Der Hobbnix - Die große Tolkien-Parodie: Roman (German Edition)
wosss kumma damit macha?«, wollte er wissen.
»Lasstes misch Eusch ssseigen«, meinte Bingo, indem er es an seine Lippen hob. In diesem Augenblick setzte sein Großhirn aus. Wie hatte sein Plan gelautet? Es war ein guter Plan gewesen. Der beste Plan! Er konnte sich eben nur nicht mehr daran erinnern.
»Wos machst’n?«, erkundigte sich der Brauer.
»Isch kann misch nisch mehr erinnern«, erklärte Bingo, und die Worte wehten durch das Ding™.
Da erinnerte er sich wieder.
»Isch bin betrunkn«, sagte er leicht lallend – und war mit einem Mal nüchtern.
Nun da er nüchtern genug war, um abschätzen zu können, was er soeben getan hatte, stockte ihm kurz der Atem. Das Risiko, das er auf sich genommen hatte! Gab es etwa einen grässlichen Haken bei seiner Nüchternheit, den sich das Ding™ hatte einfallen lassen? Doch die Minuten verstrichen, und alles schien normal zu sein. So normal die Welt eben sein kann, wenn man nüchtern ist. Und er war stocknüchtern. Noch konnte er es nicht wissen, doch Saubuas böser Zauber hatte tatsächlich etwas an seiner Physiologie verändert. Es war Bingo fortan nicht mehr möglich, sich zu betrinken – egal, wie viel Alkohol er zu sich nahm. Die herbeigewünschte Nüchternheit sollte sich als absolut und unabänderlich herausstellen. Nach zu ausgiebigem Alkoholgenuss sollte der Hobbnix zwar auch weiterhin einen Kater bekommen, aber einen Rausch würde er sich nie wieder antrinken können. Doch diese düstere, trostlose Erkenntnis lag zu jenem Zeitpunkt noch in weiter Ferne.
Bingo ließ seinen Blick über die zusammengesackten, schnarchenden Gestalten um sich herum schweifen. Die Zwerge waren auf dem besten Wege, im Suff einzuschlafen (dabei vertragen Zwerge viel Alkohol). Die Mehrzahl der Brauer schnarchte bereits, inklusive desjenigen Mannes, mit dem Bingo eben noch gesprochen hatte. Alkie-Alois lag auf dem Rücken, was ihn dank seines Bauches wie eine enorme Berglandschaft aussehen ließ.
Bingo spürte panische Angst in sich aufsteigen. Im Grunde war dieses Gefühl schon die ganze Zeit über vorhanden gewesen, jedoch durch den Einfluss des Biers überlagert worden. Nun da er nüchterner war als jemals zuvor in seinem Leben, wollte er nur noch weg von diesem schrecklichen Ort. Man hatte versucht, ihn zu ertränken! Weil seine Witze nicht lustig genug gewesen waren! Dabei hatte es sich um klassische Aualandwitze gehandelt …
Er eilte zu Mori hinüber, der in Thothorins Armen schlief. Die Bärte der beiden zitterten wie Seetang in einer leichten Strömung, während die Zwerge zweistimmig schnarchten. »Mori!«, zischte Bingo in das Ohr des Zwergs. »Mori! Wir müssen weg von hier. Mori!«
Nichts.
Bei den anderen Zwergen erging es ihm nicht besser. Ganzalt schien ebenfalls sturzbesoffen zu sein. Bingo kroch von einer Alkoholleiche zur nächsten. Unterdessen hielt die Angst sein Herz wie eine eisige Hand umklammert. Noch niemals hatte er die Welt so klar und bewusst wahrgenommen. Noch nie war er in der Lage gewesen, derart vorausschauend zu handeln. Jeder einzelne dieser Brauer, abgehärtet durch lebenslanges Trinken, konnte im nächsten Augenblick aufwachen – und zwar mit einem Kater. Durften sie in diesem Zustand Gnade von den Brauern erwarten? Nein, natürlich nicht. Bingo konnte es sich nicht leisten zu warten, bis die Zwerge von selbst aus ihrem Bierkoma erwachten. Und ihm fiel keine Methode ein, sie früher aufzuwecken.
Er zog das Ding™ hervor und betrachtete es skeptisch. In seinem neuen, nüchtern-ängstlichen Zustand brachte er nicht den Mut auf, es erneut zu benutzen. Was, wenn es schief ging? Wenn der Einsatz des Dings™ entsetzliche Folgen nach sich zog?
Es gab nur einen Ausweg. Der kleine Hobbnix inspizierte einen Fässerhaufen, der in der Nähe der Falltür aufgetürmt war. Auf den Dielen waren hölzerne Schienen angebracht, um die Fässer auf das Loch im Boden zuzulenken. Befestigt waren die Fässer lediglich mit Hilfe eines Holzkeils. Bingos Gedanken überschlugen sich, und er sah eine wahre Ideenkette im Geist vor sich. Dann stürzte er zu seinen Kameraden. Er band Pralins Bart an Ganzalts Knöchel fest. Dann band er Bohris Bart an Pralins Knöchel, Bofis an Bohris, Thothorins an Bofis und schließlich noch – indem er die schlafenden Zwerge gewaltsam herumzerrte – Moris Bart an Thothorins königlichen Knöchel. Anschließend hievte er die Falltür auf. Das Wasser des Flusses toste darunter hindurch. Sie hatten, ohne es zu merken, den
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