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Der Hobbknick (German Edition)

Der Hobbknick (German Edition)

Titel: Der Hobbknick (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myk Jung
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Dusternis.
    »Tut mir leid«, flüsterte Barlebn jetzt, »ich hasse Sonntage!« Und nicht einen Schritt ging er weiter, und die Dunkelheit kehrte zurück. Bilbord schlich daraufhin in erneuter Einsamkeit vorwärts und gedachte der ewig zirkulierenden Spiralen des Alltags, die uns alle immer wieder an den gleichen (höchstens zuweilen ein bisschen niedriger platzierten) Punkten absetzen. Ein wenig verwunderte er sich, dass die Wichte ihm nicht einmal eine Laterne mitgegeben hatten: gut geeignet wäre zum Beispiel die marode Lampe gewesen. Und jetzt saßen sie oben, draußen vor dem Gang, dachte er und fragte sich, was sie wohl machten. Bangen? Feixen? Summen? Plötzlich gewahrte der Döskopp ein rötliches Geviert; und dies war, wie er richtig vermutete, das untere Ende des grauseligen Geheimgangs, wo er sich zu einer Art größerem Raum oder sonst was hin öffnete. Und als er dort angelangt war, lugte Bilbord klammheimlich aus dem Gang heraus.
    Und so starrte er auf den Endpunkt seiner langen Reise: in die Große Halle des Berges Erigor, wo im Jahre 2770 des Drittletzten Zeitalters die Vorväter der oben sitzenden und womöglich feixenden Lendhenzwerge sorglos geschmaust hatten, bevor der Albtraum über sie kam. Namentlich jener, der nun, direkt vor des Döskopps Augen, auf einem riesigen Berg von mattem Gleißen lag: der fürchterliche Feuerschmetterling Shnaub.
    »Bei Illu-Manta!«, dachte Bilbord. »Die abgefeimten Dickköpfe haben mir keinen Mumpitz erzählt. Hier liegt er, und wir sind am Ende unserer Reise! Der alte Shnaub. Sieht ja ganz proper aus. Und Juwelen sind auch drin, hier im Berg. Und Tand. Nicht nur Gold. Schöne Sache. Man könnte wahnsinnig werden, wenn man nicht so kühl wär´.«
    Der ungetümgleiche Feuerdämon war lang und verblüffend prall und wirkte verschroben und verschlagen, er verströmte ein rötlich-goldenes Licht und schien zu schlafen. Doch, oh Weh, der Gewiefte tat nur so! Denn jetzt schlug Shnaub seine schmalgelben Augen auf und raunte: »Na, Bilbord? Wie steht´s? Du alter Hänger, da bist du ja endlich! Am Ende deiner langen Reise, wie man sagen könnte.«
    Und Bilbord schlotterte antwortend: »Das kommt jetzt unerwartet! Klingt erstaunlich freundlich, in meinen Ohren. Und wieso bemerkst du mich eigentlich, oh schrecklicher Shnaub? Ich hab´ doch den Ohrring im Läppchen!«
    Der Monströse lachte: »Hier, im Zentrum meiner Macht, werden alle anderen Mächte niedergeschlagen, und selbst die magische Wirkung des Einen Ohrrings muss enden. Und also konnte ich dich herantrapsen hören. Überhaupt wäre es für dein Anliegen sicherlich geschickter gewesen, unsichtbar zu sein, oder besser noch: unriechbar! Das mit der Unhörbarkeit bringt doch nichts, vor allem bei einem Döskopp! Geräuschloses Trapsen ist doch eh euer Ding!«
    »Ach, wie ärgerlich!«, rief Bilbord. »Die Knorks erwähnten schon Ähnliches. Und ich dachte, ich hätte was Nützliches auf meiner Reise gefunden. Und wir wollten dich doch so schön übertölpeln! Aber was soll das heißen: das mit dem ›Einen Ohrring‹?«
    »Dies kann dir später der olle Ganzhalb erklären«, raunte Shnaub. »Vielleicht erklärt er´s aber auch erst deinem Neffen Frohdoof, in achtzig Jahren oder so, womöglich.«
    »Wer ist mein Neffe Frohdoof?«, wunderte sich Bilbord.
    »Zur Zeit. Du wirst ihn kennenlernen. Möglicherweise.«
    »Hey!«, rief Bilbord jetzt keck, denn er hatte kurz nachgedacht. »Shnaub, du alter Fuchs! Oh schrecklichste aller Kattastroofen! Kannst du etwa auch Prophezeiung – wie die gute Mayabine Melitta im Fünftletzten Zeitalter?«
    »Erzähl mir nicht von der!«, entgegnete der entsetzliche Schmetterling. »Die ging mir schon damals auf den Fühler, wenn du´s genau wissen willst. Raubte einem den letzten Nerv mit ihrer altjüngferlichen Naseweisheit. Und bitte benutz keine Fremdwörter, wenn du nicht weißt, wie man sie richtig buchstabiert!«
    Bilbord staunte, und es trat eine Stille ins Gespräch, und dann murmelte der Döskopp: »Ich wollte eigentlich irgendwas klauen, um vor den anderen anzugeben, einen Silberkelch vielleicht, oder einen Pokal, der dereinst einem Landesmeister gehört haben mag…«
    »Für solcherlei Dreistigkeit sieht´s im Augenblick nicht so gut aus, was?«, grummelte Shnaub. »Denn ich bin ja wach!«
    »Ganz ärgerlich, in der Tat!«, sagte Bilbord, starrte ratlos in eine finstere Ecke, in der es nichts zu sehen gab, wie ihm auffiel, und dann flüsterte er: »Wie geht´s denn nun

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