Der Hobbknick (German Edition)
er alle Fackeln, ins Dunkle fiel die Höhle, und er schrie ins Gewölbe: »Na, einer der Fünf zumindest bin ich! Und wehe, ihr verwechselt mich mit Fahrduman dem Weißen!« Als bislang Ungebundener hatte er alle Hände frei, nach Gutdünken Unfug anzustellen.
Barlebn suchte ihn zu beruhigen und rief: »Ganzhalb! Bleibt doch kühl! Die Knorks wirken nicht feindselig! Und außerdem haben wir die letzte Frage noch gar nicht beantwortet!« Doch der Zauberer murrte: »Den fauligen Früchten des Bösen, entsprungen dem Saatgut des finsteren Mordfott, begegnet man überall! Also Obacht gegeben, solltet ihr auf ein Gesocks voll der hinterfotzigen Fragen treffen!« Und er fuchtelte mit Glam-Ding herum, seinem Schwert, welches schneidige Töne von sich gab. Die Knorks sprangen quiekend ins Dunkle zurück, was ihnen nicht schwer fiel, da es nun in jeder Ecke der Höhle düster war. Und Ganzhalb durchtrennte die Ketten, die die Wichte banden.
»Release from Bondage!«, schrie er dabei. Wieso er ausgerechnet jetzt ins Spät-Albernische verfiel, konnte sich niemand erklären. »Ich führe euch in die tiefsten Tiefen! Und stoßt euch nicht an Totenköpfen – falls irgendwo welche von den Decken baumeln!«
So irrten die Gefährten ihm nach, ihre armen Ponys zurücklassend, in dunkle Gänge hinab, eine Verfolgung durch die vor Wut heulenden Knorks fürchtend; doch an einer besonders scharfen Biegung verloren sie Herrn Bilbord Beutelkinn, der versehentlich gegen einen herabbaumelnden Totenkopf stieß, auf den Boden knallte und sein Bewusstsein verlor.
Neuntes Kapitel:
Dunkles von Rätselhaftigkeit
Als Bilbord wieder zu sich kam, stand er vor einem Rätsel: Wieso war es dunkel? Wo war er? Wieso war er er selbst? Oder doch nicht? Lag in aller Finsternis nicht auch ein Fünkchen Orakelhaftes? Obendrein fand er es seltsam, dass er ganz allein war. Er fragte sich, ob es sich lohnen würde, über weiteres zu grübeln – oder ob er die wichtigsten Aspekte seiner Verlorenheit schon überbedacht hätte. Und dann wollte er eine rauchen. Um Rauchringe zu pusten, die niemand hätte bewundern können, nicht einmal er selber.
Tabak und Pfeife fand er in seinen Taschen, doch immer noch kein Taschentuch. Er kramte nach Streichhölzern – aber ach, die waren ja noch gar nicht erfunden, damals, im Drittletzten Zeitalter der Mittelmäßigen Welt! Bilbord tappte ein bisschen mit den Fingern am Boden herum, krabbelte blindlings in die Dusternis hinein: wahrscheinlich einfach, weil ihm nichts anderes einfiel. Da! Patschte er mit der Hand, was er nicht erwartet hatte, was wiederum auch nicht überraschend ist, gegen etwas, das dort einsam lag. Es fühlte sich an wie aus kaltem Metal, dessen Form Bilbord nicht deuten konnte. Ohne lange drüber nachzudenken, steckte er das Ding in die Tasche und krabbelte weiter. Dies aber war ein Wendepunkt in seiner Karriere als Meisterschleicher! Denn zum ersten Mal wurde ihm bewusst, dass er gar nicht schlecht war im Meisterschleichen: einigermaßen schmiegsam und leidlich behände, und nur ab und zu knallte er mit dem Kopf gegen die Felswände.
»Klappt doch ganz gut mit dem Tappen und Tapern«, dachte er gerade, den engen Gang hinunter kriechend – als er in eiskaltes Wasser taperte.
»Was ist denn das für ein Mystikackh 16 ?«, rief er, und seine Stimme hallte echogleich von den unsichtbaren Wänden zurück. »Eiskaltes?«
Bilbord hätte sich, wie man in der Retrospektive behaglich festhalten mag, weniger Sorgen über die Eiseskälte des plötzlich auftauchenden Gewässers machen sollen, sondern eher um sich selbst. Er hatte sich nämlich in eine gefahrvolle Situation gekrochen! Denn in den Tiefen, an den Wurzeln der Berge, da nagen immerzu uralte Wesen, schleichend und schnüffelnd und böse. Woran sie nagen, darüber streiten die Gelehrten. Der alte Guelle jedoch, der an jenem unterirdischen kalten See lebte, war eins dieser Wesen. Ich habe keine Ahnung, wo er herkam oder was genau er war, da müsste man wohl mal in den Handbüchern der Weisen nachlesen, jedenfalls steht fest: Dieser Guelle sah aus wie ein schwarzer Riesenfrosch mit glupschigen Augen – und er schlich und schnüffelte besonders abscheulich.
Und genau in diesem Augenblick, da der kleine Hobbknick Bilbord die Bürde heilloser Ausweglosigkeit ertragen musste, tauchte Guelle, wie zufällig, am Rand des eiskalten unterirdischen Wassers auf, schwach erhellt vom Licht seiner eigenen glupschigen Augen, und er zischelte: »Wasss ist denn
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