Der Hochzeitsvertrag
den Antrag zurückwies. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, würde Joshua ihr nie vergeben, wenn sie seinen Versuch, ihren Ruf zu retten, vereiteln würde.
Auf der anderen Seite war die Hochzeit, auf der Joshua bestand, eine Farce. Ihre Ehe würde wegen ihrer gesellschaftlichen Ungleichheit schon bald zerrüttet sein, auch wenn sie noch immer etwas für Nicholas empfand. Doch der erwiderte ihre Gefühle nicht. Für ihn war sie nichts weiter als eine Liebschaft gewesen, der er sich schnöde entledigt hatte. Wäre er gezwungen, sie zu heiraten, würde das seine Abneigung gegen sie noch verstärken.
War Nicholas nicht außerdem schon mit Dierdre Worthing verlobt? Der alte Lord Kendale hatte das jedenfalls behauptet. Emily glaubte zwar, dass Nicholas Dierdre nicht liebte und Dierdre Nicholas keine gute Frau sein würde. Aber sie wäre eine passende Partie.
Nicholas drückte schmerzhaft Emilys Arm. War das eine Warnung? Oder wollte er sie ermutigen?
"Emily, ein Nein kommt nicht infrage", erklärte Joshua und klang in diesem Moment wie ihr Vater bei einem seiner seltenen Versuche, sie in ihre Schranken zu weisen. Als hätte er ihre Gedanken erraten, fügte er hinzu. "Du weißt genau, was Vater sagen würde. Verflucht, du hast doch gar keine Wahl!"
Schockiert sah Emily ihn an. "Joshua James Loveyne, einen solchen Straßenjargon dulde ich nicht!"
Er funkelte sie aufgebracht an: "Hör auf, mich zurechtzuweisen! Tu besser etwas für deinen Ruf!"
"Nur keine Aufregung", beschwichtigte Nicholas ihn. "Emily wird das Richtige tun. Sie muss sich nur erst an den Gedanken gewöhnen, mich zu heiraten."
"An den Gedanken gewöhnen?" empörte sie sich und entzog Nicholas ihren Arm. "Das Richtige tun? Seit wann ist eine Ehe mit dir das Richtige? Sie wäre vor sieben Jahren das Richtige gewesen. Aber jetzt bin ich mir absolut sicher, dass ich dich nicht haben will, selbst wenn du vor mir auf die Knie fallen würdest, Nicholas! Oh, entschuldigen Sie, Mylord !" sagte sie in sarkastischem Tonfall. "Ich sollte Sie wohl besser mit ihrem Titel anreden, nicht wahr? Haben Sie eigentlich daran gedacht, wie unpassend Mylady für mich wäre? Ihr geschätzter Herr Vater bemerkte ganz richtig, dass die ganze Gesellschaft darüber lachen würde, wenn ich versuchte, Countess of Kendale zu werden!"
"Mein Vater hat alles Mögliche erzählt, um uns auseinander zu bringen, Emily. Du weißt, dass er mir eine andere Braut zugedacht hatte."
Wütend fauchte sie ihn an. "Wie unendlich bedauerlich, dass dir das so völlig entfallen war, als es darauf ankam. Ich hätte gern davon gewusst, bevor ich mich wie eine schamlose Närrin in deine Arme warf!"
"Wie bitte? Was soll denn das wieder heißen?" fragte Joshua und setzte sich unvermittelt in seinem Bett auf.
Nicholas hob abwehrend die Hände. "Bleib, wo du bist, junger Mann."
"Wählen Sie eine Waffe, Mylord", knurrte Joshua. "Ich fordere Genugtuung! Sie haben meine Schwester entehrt!"
Emily hätte am liebsten gelacht, so absurd war die Situation. Sie hatte aber Angst, dass der aufgebrachte Joshua dann etwas wirklich Törichtes anstellen würde. Natürlich würde Nicholas nie in ein Duell mit einem Knaben einwilligen, aber das vor Zorn gerötete Gesicht ihres Bruders und seine fest aufeinander gepressten Kiefer ließen erahnen, dass Joshua ihr nicht vergeben würde, wenn sie sich in dieser heiklen Angelegenheit über ihn lustig machte. Er konnte genauso starrköpfig sein wie sie selbst.
"Joshua, er hat nicht … Nicholas hat mich nicht entehrt", beeilte Emily sich zu sagen. "Ich habe nur den Kuss gemeint. Die Geschichte kennst du doch. Jeder kennt sie. Sonst ist nichts passiert, das schwöre ich dir."
Außer dass ich glaubte, er liebe mich, außer dass er behauptete, er würde niemand anders als mich wollen, dachte Emily. Allerdings konnte sie Nicholas vor Joshua nicht mit seinen Lügen und falschen Schwüren konfrontieren.
"Nur ein Kuss? Schwören Sie mir das!" wandte sich ihr Bruder an Lord Kendale.
"Ich schwöre bei meiner Ehre", erwiderte Nicholas ernsthaft. "Und ich hätte deine Schwester schon damals geheiratet, wenn die Umstände nicht dagegen gestanden hätten. Ich werde sie jetzt zur Frau nehmen. Also gibt es gar keinen Grund, sich aufzuregen. Möchtest du denn einen Rückfall riskieren, jetzt, wo es dir endlich besser geht?"
Er hätte mich damals geheiratet? Was für eine schändliche Lüge! Wie kann er so etwas nur behaupten? Emily runzelte die Stirn, aber sie merkte, dass Nicholas
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