bemühe er sich, einen wichtigen Punkt besonders hervorzuheben.
    Nachdem die beiden Männer den South Lawn umrundet hatten, erreichten sie wieder den Diplomateneingang, wo es zu einem letzten Wortwechsel kam. Gabriel wirkte am Ende entschlossen, ebenso der Präsident. Er legte

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