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Der Hobbit

Der Hobbit

Titel: Der Hobbit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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Völker; und in manchen Gegenden hatten bösartige Zwerge mit ihnen sogar Bündnisse geschlossen. Aber auf Thorins Volk hatten sie eine ganz besondere Wut, wegen des Krieges, von dem ihr schon gehört habt, von dem aber in dieser Geschichte nicht die Rede sein soll. Im Übrigen ist es den Orks ganz egal, wen sie gefangen nehmen, wenn es nur heimlich und hinterrücks erledigt wird und die Opfer sich nicht wehren können.
    »Wer sind diese erbärmlichen Kreaturen?«, fragte der Großork.
    »Zwerge und so einer!«, sagte der eine Aufseher und zog an Bilbos Kette, so dass der vornüber auf die Knie fiel. »Sie waren in der vorderen Eingangshalle untergekrochen.«
    »Was habt ihr euch dabei gedacht?«, sagte der Großork zu Thorin. »Ihr führt nichts Gutes im Schilde, ganz klar! Die inneren Angelegenheiten meines Volkes ausspionieren, was? Diebe sowieso, höchstwahrscheinlich auch Mordbuben und Elbenfreunde! Na los, was hast du zu sagen?«
    »Thorin der Zwerg, zu Diensten«, antwortete er – eine reine Höflichkeitsfloskel. »Von allem, was du argwöhnst und dir vorstellst, hatten wir keine Ahnung. Wir haben vor einem Unwetter in einer Höhle Schutz gesucht, die uns angenehm und unbewohnt vorkam; nichts lag uns ferner, als dem Volk der Orks irgendwelche Unannehmlichkeiten zu bereiten.« Das war nicht gelogen.
    »Mhmhm!«, sagte der Großork. »Das sagst du! Darf ich wohl mal fragen, was ihr überhaupt hier in den Bergen zu suchen habt, wo ihr hergekommen seid und wo ihr hinwolltet? Eigentlich wüsste ich gern alles ganz genau über euch. Nicht, dass es euch viel nützen wird, Thorin Eichenschild, denn über dein Volk weiß ich schon viel zu viel, aber nun sag gefälligst mal die Wahrheit, oder ich lasse dir eine sehr ungemütliche Sonderbehandlung zuteil werden!«
    »Wir waren unterwegs zu einem Verwandtenbesuch, bei unseren Neffen und Nichten, bei unseren Vettern ersten, zweiten und dritten Grades und den anderen Nachkommen unserer Großväter, die östlich dieses gastfreundlichen Gebirges wohnen«, sagte Thorin, ohne recht zu wissen, was er für den Augenblick sagen sollte, da doch die reine Wahrheit wohl besser unausgesprochen blieb.
    »Das ist ein Lügner, oh, und was für einer!«, sagte einer von den Peitschenknallern. »Mehrere von unseren Leuten wurden in der Höhle vom Blitz getroffen, als wir diese Kreaturen einladen wollten, doch mit uns nach unten zu kommen; und die sind jetzt mausetot. Außerdem hat er noch nicht erklärt, wozu er das hier bei sich getragen hat.« Er hielt Thorins Schwert hoch, das Schwert, das er aus der Trollhöhle mitgenommen hatte.
    Als der Großork es sah, ließ er ein markerschütterndesWutgeheul los, und alle seine Soldaten knirschten mit den Zähnen, hämmerten an ihre Schilde und stampften mit den Füßen auf. Das Schwert erkannten sie sofort. Es hatte seinerzeit Hunderte von Orks getötet, als die blonden Elben von Gondolin in den Bergen Jagd auf sie machten oder vor den Mauern der Stadt mit ihnen kämpften. Die Elben hatten es Orkrist, Orkspalter, genannt, aber die Orks nannten es nur Beißer. Sie hassten es, und noch mehr hassten sie jeden, der es trug.
    »Mordbuben und Elbenfreunde!«, brüllte der Großork. »Fetzt sie! Hackt sie! Beißt sie! Kaut sie! Schafft sie weg ins dunkelste Schlangenloch, und lasst sie nie wieder ans Tageslicht kommen!« Er hatte eine solche Wut, dass er von seinem Sitz aufsprang und sich mit gefletschten Zähnen auf Thorin stürzen wollte.
    Doch im gleichen Augenblick erloschen alle Lichter in der Höhle, und das große Feuer verpuffte in einer blau schimmernden Rauchsäule, die bis zur Decke emporstieg und bohrende weiße Funken über die Orks streute.
    Was nun für ein Gejaul und Gejammer losbrach, ein Geknurr und Gekrächz, Sabbern und Schnattern, Heulen und Zähneklappern, Kreischen und Toben, spottet jeder Beschreibung. Einige hundert Wölfe und Wildkatzen, bei lebendigem Leibe langsam geröstet, hätten nicht so rasen können. Die Funken brannten den Orks Löcher ins Fleisch, und der Rauch, der von der Decke herabsank, machte die Luft so dick, dass selbst Orkaugen nicht mehr durchblickten. Bald fielen sie übereinander, rollten in Knäueln auf dem Boden herum, bissen, traten und schlugen um sich wie verrückt.
    Plötzlich blitzte ein Schwert auf, das ein eigenes Lichtwarf. Bilbo sah, wie es den Großork, der sprachlos vor Wut dastand, glatt durchsäbelte. Er sank zu Boden. Schreiend flüchteten seine Soldaten vor dem Schwert in die

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