Der Hochzeitsvertrag
Gesprächs mit Carrick für einen Moment aus den Augen verloren hatte, stellte er fest, dass sie immer noch in ein Gespräch mit Lady Fitzwaren vertieft war. Sie wirkte völlig entspannt.
Sein kleines Arrangement schien zu funktionieren. Die anderen Gäste hatte seine Frau herzlich begrüßt, und fragende Blicke und missbilligende Mienen waren nicht zu sehen gewesen. Auf Nicholas' Wunsch hin hatte Lady Hammersley so getan, als wären sie und Emily schon lange befreundet, was Emily die erste Viertelstunde erleichtert hatte. Und Duquesne hatte mit seinen Komplimenten ebenfalls dazu beigetragen, dass Emily allgemein akzeptiert worden war.
"Deine Frau ist bezaubernd", bemerkte Lord Hammersley, der unbemerkt näher getreten war, und reichte Nicholas ein Glas Wein. "Sogar die ehrenwerte Lady Fitzwaren wirkt in ihrer Gegenwart weniger säuerlich – ich wusste gar nicht, dass die alte Dame lächeln kann! Und Julia ist hellauf begeistert von ihr."
"Gut. Emily wird Freundinnen brauchen", antwortete Nicholas. "Ich kann dir nicht sagen, wie dankbar ich dir und deiner Frau für diesen herzlichen Empfang bin."
"Uns? Bedank dich lieber bei deiner Frau! Wenn ich daran denke, welche Befürchtungen du heute Mittag geäußert hast … Ich muss gestehen, ich hatte mir alles sehr viel schwieriger vorgestellt." Er wechselte das Thema, nachdem er einen flüchtigen Blick in die Runde geworfen hatte. "Es fehlen kaum mehr Gäste. Wir werden uns bald setzen können. Das Musikensemble, das Julia für heute engagiert hat, ist wirklich sehr gut."
"Wird sie uns denn auch selbst etwas vortragen?" fragte Nicholas. Während einer seiner kurzen Geschäftsbesuche in London hatte er schon das Vergnügen gehabt, der Frau seines Freundes zuzuhören. "Sie hat außergewöhnlich viel Talent."
"Ich danke dir in ihrem Namen", erwiderte Hammersley erfreut. "Vielleicht könntest du sie darum bitten, etwas zu spielen? Immer wenn ich ihr sage, sie solle unseren Gästen doch etwas darbieten, weigert sie sich, weil sie glaubt, dass ich ihr gegenüber voreingenommen bin. Du weißt ja, wie das so ist. Wie wär's? Würdest du sie bitten? Als Dame würde sie sich natürlich nie selbst in den Mittelpunkt stellen."
"Sehr gern", versprach Nicholas und meinte dann: "Hammersley, weil wir gerade von Talent sprechen …"
Sein Freund unterbrach ihn unkonzentriert, den Blick auf die Tür gerichtet. "Ah, da sind ja die Nachzügler. Entschuldige mich! Ich muss die Honneurs machen."
Nicholas schluckte, als er sah, wer die jüngst eingetroffenen Gäste waren, die Arm in Arm darauf warteten, vom Gastgeber willkommen geheißen zu werden: Dierdre Worthing und ihr Vater. Zu spät fiel ihm ein, dass er den Hammersleys von seinen Problemen mit den Worthings hätte erzählen sollen. Dass sie sich hier trafen, war eine Katastrophe, eine die Emilys Bemühungen, Freunde zu gewinnen, zunichte machen würde. Vertieft in ihr Gespräch mit Lady Fitzwaren, hatte Emily die Worthings noch nicht einmal bemerkt.
In der Hoffnung, das Schlimmste verhüten zu können, eilte er auf den Baron zu. Doch der Viscount Duquesne kam ihm zuvor. Er klopfte Lord Worthing freundschaftlich auf die Schulter und verwickelte ihn in ein Gespräch, wobei er den Baron unmerklich immer mehr an den Rand des Raumes drängte. Offenbar ging es um Geld. Nun, das wird die beiden eine Weile beschäftigen, dachte Nicholas.
Doch er hatte sich zu früh gefreut: Niemand hatte Dierdre Worthing aufgehalten, die zielstrebig auf Emily zusteuerte, und Nicholas konnte nichts tun, um seiner Frau zu helfen.
"Ah, Miss Loveyne, welche Überraschung! Dass wir uns hier sehen, hätte ich nicht für möglich gehalten!" begrüßte Dierdre Emily.
Lady Fitzwaren räusperte sich geräuschvoll und korrigierte Miss Worthing scharf: "Sie stehen vor der Countess of Kendale, meine Liebe – Lady Kendale!"
Emily lächelte Lady Fitzwaren begütigend zu. "Miss Worthing? In der Tat: welche Überraschung!"
Mit ihrem Fächer klopfte Dierdre Emily aufs Handgelenk und erklärte mit zuckersüßer Stimme: "Lord Vintley war über Ihre kurzfristige Absage sehr verärgert. Natürlich war es sehr klug von Ihnen, zu heiraten, statt sich als Gouvernante von ihm einstellen zu lassen."
Ebenso zuckersüß gab Emily zurück: "Ja, nicht wahr? Aber vielleicht kennen Sie ja noch eine andere, eine unverheiratete junge Dame, die an der Stellung interessiert wäre, die Sie mir vermitteln wollten?"
Die alte Lady Fitzwaren hustete, um ein Lachen zu verbergen.
Die
Weitere Kostenlose Bücher