Der Hobbknick (German Edition)
weiter?«
»Wie wär´s mit ein bisschen Rätselraten«, vorschlug das Ungetüm. Und Bilbord befiel eine Müdigkeit, die man nur dann fühlt, wenn man etwas erlebt, davon man denkt, es schon zu oft erlebt zu haben. Doch tapfer entgegnete er: »Wenn es denn hilft, das Ende dieses Abenteuers schneller herbeizuführen!«
Shnaub aber räkelte sich, spreizte voller Wohlgefühl seine Riesenflügel, bis sie beinahe von Wand zu Wand reichten, streckte seine Riesenschmetterlingstatzen krallig aus und spie ein bisschen Feuer. Doch nicht in Richtung des Döskopps, denn der Besuch des kleinen Dreisten hatte seine jahrzehntelange Langeweile zerstoben, und so war er nicht auf sofortiges Töten aus.
»Worum sollen wir Rätselraten?«, fragte Bilbord.
Shnaub gurrte: »Wenn ich gewinne, fress´ ich dich auf, und alle Lendhenzwerge oben am Ende des Gangs obendrein! Wenn nicht, mach´ ich was anderes!«
»Aber nicht etwas ähnliches, oder?«, fragte Bilbord skeptisch. Denn obgleich er im Flauen Land nicht weit entfernt von einem unbedeutenden Bach wohnte, an dessen Ufern nie Schlimmeres geschehen war als eine gelegentliche Matschanhäufung, hatte er von der Verschlagenheit der Feuerschmetterlinge vernommen. Auch fiel ihm gerade Guelle ein, und er fragte sich, wieso es hieß, dass Geschichte sich angeblich nicht wiederholen sollte.
»Also«, fuhr der Döskopp fort, »wenn du etwas anderes machen willst, o Shnaub, dann wird das ja wohl nicht genauso schlimm sein wie Auffressen, und auch nicht schlimmer, sondern wenigstens ein bisschen weniger schlimm, ja?«
»Wahrscheinlich nicht«, entgegnete Shnaub, »aber eines Tages wirst du es herausfinden.« 21
»Nun denn…«, sagte Bilbord nun, bevor er bemerkte, dass er die Bedingungen des Rätselspiels eigentlich nicht richtig verstanden hatte: wahrscheinlich, weil er andauernd ausschweifenden Nebengedanken nachhing. Und dann fiel ihm ein, dass er seine Kumpanen oben am anderen Ende des Gangs nicht hätte verraten sollen, und so stotterte er schnell: »Ach, übrigens: Lendhenzwerge? Ende des Gangs? Oh schrecklicher Shnaub, ich weiß gar nicht, wovon Ihr sprecht! Denn ich bin doch ganz alleine hier, am Ende unserer Reise!«
»Schwach, mein Liebster! Da hab ich aber Pfiffigeres von einem Hobbknickkirchener erwartet!«, lachte der fürchterliche Feuerschmetterling. »Und es ist dir ein bisschen spät eingefallen, oder? Musst du doch zugeben! Außerdem sollten wir es beim ›Du‹ belassen.«
Er wühlte ein bisschen im Gold, ließ Tand durch seine Tatzen rinnen, dann brüllte er: »Genug gequatscht! Nun zu meiner ersten
Rätselfrage! Also, sie lautet: Wieso sind die Albernen eigentlich so lethargisch? Warum verfaulenzen sie all ihre Tage auf ihren geschnitzten Thrönchen? Und schicken andere, wie du selber erfahren haben dürftest, huldvoll lächelnd in die Gefahr? Hä?«
»Aber… das sind doch drei Fragen!«, wagte der kleine Hobbknick einzuwenden.
»Macht doch nichts!«, entgegnete Shnaub. Und es sind genau solche Antworten, die den Unverfrorenen Erfolg schenken. »Also – wieso sind die Albernen so müde, he?«
Jetzt waren´s gar vier!
»Weil… ihre besten Zeiten schlichtweg vorbei sind?«, mutmaßte Bilbord zaghaft.
»Fast richtig!«, brüllte Shnaub, böse lachend.
»Heißt ›fast‹ – nicht ganz?«
»Genau!«
»Also… hab´ ich ein bisschen daneben geraten?«, fragte Bilbord.
»So könnte man es sagen«, fauchte der finstere Gigant und grinste, was bei einem Feuerschmetterling entsetzlich wirkt.
»Also war meine Antwort ein bisschen richtig und ein bisschen falsch?«, fragte Bilbord.
»Richtig!«, rief Shnaub.
Es kam ein Moment der Stille.
»Und wie soll sie dann gewertet werden?«
»Als falsch!«, lachte Shnaub.
»Hab´ ich mir gedacht«, seufzte Bilbord. »Du miesester aller Fiesen!«
»Spar dir deine Schmeicheleien!«, dröhnte der Furchtbare. »Die helfen dir auch nicht mehr. Nun vernichte ich euch alle! Und mit dir, kleiner Dreister, fang ich an!« Und er ließ ein dämonisches Lachen erschallen, das von Wand zu Wand echote.
»Was wäre eigentlich die richtige Antwort gewesen?«, erkundigte sich Bilbord, nur so, zur Sicherheit. Denn mit einer unbeantworteten Frage im Kopf stirbt es sich schlechter, dachte er. Woran man sehen kann, dass der Döskopp inzwischen viel abgebrühter war als damals, da er über den seltsamen Stein hinter seiner Hecke sinniert hatte.
»Auf meine Frage nach den Albernen und dem Urgrund ihrer Apathie?«, fragte Shnaub.
»Eh,
Weitere Kostenlose Bücher