Der Hobbnix - Die große Tolkien-Parodie: Roman (German Edition)
spreche mit ihnen, es wird sich bestimmt eine Lösung finden lassen. Du meine Güte, welch unglückselige Situation. Wirklich unangenehm. Nun, Mister Beutlgrabscher«, erklärte Schmauch, indem er sich langsam von seinem Goldbett erhob, »lebt wohl. Ich zeige Euch den Weg zum Haupteingang. Durch den Kamin werdet Ihr wahrscheinlich nicht noch einmal wollen.«
»Ja, Sir«, meinte Bingo. »Nein, Sir.«
Es war offensichtlich, dass der Drache ihre Unterhaltung für beendet hielt. Für einen Augenblick stand er auf den Hinterbeinen, die riesigen Flügel hinter sich ausgebreitet: ein beeindruckender Anblick. Schmauch war ein wirklich großer Drache. Selbst nach Lindwurmmaßstäben, meine ich. Die Ränder seiner Flügel waren mit scharfen Krallen bewehrt, sein perfekt aerodynamischer Körper war nicht einfach nur flugfähig, sondern gemacht, um damit die Luft zu durchschneiden. Erneut spürte Bingo Angst in sich aufsteigen und taumelte gegen die Höhlenwand. Der Drache ließ sich auf seine Vorderläufe fallen und stolzierte auf einen Gang zu, dessen Decke gerade hoch genug war, dass er hindurchkriechen konnte. Dem kleinen Hobbnix kam der Stollen hingegen wie ein geräumiges Gewölbe vor, als er hinter dem Drachen herlief. Während Schmauchs Riesenschritte den Boden zum Erzittern brachten, musste Bingo rennen, um nicht zurückzubleiben. Sie kamen an etlichen Durchgängen und Abzweigungen vorbei, die in andere Höhlen, Räume und Gewölbe führten, doch der Hobbnix hatte keine Zeit, sich umzusehen.
»Sir Drache!«, keuchte er. »Ihr seid zu schnell!«
»Oh, Verzeihung«, erwiderte Schmauch, indem er einen Blick über seine Schulter warf. »Keine Angst, Ihr müsst nicht mit meinem Tempo Schritt halten. Ich lasse die Tür für Euch offen.« Dann sprang er mit einem gewaltigen Satz nach vorne, der ihn in die Luft außerhalb des Berges beförderte, wo er seine Flügel ausbreitete.
Bingo setzte sich auf den Felsboden, bis er wieder zu Atem gekommen war. Dann stand er auf und trottete den Rest des schier endlosen Ganges entlang. Das Eingangstor war mindestens so hoch wie zwanzig Hobbnixe. Bingo war schon fast wieder draußen an der frischen Luft, als sein Blick auf etwas Glitzerndes fiel. Auf dem Boden neben der Tür lag etwas, das sehr wertvoll aussah: ein riesiger Edelstein. Anderer wertvoller Plunder, etwa Goldstücke und juwelenbesetzte Tassen, lagen überall auf dem Boden verstreut, doch es war dieser riesenhafte Diamant, so groß wie Bingos Faust, der seine ganze Aufmerksamkeit fesselte. 52 Obwohl der Hobbnix so schnell wie möglich aus dem Berg kommen wollte, konnte er nicht an einem derart prächtigen Edelstein vorbeigehen. Als er sich darüber beugte, meinte er ein helles Leuchten zu sehen, das aus dem Herzen des Steins drang. Er nahm den Diamanten in beide Hände und hob ihn vor sein Gesicht.
»Chchrrr«, sagte der Juwel.
»Du bist der schönste Edelstein, den ich jemals gesehen habe«, erklärte Bingo. »Ich werde dich … ausleihen. Vielleicht macht es Schmauch gar nichts aus. Was meinst du?«
»Chchrrrrr Chchrrrrr!«, erwiderte der Stein.
Doch Bingo achtete nicht auf die Warnung, sondern ließ den wunderschönen Juwel in seine Manteltasche gleiten, wo es mit einem sanften »Tzzzz« landete.
Bei dem Stein handelte es sich um den berühmten, verzauberten Schnarchstein, aber das wusste Bingo zu jenem Zeitpunkt natürlich nicht. Der Juwel hatte eine lange und außergewöhnliche Geschichte. 53 Außerdem war er einer der wertvollsten Edelsteine in ganz Obermittelerde und somit ein Fund, über den sich ein jeder Dieb nur freuen konnte.
Als Bingo durch den Haupteingang zu den Höhlen von Strebor ins Freie trat, machte sein Herz einen Freudensprung. Er hatte den Sturz durch den Schornstein überlebt, das Gespräch mit dem Drachen unbeschadet gemeistert und zu guter Letzt sogar noch einen wunderschönen Edelstein von ungeheurem Wert entdeckt. Alles in allem kein schlechter Tag, wie er fand. Das Sonnenlicht glitzerte verheißungsvoll in der Ferne auf dem Fluss. Bingo stellte zu seiner Überraschung fest, dass er nur wenige Stunden innerhalb des Berges verbracht hatte. Die Sonne hatte ihren höchsten Punkt noch nicht erreicht.
Es dauerte jedoch länger als ein paar Stunden, bis er wieder bei den Zwergen ankam. Erst musste er über einen Felsvorsprung klettern und ein Tal durchqueren. Dann musste er um den Strebor herumwandern, bis er die Stelle wiederfand, von der aus die Truppe zwei Tage zuvor nach oben gestiegen
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