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Der Hobbknick (German Edition)

Der Hobbknick (German Edition)

Titel: Der Hobbknick (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myk Jung
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genau.«
    »Zum Beispiel folgende: ›Das lange Leben ließ sie mutlos werden.‹ Oder: ›Die Zermürbung, die kommt, wenn man zehntausend Jahrhunderte hinter sich brachte, hat noch jeden verzagt gemacht, ob sterblich oder eben nicht.‹ Das wäre eine nette Antwort gewesen! Die dich in einem einigermaßen cleveren Licht hätte erscheinen lassen. Und ich hätte dir applaudiert, jetzt aber mal ehrlich! Gut wäre auch gewesen: ›Nur in der Jugend ist man elanvoll und optimistisch.‹ Oder…«
    »Ja, schon gut!« Bilbord winkte ab. »Ich hab´s kapiert. Das sind ja sehr spezielle Antworten. Scheint mir ein ganz schön unfaires Spiel zu sein, das hier.«
    »Dies ist die Art der Großen Feuerschmetterlinge. Jetzt aber – vernichte ich euch!«
    »Halt!«, rief da der Hobbknick, spät aus der Reserve gelockt, wie es die Art seines Volkes war. »Ich habe eine bessere Idee!«
    »Und die wäre?«
    »Vernichte uns nicht!«
    Verdutzt hielt der Ungeheuerliche inne. »Maeyne Vraessae! Jetzt hätte ich aber wirklich Einfallsreicheres erwartet!«
    Doch Bilbord achtete der Hohnsprüche nicht, sondern rief: »Du magst in einem fragwürdigen Rätselspiel gewonnen haben. Aber, oh Shnaub, du schlimmste aller Kathastroven, ich frage dich: Gibt es nicht etwas Besseres als vierzehn Kleine aufzufressen?«
    »Was könnte dies sein?« fragte der Monströse überrascht und bemerkte gar nicht, dass Bilbord die Vierzehn zugegeben hatte.
    »Na, zum Beispiel wenn du unzählige Größere vertilgen könntest?«
    »Dein Beispiel gefällt mir irgendwie«, sprach der Goldene. »Doch wovon sprichst du?«
    »In der Seestadt drunten, nicht weit entfernt, wie du wissen müsstest, da wohnen doch so viele wehrlose Menschen! Und du bist doch bestimmt in einer Stunde da unten! Mit deinen dollen Schwingen, die mir hier im Halbdunkel so erscheinen, als reichten sie gut und gern von Wand zu Wand!«
    »Hhmm«, brummte Shnaub, »ich brauch´ zwar gut zweieinhalb Stunden bis dorthin… der Echt Lange See ist ja deutlich größer als auf den Karten verzeichnet, nicht vergessen! Aber trotzdem ist das eine Art… Idee!«
    »Und dein Hunger muss groß geworden sein in hundertsiebzig Jahren…« Bilbord spielte alle Trümpfe aus, die ihm bekannt waren.
    »Es sind seit letzter Woche einhundert ein undsiebzig…«, murmelte Shnaub, doch sein Magen beutelte sich plötzlich knurrend, und dann knurrte er selbst: »Wieso dachte ich selber noch nie diesen naheliegenden Gedanken? Sprich, oh Döskopp aus dem Flauen Land!«
    »Das fragen sich ohnehin die Weisen«, murmelte Bilbord.
    Da rappelte sich der Ungeheuerliche auf und sprach mit klarer Stimme, in der Tat mit einer klareren und niederschmetternderen als jemals zuvor in den verstrichenen Momenten ihres Gesprächs: »Beim Hammer Mordfotts! Ich habe keine Ahnung, wieso ich den Appetit, den ich nun fühle, vordem nicht gefühlt habe! Auf zur Seestadt! Nett, dich getroffen zu haben, oh Verirrter aus Hobbknickkirchen!«
    Shnaub hob nun zitternd, wie zur Übung, seine gleichsam eingerosteten Schwingen, reckte sich ächzend auf – und stob daraufhin, niedrig schwirrend, hinaus aus der tiefen Schatzhalle. Bilbord blieb allein zurück unter den hohen Bögen einer nun unsichtbaren Decke und schmunzelte. Dann stolperte er, mit den Händen zittrig um sich patschend, einige Schritte nach vorn. Alsbald befingerte er etwas Kaltes, hob es hoch – und so klaubte er einen Silber-Pokal aus dem Schatzberg. Die Silberfarbe konnte er aber erst später erkennen.
    »Vielleicht gehörte der Pokal dereinst einem Landesmeister?«, hoffte der kleine Döskopp, dann fand er tappend zurück zum unteren Eingang des geheimen Geheimgangs und krabbelte herzpochend empor.

Siebzehntes Kapitel:
Ersterbendes Feuer und Einsames Wasser
    Zum ersten Mal in der Geschichte des Hobbknicks verwickeln sich nun zwei wichtige Handlungsstränge zum Gleichzeitigkeitsknäuel. In kaum einer der Übersetzungen jedoch wird zufürdererst die folgende Sequenz erzählt – aber glaubt mir, so kann man´s auch machen! Nun denn:
    Der schlimme Feuerschmetterling Shnaub hatte sich nach einhunderteinundsiebzig Jahren des bis dahin ununterbrochenen Fläzens von seiner Lagerstatt im Berg Eribor erhoben, stob nun durch nach oben führende Korridore, erkannte beim Stieben, dass er jetzt deutlich mehr Platz zu den Seitenwänden genoss als damals, da er nach unten geschwirrt war, und fürchtete plötzlich, seine Askese zu weit getrieben zu haben. Alsbald durchflog er den Hauptausgang der

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