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Der Hochzeitsvertrag

Der Hochzeitsvertrag

Titel: Der Hochzeitsvertrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyn Stone
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Nicholas würde dafür sorgen, dass sie am Abend die ihrem Rang entsprechende Stellung in der Gesellschaft einnehmen konnte, auch wenn es immer Leute gab, die jeden, der nicht adeliger Herkunft war, für einen gewöhnlichen Emporkömmling hielten.
    Den Spazierstock aus Ebenholz schwenkend, flanierte er die Straße entlang, die hinter seinem Anwesen durch Mayfair lief, und überlegte zum wiederholten Mal, ob es klug gewesen war, Emily mit nach London zu nehmen. Er hoffte von ganzem Herzen, dass sie erfolgreich debütieren würde.
    Ihretwegen. Er wollte nicht zusehen müssen, wie Emily mit Spott und Häme bedacht wurde und darüber unglücklich war. Aber mehr noch sorgte er sich, dass seine eigenen Ambitionen davon beeinträchtigt werden würden, wenn Emily auf dem gesellschaftlichen Parkett nicht glänzte. Sein Erfolg im House of Lords bedeutete ihm sehr viel.
    Emilys Glück war ihm zwar ebenso wichtig, aber sie würden es leichter haben, wenn sie sich entsprechend den Verhaltensnormen benahmen, die ihnen ihr Rang vorschrieb.
    Obwohl er mit den Finessen der Londoner Gesellschaft nicht vertraut war, war er in Britisch Indien, wo die Konventionen des Mutterlandes rigide beachtet wurden, mit einigen einflussreichen Persönlichkeiten bekannt gewesen, die mittlerweile nach London zurückgekehrt waren. Daher hatte er schon einige Freunde in den tonangebenden Kreisen.
    Emily hingegen hatte noch niemand anders als Viscount Duquesne kennen gelernt. Ach, und die Worthings, erinnerte er sich. Hoffentlich würden sich ihre Wege in der nächsten Zeit nicht kreuzen. Wenn Emily und er nur schon ihre persönlichen Schwierigkeiten bereinigt hätten! Dann hätte er ihr noch Ratschläge geben können, ihr erklären, wie sie mit wem umgehen musste. Aber noch würde Emily jede Empfehlung als Kritik an sich auffassen. Und das würde den Graben zwischen uns noch verbreitern, dachte er bitter.
    Dennoch machte er sich im Geiste eine Liste von Dingen, die sie zu tun und zu sagen hatte. Das war eine leichte Übung. Schwieriger würde es sein, Emily diese Liste zu präsentieren.

15. Kapitel
     
    Emily war überzeugt davon, dass ihr Grauenvolles bevorstand. Nur zu gut konnte sie sich vorstellen, wie die anderen Gäste ihr scheele Blicke zuwerfen und die Nase rümpfen würden. Fast meinte sie, die kultivierten Londonerinnen hinter ihrem Rücken schon über sie, die einfache Frau vom Lande, tuscheln und lachen zu hören. Aber sie war zu stolz, um ihre Befürchtungen laut auszusprechen.
    Ganz im Gegenteil: Rosie gegenüber, die Emilys schimmerndes Haare in der Mitte gescheitelt, dann tief auf dem Hinterkopf festgesteckt hatte und nun mit Seidenblumen und blauen Seidenbändern verzierte, zeigte sie sich äußerst gelassen. Während das Mädchen aufgeregt über die Möglichkeiten von dezent aufgetragenem Lippenrot und Reispuder plauderte, saß Emily schweigend da, die Augen starr auf den Spiegel vor sich gerichtet. In Gedanken war sie freilich ganz woanders.
    Ihren Mann, der sich kurz zu ihnen gesellt hatte, um sie mit gewissen Verhaltensregeln vertraut zu machen, hatte Emily so lange ignoriert, bis es ihr zu dumm wurde. Schon mit neun Jahren hatte sie bessere Manieren als er besessen, was sie ihm auch mit deutlichen Worten zu verstehen gegeben hatte, bevor sie ihn des Zimmers verwies. Nein, sie hatte keine Angst, gegen irgendwelche Etikette zu verstoßen. Aber die lockere Konversation lag ihr einfach nicht. Und sie schämte sich auch ein wenig wegen ihrer Herkunft.
    "Dabei ist mein Vater der jüngste Sohn eines Barons", murmelte sie leise, mehr um sich Mut zuzusprechen als an Rosie gerichtet.
    "Ach, wirklich? Nun dann werden die feinen Damen und Herren heute Abend sicher nichts an Ihnen auszusetzen haben. Und ihre Mutter?" fragte Rosie neugierig.
    Emily zögerte, ehe sie antwortete: "Sie war eine entfernte Verwandte meines Vaters, eigentlich eine Gouvernante. Aber dann hat sie meinen Vater geheiratet."
    Rosie war beeindruckt. "Na, dann haben Sie ja nichts zu befürchten! Wenn irgendjemand weiß, was die Herrschaft zu tun und zu lassen hat und wie man sich benimmt, dann die Gouvernanten, die sie erziehen." Sie zog an einem der Bänder, um zu überprüfen, ob die Haarnadel hielt.
    "Danke, Rosie. Ich wüsste wirklich nicht, was ich ohne dich tun sollte", erwiderte Emily herzlich.
    "Ein bisschen mehr Zeit würden Sie benötigen, bis Sie eingekleidet sind, schätze ich mal." Sie nahm den leichten Umhang von Emilys Schultern, trat einige Schritte zurück

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