Der Hochzeitsvertrag
nickte und verschwand durch den Korridor, den Arm, den er ausgestreckt hatte, um sie zu geleiten, ignorierend.
Obwohl ein Klingelzug keine drei Meter entfernt an der Wand zu sehen war, war sie selbst in die Küche gegangen, um die Mahlzeit und den Tee zu bestellen! Nicholas spürte förmlich die Verachtung des Butlers in seinem Rücken. Ohne sich umzudrehen, erklärte Nicholas: "Ein Wort, und es wird das letzte sein, das Sie in diesem Haus gesagt haben."
Offensichtlich hatte Upton ihn verstanden. Nicholas schlenderte in den lindgrün tapezierten Salon, um die zu früh angesetzte Teemahlzeit zu sich zu nehmen. Während er auf Emily wartete, die ja noch so viel zu lernen hatte, kam er auf den Gedanken, sich über Rosie an seine Frau zu wenden. Emily fand es bestimmt weniger peinlich, von ihrer Zofe beraten zu werden als von ihm. Sie schien Rosie gut zu kennen.
Wenn er mit dem Mädchen spräche, könnte er außerdem herausfinden, ob Rosie auf Dauer für ihre Position geeignet war, und ihr erklären, worin ihre Pflichten als Kammerzofe bestanden. Hoffentlich war sie klug genug, zu sehen, welche Möglichkeiten sich ihr boten.
Emily trat ein, gefolgt von einem der Dienstmädchen, das ein großes Rosenholztablett trug. "Stell die Dinge hier auf dem Tisch ab, Polly", wies Emily das Mädchen an. "Und danke, das war alles. Ich werde den Tee selber einschenken."
Das klappt ja alles tadellos, dachte Nicholas, doch da fiel ihm auf, dass Polly die Unverschämtheit besaß, Emily zuzuzwinkern. Ungläubig sah er das Dienstmädchen an und war entsetzt, dass Emily ihr freizügiges Gebaren mit einem Lächeln quittierte. Bis Polly die Tür hinter sich geschlossen hatte, schwieg er.
"Warum hast du ihr das gestattet?" fragte er, während er ihr den Stuhl zurechtrückte und sich dann selber setzte.
"Was soll ich erlaubt haben?"
"Es steht Polly nicht zu, dir zuzuzwinkern!"
"Ach, das", sagte sie und machte eine unbestimmte Handbewegung. Sie nahm die Haube von der bauchigen silbernen Teekanne und schenkte Nicholas ein. "Die Köchin konnte sich noch erinnern, welches Gebäck und welche Törtchen du als Junge am liebsten gegessen hast, und hat mir auch die Rezepte verraten. Und Polly wollte mir nur bedeuten, dass du zufrieden sein wirst."
"Du redest mit der Köchin und den Dienstmädchen über Rezepte?"
"Ja", erwiderte sie heiter. "Die Törtchen hier schmecken übrigens nach Orangen. Nimm dir doch eines!" Sie reichte ihm seine Tasse, eine henkellose, schalenförmige Porzellantasse. "Zucker?"
Nicholas schüttelte den Kopf und versuchte, die richtigen Worte zu finden. "Du musst dir mehr Gedanken machen über das, was du tust, Emily. Wenn du deine Autorität nicht ausspielst, werden dich die Dienstboten zum Besten halten. Sie arbeiten nicht gut, wenn man sie wie Freunde oder Gleichgestellte behandelt."
"Ich nehme an, dafür gibt es Beispiele? Hast du denn jemals einen Bediensteten wie einen Gleichgestellten oder einen Freund behandelt?"
Emily wollte offenbar mit ihm streiten. "Natürlich habe ich das, aber damals war ich noch kein Earl. Als Countess solltest du …"
"Hört, hört! Du warst Countess, Kendale? Das ist mir ja ganz neu. Wenn nicht – woher willst du wissen, was ich zu tun habe?"
Er atmete tief ein, versuchte Ruhe zu bewahren. "Du willst mich absichtlich missverstehen, Emily. Hör mir doch bitte zu. Ich will dir nur einen guten Rat geben, da du es hier mit sehr vielen Dienstboten zu tun hast. Du bist das nicht gewohnt. Ich schon. Vielleicht nicht als Earl, aber ich habe doch gesehen …"
"Du hast deinen Vater gesehen", unterbrach sie ihn.
Nicholas hasste nichts so sehr wie unterbrochen zu werden. Er biss die Zähne aufeinander. Wenn er jetzt die Geduld verlor, würden Türen knallen. Er schwieg, mühsam beherrscht, führte die Teetasse zum Mund und stürzte den Inhalt in zwei großen Schlucken hinunter, obwohl der Tee so heiß war, dass er sich die Zunge verbrannte. Dann konzentrierte er sich auf die kleinen Brötchen mit Schinken und Käse.
Die herausfordernden Blicke, die sie ihm zuwarf, reizten ihn fast noch mehr als die Orangentörtchen, die sie ihm angeboten hatte, aber er beschloss, beiden Verführungen zu widerstehen. An einem Wortgefecht war ihm noch weniger gelegen als daran, seine Kindheitserinnerungen an Kendale House aufleben zu lassen. Beides wäre von Übel, die Krönung eines schlechten Tages. Dabei hatte er heute Abend noch eine weitere unangenehme Aufgabe zu erledigen.
Er stand auf.
"Darf ich
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