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Der Hobbknick (German Edition)

Der Hobbknick (German Edition)

Titel: Der Hobbknick (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myk Jung
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tauchte in einen helleren Dämmer. Aber genau in dem Augenblick, als er sich vornahm, sich nicht mehr so schnell zu ärgern, weil ja doch meistens alles gutging, bollerte er direkt in eine Wachmannschaft der Knorks, die am Tor lungerte.
    »Halt!«, schrie der Größte und Hässlichste der Hässlichen. »Du glaubst doch nicht, dass du uns so einfach entkommen kannst, kleiner Halbhoch? Wenn du unsichtbar wärst, hättest du ja womöglich noch eine Chance – aber unhörbar sind Dösköppe doch sowieso! Und so bringt dir der magische Ohrring, den du da im Läppchen baumeln hast, nicht ganz so viel wie du dir vielleicht erhofft hast, dass er bringt! Nun haben wir dich!«
    Und die Knorks richteten ihre krummen Messer auf den Ärmsten. Da fiel Bilbord ein, dass er ja selber eine Waffe hatte. Und die zog er nun.
    »Har!«, gackerten die Fiesen. »Das Schwert da ist doch so kurz, dass man es ja höchstens Kurzschwert nennen kann!« Sie vollführten höhnische Gesten von Kampfesaufforderung. Bilbord riss sich den Ohrring aus dem Läppchen und fauchte mutig: »Ihr erbärmlichen Knorks mit euren kleinen krummen Messern!«
    »Nun denn, Winzling! Jetzt zeig uns, was in dir steckt!«, gurrte der Hässlichste; und aus dem Hintergrund rief einer: »Das schafft der nie!«
    Alle fuchtelten unkoordiniert herum, und der Hässlichste grölte lachend: »So beantworte die knifflige Rätselfrage, Kleinkopf! Wie heißt die Albernenstadt, in der früher immer Schwerter und Pläne für die Kriege gegen uns Knorks geschmiedet wurden, hm?«
    »Leicht!«, rief Bilbord. »Gondeldrin!«
    Und also mussten die Knorks ihn ziehen lassen, so sehr manche von ihnen auch die Zähne fletschten, derweil andere mit den Wangenknochen mahlten. Bilbord war den Dunstbergen entkommen!
    »Lass uns aber wenigstens deine schöne Jackenknöpfe da!«, bettelten ihn die Enttäuschten an.
    Bilbord schaute auf seine schmucke Wanderjacke hinab. Das Dumme war, dass er immer ein so weiches Herz hatte.

Das Mysteriöse Zwischenkapitel:
Die Prophezeiung des Bedürftigen Sehers
    In manchen Varianten der Übersetzungen dieses auf knittrigem Pergament festgehaltenen Schriftwerks findet sich an der nun erreichten Stelle ein legendär gewordenes Zwischenspiel, das durch sein eklatantes Anderssein aus dem Erzählrahmen fällt. Es handelt sich um eine – entweder früher oder später hinzugefügte – Passage, die gemeinhin dem Bedürftigen Seher zugeschrieben wird. In diesem Fall allerdings wäre sie Jahrhunderte vor der hier erzählten Abenteuerqueste entworfen worden. Dies klingt zunächst verwirrend – aber hey! er war eben ein Seher !
    Die meisten Übersetzer indes sparten sich diese Passage – vielleicht schlicht deswegen, weil sie in anspruchsvollem Spät-Singdadrin geschrieben ward. In unserer Version aber soll sie nicht unter den Tisch fallen, wie man in der Mittelmäßigen Welt sagt. Und folgendermaßen lautet sie im Wortlaut:
    Zeitalter vergehen und kommen, so wie schon zuvor, als sie vergingen und kamen, und wie auch später, da sie vergehen und kommen werden. Doch manches, das war und das ist und das wird sein, kann seinen Charakter nicht verändern: Junges Glück, um ein Beispiel zu nennen, war schon in frühen Altern nie zu halten, und genauso ist es in meinen Tagen – und ich bin gerade darüber traurig, aber das soll jetzt keine Rolle spielen – und es wird dies niemals sein. Alte Zufriedenheit hingegen war, ist und wird stets sein: von Bitternis und faulen Kompromissen durchrührt. So ist der Lauf des Laufs der Mittelmäßigen Welt seit jeher. Und so wird er bleiben. Aber halt! Ich wollte ja ein bisschen weniger philosophieren und ein bisschen mehr prophezeien! Also los.
    Die Alte Welt wird im Drittletzten Zeitalter ins Dunkel der Vergessenheit getreten sein, Neues wird lauern, doch zaghaft und verzagt. An der Schnittstelle des Wandels aber wird sich befinden: die Abenteuergeschichte um den Hobbknick Bilbord. Der Ohrringfund sollte wohl die Welt verändern. Da wird es dann für alle Beteiligten heißen: Obacht geben!
    Und viele Beobachter werden rätseln, inwieweit alles schon im Uralten Plan des Illu-Manta, da er ihn entwarf in seiner Inneren und Äußersten Leere, festgeschrieben stand. Oder ob er lediglich zuschaut – oder ob er nicht mehr hinsehen möchte. Und sie werden rätseln, ob dies auch schon früher so gewesen sein mag: also entweder das eine oder das andere.
    Und wie steht es mit Düstergott Mordfott, werden sie fragen: Hat er seine Finger im

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