Der Hochzeitsvertrag
Emily. Sie war äußerst erleichtert, dass Mr. Hollander ging.
Mit fester Hand zog sie hinter ihm die Tür zum Kleinen Salon zu. Heute wollte sie keine Gäste mehr sehen, egal, wer kam. Ihr Handrücken juckte, wo Mr. Hollander ihn geküsst hatte. Emily war so aufgebracht, dass sie sich nicht ruhig irgendwo hinsetzen konnte. Sie wusste nicht, mit wem sie über ihren Eindruck von Mr. Hollander reden konnte.
Nicholas schien nicht viel von seinem Cousin zu halten, und Emily wollte die beiden jungen Männer nicht noch weiter gegeneinander aufbringen. Keiner der beiden hatte weitere Familienangehörige: Carricks Eltern, der jüngere Bruder des alten Earl und seine Frau, waren tot. Und Nicholas' Mutter hatte, soweit Emily wusste, keine Verwandten. Nein, niemand hatte je andere Familienangehörige erwähnt.
Emily beschloss, nichts von Carricks aufdringlicher Vertraulichkeit zu erzählen und Nicholas lediglich davon in Kenntnis zu setzen, dass er da gewesen war und ihnen ein Bild schenken wollte. Und in Zukunft würde sie es vermeiden, Carrick zu empfangen, wenn Nicholas nicht daheim war.
Nicholas behielt den Zylinder in der Hand, während er in Balmanger House in der Solden West Street auf das Erscheinen von Lord Worthing wartete. Er bezweifelte, dass er zum Bleiben eingeladen werden würde, hatte er erst einmal vernommen, warum er gekommen war.
Die Tür zum Arbeitszimmer wurde geöffnet, und Lord Worthing trat ein. "Nicholas … Kendale, sollte ich sagen. Schön, Sie einmal wieder zu sehen. Wirklich schade, dass Sie zur Beerdigung nicht da waren. Glücklicherweise konnte unsere Familie an der Beisetzung teilnehmen, von daher wurde Ihr Vater in allen Ehren bestattet."
"Ich bin Ihnen sehr dankbar, Mylord", erklärte Nicholas und schüttelte die Hand des Mannes. "Ich weiß, dass Sie gute Freunde waren."
"Das waren wir, in der Schule und auch später. Und ich schätze, Sie haben seine guten Eigenschaften geerbt." Er klopfte Nicholas auf die Schulter. "Kraft. Ein Kopf fürs Geschäft und so weiter. Er war stolz auf Sie, mein Lieber. Sehr stolz."
Das war eine wissentliche Lüge, aber Nicholas sagte dazu nichts. Er wünschte, das Verhältnis zu seinem Vater wäre besser gewesen, und er nahm an, Lord Worthing wusste das. Dennoch empfand er einen gewissen Argwohn bei dem Überschwang, mit dem der stämmige kleine Mann ihn begrüßte. Was hatte Lord Worthing vor? Nun, gleich würde er es erfahren. "Das freut mich, Sir. Doch lassen Sie mich gleich zur Sache kommen: Wie Sie sicher schon vermuten, bin ich wegen des Verlobungsvertrages erschienen."
Worthing strahlte, fuhr sich über den kahlen Schädel und sagte in verschwörerischem Tonfall. "Meine Tochter wird uns Gesellschaft leisten, sobald sie sich hübsch gemacht hat. Sie weiß, dass Sie hier sind. Ich habe eins der Mädchen zu ihr geschickt, als Jenkins Sie ankündigte." Er zeigte in Richtung der Sessel. "Setzen Sie sich, und ich gieße uns zur Feier des Tages einen besonders guten Madeira ein."
"Das wäre unpassend", erwiderte Nicholas. Es war ihm über die Maßen peinlich, die Hoffnungen seines Gastgebers enttäuschen zu müssen. "Sehen Sie, Worthing, der Vertrag ist ungültig. Mein Vater hat meine Unterschrift gefälscht."
Worthing erstarrte. Dann kniff er die Augen zusammen und erwiderte: "Das ist eine Lüge!"
"Nein, Sir. Ich schwöre, dass ich nichts von einem Verlöbnis mit Ihrer Tochter wusste, bis ich unter den Unterlagen meines Vaters den von ihm gefälschten Vertrag gefunden habe. Ich bedauere sehr, was mein Vater getan hat."
Einige Minuten lang starrte Lord Worthing ihn wortlos an.
Nicholas blieb stehen, während Worthing zu überlegen schien.
"Trotzdem werden Sie sich an die Abmachungen halten", erklärte Lord Worthing schließlich scharf.
"Ich bedauere, aber das kann ich nicht."
"Sie brechen Dierdre das Herz!"
"Ich bezweifle, dass das zur Debatte steht. Bitte geben Sie sich nicht die Mühe, mich umstimmen zu wollen, Lord Worthing. Ich kann Ihre Tochter ohnehin nicht ehelichen. Ich bin bereits verheiratet."
Merkwürdigerweise schien das Worthing nicht zu überraschen. "Papperlapapp! Die Zeitungen haben noch nichts über Ihre Heirat gebracht. Sie werden die Ehe heimlich annullieren, und dann feiern wir Hochzeit, wie geplant."
"Das ist nicht möglich."
"Sie täten gut daran, sich das zu überlegen, Kendale!"
"Sie verlangen etwas Unmögliches von mir. Ich bin nur gekommen, um Sie davon in Kenntnis zu setzen, dass ich Dierdre nicht heiraten kann,
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