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Der Hobbit

Der Hobbit

Titel: Der Hobbit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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entlangstreifend, und sein Herz klopfte gewaltig.
     
    Nun war Bilbo gewiss in Nöten. Aber ihr müsst bedenken, dass die Lage für ihn nicht ganz so schlimm war, wie sie es für euch oder für mich gewesen wäre. Hobbits sind nicht ganz so wie gewöhnliche Menschen; und wenn auch ihre Höhlen freundliche, gut gelüftete Behausungen sind, sehr verschieden von den Stollen der Orks, sind die Hobbits doch an das Leben in unterirdischen Gängen besser gewöhnt als wir. Sie verirren sich dort nicht so leicht – oder finden die gesuchte Richtung wieder, wenn ihr Kopf sich von der Wirkung eines Aufpralls erholt hat. Außerdem können sie sich sehr leise bewegen und gut verstecken, Schrammen und Verletzungen von einem Sturz heilen bei ihnen fabelhaft schnell, und sie haben einen Schatz an Spruchweisheiten, von denen die meisten Menschen nie gehört oder die sie längst vergessen haben.
    Trotzdem, ich für mein Teil wäre nicht gern an Bilbo Beutlins Stelle gewesen. Der Stollen schien kein Ende zu nehmen. Bilbo wusste nur soviel, dass es ziemlich stetigbergab ging und, trotz einiger Kehren und Kurven, immer weiter in die gleiche Richtung. Ab und zu zweigte ein Gang zur Seite hin ab, wie er im Schimmer seines Schwertes erkennen oder an der Wand ertasten konnte. Diese Gänge beachtete er nicht, er beeilte sich nur, an ihnen vorbeizukommen, denn man konnte nicht wissen, ob nicht Orks oder wer weiß welche anderen dunklen Kreaturen daraus hervorstürzen würden. Immer weiter ging er, immer weiter bergab, und noch immer hörte er keinen Laut, nur hin und wieder das Schwirren einer Fledermaus dicht an seinen Ohren, was ihn zuerst erschreckte, dann aber nicht mehr kümmerte, weil es zu oft geschah. Wie lange er so einen Fuß vor den andern setzte, weiß ich nicht. Er konnte nicht mehr, wagte aber auch nicht anzuhalten, also weiter und immer weiter, bis er zum Umfallen müde war. Ihm kam es vor wie der Weg von heute nach morgen und übermorgen und alle Tage danach.
    Völlig unvorbereitet platschten seine Füße in Wasser. Uch, war das eisig! Es ließ ihn jäh zusammenfahren. Er wusste nicht, ob es nur eine Pfütze auf dem Weg war, der Rand eines unterirdischen Wasserlaufs, der den Stollen kreuzte, oder das Ufer eines tiefen, dunklen, unterirdischen Sees. Das Schwert schimmerte kaum mehr. Er stand ganz still und horchte angespannt. Tropfen tröptröptröpfelten von einem unsichtbaren Dach ins Wasser; sonst war nichts zu hören.
    »Also ist es ein Teich oder See und kein unterirdischer Fluss«, dachte er. Trotzdem wagte er nicht, in das dunkle Wasser hinauszuwaten. Er konnte nicht schwimmen, und er dachte auch an widerlich schleimige Tiere mit großen blinden Glotzaugen und schlängelnden Bewegungen. Seltsame Geschöpfe leben in den Seen und Teichen im Innern derBerge: Fische, deren Vorväter vor wer weiß wie vielen Jahren da hinein- und nie wieder hinausgeschwommen sind und die mit der Zeit immer größere Augen bekommen haben, weil sie versuchten, in der Stockfinsternis etwas zu sehen; und noch andere Geschöpfe, schleimiger als Fische. Sogar in den Höhlen und Stollen, die die Orks für sich selbst gebaut haben, leben auch andere Wesen, von denen sie nichts wissen und die sich von draußen eingeschlichen haben, um sich im Dunkeln verborgen zu halten. Manche dieser Höhlen sind auch in den Zeitaltern entstanden, bevor es die Orks gab, die sie nur erweitert und mit Gängen verbunden haben; während die ursprünglichen Besitzer noch immer schleichend und schnüffelnd in den entlegensten Winkeln hausen.
    Tief unten dort an dem dunklen Wasser lebte der alte Gollum, ein kleines, schleimiges Geschöpf. Ich weiß nicht, wo er herkam, und auch nicht, wer oder was er war. Er war Gollum, dunkel wie die Dunkelheit, in der er lebte, abgesehen von den beiden großen runden und blassen Augen in seinem schmalen Gesicht. Er hatte ein kleines Boot, und darin paddelte er geräuschlos über den See – denn ein See war es, breit, tief und eiskalt. Er paddelte mit seinen großen Füßen, die er über den Rand hängen ließ, und nicht das leiseste Plätschern war zu hören. Mit seinen blassen, lampenartigen Augen spähte er nach den blinden Fischen aus, die er mit seinen langen Fingern in Gedankenschnelle packen konnte. Fleisch aß er auch gern, und Ork fand er sehr schmackhaft, wenn er welchen bekommen konnte; aber er gab acht, dass er nie entdeckt wurde. Wenn einmal ein Ork alleine in die Nähe des Seeufers kam, schlich er sich an und erwürgte ihn

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