Der Hobbknick (German Edition)
Anhängen.
»Und diese Lendhenzwerge?«, schrie er jetzt.
»Ah! Ihr meint jene Dreizehn, die wir einkerkerten, da sie Überbringer schlechter Post waren, und die dann mirakulöserweise entkamen?«, fragte der törichte Knecht. »Und die dann in der Seestadt gefeiert wurden als die Nachkommen der berühmten Herrscher Tayn und Tyn?«
»Genau die!«, schnaubte der Albernenkönig. »Sie haben doch wohl keine Namen in dieser Geschichte?«
»Aber sicher. Das wär´ ja noch schöner! Sie sind doch sozusagen die Hauptfiguren. Sie heißen Tordrin, Barlebn, Darlehn, Killhim und Fillhim (die ihre Namen vermutlich einer Metal-Oper entnommen haben), Doral, Noral, Oral, Moin´ und Goin´(Home), Bifi, Tofu und Bombig, der ein echt Dicker ist!«
»Ach!«, keifte der Albernenkönig. »Aber dieser… kleine Nichtsnutz, der Halbhohe, von dem wir hörten – der ist doch wohl zu klein, um überhaupt schon einen Namen zu haben, oder nicht?«
»Sire, König! Es handelt sich hierbei um den bislang berühmtesten Hobbknick – oder auch Döskopp – aller Zeiten! Den einzigen, der bisher außerhalb des Flauen Landes Bekanntheit errungen hat: Bilbord Beutelkinn aus Hobbknickkirchen, wohnhaft im Beutelhemdhweg!«
Des Waldalbernenkönigs Gesicht war nun eher gelb als grün, was es nicht immer war, jedoch öfter als manchmal. »Und dieses Feuer-ungeheuer aus der Alten Welt, dieser Schmetterling von Mordfott? Wird er mit Namen gerufen?«
»Aber alle in diesen Gefilden wissen doch, dass es sich hierbei um Shnaub den Rotgoldenen handelt, oh König!«, sprach ein Diener, der neben dem törichten Knecht stand. »Indes ist er dahin gegangen, wie die Sänger künden. Und ein fieses Übel verschwand somit aus dieser Mittelmäßigen Welt!«
Der Waldalbernenkönig sackte ein wenig in sich zusammen. »Selbst die Unwichtigsten tragen Namen, in dieser grausamen Farce! Fehlt nur noch, dass irgendwelche Hohlköpfe, wie dieser Kellermeister, der gerade verschwand, sich irgendwas dabei denken…«
»Ach, Ihr meint Galone?«, rief eine Hofschranze. »Der ist doch gerade wieder in den Keller gegangen. Zum Lachen, wie wir annehmen. Obacht! Er schreibt sich mit nur einem ›l‹! Falls Ihr ihm dereinst einen Brief zukommen lassen wollt. Oder ein Dekret.«
Da stierte der Albernenkönig vor sich hin, jede Gesichtsfärbung hatte sich verflüchtigt. Plötzlich zischte er: »Nennt mich beim Namen! Ihr Minderen! Sofort!«
»Aber Herr König!«, meinte der Diener. »Wir kennen ihn nicht. Er wird in dieser Geschichte nicht genannt. Vielleicht sollten wir noch einmal in den Annalen nachgucken?«
»Also guckt und stöbert! Es muss doch irgendwas niedergeschrieben sein!«, schrie der König. »Und nennt nicht wieder dieses seltsame Wort! Es bringt mich auf dumme Gedanken!«
Und dann sank er in seinen von welken Blumen umrankten Sessel und flüsterte: »Nun gut. Holen wir uns wenigstens ein bisschen was von dem legendären Gold (und dem Tand) im Berg Erigor! Sowas könnte mich jetzt beruhigen.«
Alle Handlungsstränge dieser spannend erzählten Geschichte führen nun zueinander – was nichts anderes bedeutet als: Verschiedenes geschah immer noch gleichzeitig, wie immerzu und überall, doch muss es hintereinander erzählt werden, wie das nun so ist in Büchern. Ein ärgerliches Unterfangen, übrigens. So will ich hier das Wichtigste hastig zusammenfassen, damit wir alle alsbald in Ruhe den Buchdeckel zuklappen können:
In jenen Tagen, im späten 2941 des Drittletzten Zeitalters, machte sich also ein kleines Heer von Waldalbernen auf den Weg zum Berg Erigor, um lang verschollenes Gold zu erbeuten. Und die Menschen aus der Seestadt eilten in bewaffneter Formation ebenfalls zum Berg, der sich gierig aufreckte: um lang verwehrtes Gold zu ergattern. Ein bisschen ins Gold gemischten Tand hätte auch niemand verschmäht.
Und keiner von ihnen rechnete damit, den störrischen Tordrin und seine dumpfen Kumpanen dort noch lebend anzutreffen – ach herrjemine! Von Tordrin und Kompanie muss ja auch noch berichtet werden! Wie konnte ich das vergessen? Seht ihr, so kommt das, wenn sich komplexe Geschichten im Gleichzeitigkeitsknäuel verheddern! Nun denn. Zum Zwecke der Enthedderung muss man im Handlungsstrang ein, zwei Tage zurückreisen, und solchgestalt wird man auf die folgend beschriebene Szene stoßen:
An den Hängen des Berges Erigor kauernd, die langsam vergehenden Stunden zählend, sich gegenseitig die Lebenslust raubend, kleine Schnecken ärgernd, bis die
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