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Der Hochzeitsvertrag

Der Hochzeitsvertrag

Titel: Der Hochzeitsvertrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyn Stone
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und neigte den Kopf zur Seite. "Ach, Mylady – ich finde Sie wunderschön! Wenn sich nicht alle nach Ihnen umdrehen, versteh ich die Welt nicht mehr."
    Kritisch musterte Emily ihr Spiegelbild – und war zufrieden mit sich. Wenn ich mich heute Abend blamiere, dann sicher nicht Rosies wegen, die Großartiges geleistet hat, dachte sie beifällig.
    Das Halsband mit Saphiren und die dazu passenden Ohrringe, die sie trug, vervollständigten ihr Erscheinungsbild und passten hervorragend zu dem tief ausgeschnittenen, fast schulterfreien Kleid aus blauer Seide. Nicholas hatte ihr die glitzernden Schmuckstücke vor dem Tee übergeben. Neugierig hatte Emily ihn gefragt, ob der Schmuck Lady Kendale gehört habe. Doch er hatte nur geheimnisvoll gelächelt und gemeint, dass er ihr gehöre.
    Dabei konnte das Geschmeide nur der verstorbenen Countess gehört haben. Warum hätte ihr Nicholas Juwelen kaufen sollen? Wahrscheinlich hatte er nicht einmal Zeit dazu gehabt. Außerdem passten Kette und Ohrringe so gut zu ihrem Hochzeitsring, dass die Vermutung nahe lag, dass es sich um Teile eines Sets handelte. Sie anzufassen gab Emily Sicherheit.
    Doch hatte sie nicht weiter nachgebohrt. Dass Nicholas ihr gerade diese Schmuckstücke gegeben hatte, lag möglicherweise daran, dass sie gut zu ihrem blauen Seidenkleid passten. Traurigkeit stieg in ihr hoch, als sie den großen blauen Stein berührte. Hätte es der Countess etwas ausgemacht, wenn die Tochter des Pfarrers ihren Schmuck getragen hätte? Hätte sie etwas dagegen einzuwenden gehabt, dass Emily ihren Sohn geheiratet hatte? Das Geschmeide lag warm auf ihrer Haut und gab ihr die Antwort selbst: Nein.
    Ich werde gut aufpassen, dass ich es nicht verliere, dachte Emily und fügte in Gedanken hinzu: weder den Schmuck noch den Sohn der Countess.
    Natürlich gab es keine Geister. Die Seelen kamen in den Himmel, sobald sie die Körper verließen. Das hatte ihr Vater behauptet, und da er Pfarrer war, musste er es wissen. Aber vielleicht wachte die Countess in ihrem neuen Bewusstseinszustand über sie. Emily fühlte sich auf jeden Fall beschützt.
    "Ich wünschte, Sie könnten heute Abend mitkommen", flüsterte sie und strich über die saphirbesetzte Kette.
    "Ich? Na, das würde ein Gelächter geben!" Rosie schüttelte den Kopf. "Sie sollten jetzt besser gehen, Mylady. Seine Lordschaft erwartet Sie um acht Uhr unten, und wir haben uns schon etwas verspätet."
    Emily erhob sich, und Rosie zupfte noch am Stoff des Kleides, damit es die Spitzen der Unterröcke bedeckte. Wenn ich Nicholas nicht gefalle, soll er das besser für sich behalten, dachte Emily grimmig, während sie einen letzten Blick in den Spiegel warf. Dann streifte sie zartblaue Handschuhe über, die ihr fast bis zum Ellenbogen reichten, und griff nach ihrem Elfenbeinfächer. Ein weicher, vielfarbiger indischer Schal vervollständigte ihr Erscheinungsbild. Auf geradezu wunderbare Weise hatte sich das einfache Landmädchen in eine Countess verwandelt. Emily nahm eine ihrer Stellung angemessene Haltung ein.
    Niemand, vor allem nicht Nicholas, sollte auch nur eine Spur ihrer Furcht bemerken. Emily war fest entschlossen, diese Nacht würdevoll zu überstehen, auch wenn ihr vor Angst fast übel war. Graziös glitt sie die Treppe ins Vestibül hinunter.
    Nicholas sah zu ihr auf. Seine Augen verrieten Stolz. Das machte ihr Mut.
    "Was für einen bezaubernden Anblick du heute Abend bietest", sagte er und half ihr galant die letzten beiden Stufen nach unten. "Erinnere mich daran, Rosies Lohn zu erhöhen."
    Emily errötete wegen des Kompliments und des Blicks, den er ihr zuwarf. Nach einigen Sekunden wurde sie zunehmend nervöser, weil sie nicht wusste, ob er sie ansah, weil er sie hübsch fand oder weil er versuchte, ihr Erscheinungsbild zu beurteilen. "Wir werden noch zu spät kommen!" ermahnte sie ihn.
    Ihre Worte schienen ihn aus einer Trance zu wecken.
    Sogleich nickte er Upton zu, der daraufhin die Eingangstür öffnete. Bald würden sie erstmals als Ehemann und Ehefrau in der Gesellschaft erscheinen.
     
    Eine knappe halbe Stunde später hatte Nicholas Gelegenheit, Emily dabei zu beobachten, wie sie sich nach dem Herumreichen von Erfrischungen angeregt mit einigen Gästen der Hammersleys unterhielt.
    Der große Raum, der abgesehen von einem großen Buffet und Stühlen an der Wand völlig leer war, ermöglichte es den Anwesenden, sich frei zu bewegen und sich miteinander zu unterhalten. Eine Tür führte in den Ballsaal, der dem von

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