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Der Hobbknick (German Edition)

Der Hobbknick (German Edition)

Titel: Der Hobbknick (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myk Jung
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aufeinander folgen lassenden Stil weitererzählt: Die Vierzehn waren in der Wüstenei des Feuerschmetterlings rings um den Berg Erigor angelangt. Seit einhunderteinundsiebzig Jahren war es dort duster und grau und fade und steinig und ernüchternd. Ähnliches wurde zwar schon erwähnt, aber solche Wiederholungen sind ein typisches Stilmittel für alsbald kulminierende Abenteuergeschichten. Nicht lang darauf kletterten die heldenhaften Wanderer ungelenk an den Bergflanken herum, bekamen jedes Mal einen heillosen Schrecken, wenn ein Schmetterling vorbei tänzelte – und standen ein gutes Weilchen später direkt vor einer schweigenden Felswand.
    »Hier muss die Geheimtür sein!«, rief Tordrin, faltete seine wichtige Geheimkarte auseinander und hielt sie unter das Licht einer maroden Lampe, die er, wie nun offenbar wurde, während ihrer langen Fahrt unter dem Umhang getragen hatte. Zum Glück war sie noch an. Und Tordrin vorlas die kryptische Prophezeiung: »›Wenn der Vogel krächzt und die Schnecke ächzt, wenn der letzte Sonnenstrahl auf den ersten Mondstrahl trifft, wenn es rumpelt und pumpelt und rumst und bumst, dann seid gewahr: es ist nicht alles für immerdar!‹«
    »Und… was machen wir nu?«, fragte Bifi und ließ seinen Rucksack auf den Boden gleiten, bevor er selbst dorthin glitt. Dem Hobbknick wäre es entgegen gekommen, wenn es vorerst nichts zu tun gegeben hätte, denn er verspürte große Lust, lustlos zu sein, und er gähnte: »Das kann ja womöglich ziemlich lang dauern, bis all diese Ereignisse eintreffen, davon die geheime Geheimkarte kündet, was? Das mit dem Krächzen und Rumpeln undsoweiter, ihr wisst schon. Wir sollten uns wohl auf einen langen Winter einstellen!«
    Doch plötzlich ging die Sonne unter, und der Mond ging auf, und ein unsichtbarer Vogel krächzte, und eine Schnecke ächzte, abseitwärts donnerte es, und die herrlichsten Wohlgerüche einer warmen Luft stiegen auf, und Tofu schimpfte: »Bifi! Muss das denn sein?«
    Und es löste sich ein kleiner Gesteinsbrocken aus der Felswand und gab den Blick auf ein winziges Schlüsselloch frei, bei dessen Anblick alle an die Annalen denken mussten, nur kamen sie nicht drauf, wieso. Und Tordrin steckte seinen Geheimschlüssel ins Loch und die Geheimtür öffnete sich wie von Geisterhand, und der Geheimgang gähnte ihnen seine Schwärze entgegen. Was seltsam klingen mag in den Ohren dieser erkalteten Nachwelt, und doch ist dies nichts weiter als eine übliche Redewendung der Mittelmäßigen Welt, die angeblich auch in »Der Herr der Ohrringe« in einer ähnlichen Situation auftauchen soll.
    Und als hätten sie es einstudiert, riefen Doral und Noral: »Nun ist es an der Zeit für unseren Meisterschleicher zu beweisen, dass er was taugt!« Offenbar hatten sie seine Heldentat mit dem Schlüsselbund schon vergessen!
    Und Bilbord fragte knirschend: »Was wünscht ihr von mir?«
    Da sprach Tordrin hochmütig: »Dass Ihr, geehrter Hobbknick, auf Euren pantoffelgleich leisen Sohlen in den Gang hineinschleicht und Erkundigungen in der Tiefe betreibt!«
    »Ihr meint: Erkundungen?«
    »Na gut, dann eben das, oh Schlaukopf.«
    »Kennt ihr das auch: dass man gerade etwas tun wollte – und dann feststellt, dass man es offenbar schon getan hat?«, fragte Bifi, der gerade seinen Rucksack ablegen wollte, die anderen. »Kommt aber nur manchmal vor«, setzte er leise hinzu, als es ihm so schien, als hörte ihm so gut wie keiner zu.

Sechzehntes Kapitel:
Ein unerwartetes Gespräch in der Tiefe des Berges Erigor
    Und so kam es, dass Bilbord kriechend über die Türschwelle ins gähnende Schwarz schlich, hinein in den schmalen Gang, dessen Kurs offenbar tief in den Berg und weit nach unten führte. »Nach unten und nach innen!«, dachte Bilbord nach einer Weile und friemelte sich den Ohrring ins Läppchen. »Genauso wie das Leben an sich – wenn es lang genug andauert.«
    Der Hobbknick kroch meisterschleicherhaft, wie er selber befand, in die Tiefe hinab und stellte bei der Gelegenheit fest, dass der Gang genauso düster, lang und wenig hoffnungserweckend wirkte…
    »…wie ein sonnenloser Sonntagnachmittag, an dem man sich doppelt so alt fühlt wie noch am Samstagabend«, hörte er plötzlich Barlebn neben sich flüstern. Ein einziger der Wichte also hatte den Mut gefunden, ihn zu begleiten! Glücklich, den Gefahren nicht allein trotzen zu müssen, strahlte Bilbord seinen besten Freund der Queste an, und so kam wenigstens ein bisschen Licht in die

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