Der höchste Preis (German Edition)
bemerkte, wie Gruber erneut in Rage geriet. Sie machte ihm schnell ein Zeichen, und sie gingen alle drei in den Flur hinaus.
„Was halten Sie davon?“, fragte sie Gruber.
Gruber zuckte mit den Schultern. „Langsam reicht es mir. Andererseits klingt es so verrückt, dass es fast schon wieder wahr sein könnte. Was die Ausführung betrifft, würde es jedenfalls durchaus passen: In aller Eile ein paar Mal abgedrückt und dann Hals über Kopf weg ...“
„Wie Frauen das eben so machen?“, warf Bischoff ein.
„Ich würde es so machen“, erwiderte Gruber heftig. „Vor allem, wenn ich so was zum ersten Mal machen würde ...“
„Und jetzt?“ Der Staatsanwältin war sichtlich unwohl zumute. „Wir können sie ja schlecht einfach wieder laufen lassen, oder?“
„Versuchen Sie, einen Arzt oder Psychologen aufzutreiben, der sie unter die Lupe nimmt. Wir schauen uns inzwischen mal in ihrer Wohnung um ...“
12
„Wenigstens das mit ihrem Tumor scheint zu stimmen“, bemerkte Bischoff und hielt Gruber einen Brief hin. Gruber überflog den Brief. Es war das Schreiben eines Rosenheimer Internisten, der Monika Hochstätter mit eindringlichen Worten bat, umgehend die vorgeschlagene Chemotherapie in Angriff zu nehmen.
Gruber nickte nur.
„Und mit dem Zeugs, das in ihrem Bad herumliegt, könnte man glatt den Giftschrank einer Apotheke füllen“, sagte Bischoff weiter.
„Alles klar.“ Gruber blieb sitzen und blätterte weiter in dem Fotoalbum, das er aus dem Bücherregal hervorgezogen hatte. Die Fotos zeigten Monika von ganz jung bis etwa Mitte dreißig. Immer als eine ungemein attraktive Erscheinung und immer an der Seite diverser Männer vor teils exotischen Kulissen. Stationen eines Lebens auf der Überholspur. Nach dem Motto: Leb schnell und stirb jung. Gruber klappte das Album wieder zu und blickte nachdenklich auf das Durcheinander ringsum. Überall lagen Klamotten und Zeitschriften herum, und geputzt oder auch nur staubgefegt hatte hier schon lange niemand mehr. Er fragte sich, wie man so leben konnte. Und dannfiel ihm endlich ein, woher er die Frau kannte.
„Herrgott, ich bin doch ein Trottel“, sagte er.
Bischoff kam aus der Küche heran. „So?“
„Jetzt weiß ich wieder, wer sie ist. Sie war die erste Frau aus Traunstein, die es in die Klatschspalten geschafft hat. Als Freundin von irgend so einem Rockmusiker, der sich auch als Schauspieler versucht hat, Anfang der siebziger Jahre. Mit dem war sie auch ein paar Mal zu Besuch hier, mit Jaguar und so und ausstaffiert wie eine Edelnutte, wie ich gehört habe.“
„Und dann?“
„Dann war eine Zeitlang Funkstille, bis Anfang, Mitte der Achtziger die ersten Videos mit ihr aufgetaucht sind. Ziemlich harter Stoff übrigens ...“
„Sie meinen, Pornos?“
„Ja, was sonst.“
„Und dann?“
„Das Letzte, was ich gehört habe, war dann, dass sie in Salzburg auf den Strich gegangen sein soll. Kann aber auch nur ein Gerücht gewesen sein.“
Bischoff räumte einen Teil der Couch frei und setzte sich Gruber gegenüber.
„Das ist ja übel“, sagte sie. „Und wieso?“
„Drei Mal dürfen Sie raten. Drogen natürlich.“ „Aber schon komisch, dass so eine hierher zurückkommt, wo jeder über sie Bescheid weiß?“
„Warum nicht? Vielleicht hat sie was geerbt, oder es ist ihr inzwischen egal, todkrank, wie sie ist.“
Gruber erhob sich schwerfällig und stellte das Album in das Regal zurück. Dabei fiel sein Blick auf ein Buch mit dem Titel „Drehbuchautoren-Führer“, das ganz oben auf dem Regal lag. Seltsam, dachte er. Neugierig geworden, nahm er das Buch zur Hand und sah unter dem Buchstaben S nach. Tatsächlich, da war er aufgeführt, mit Bild und einer respektablen Auflistung seiner bisherigen TV-Arbeiten: Walter Schott, sein bester Freund aus längst vergangenen Zeiten. Wie lange war das jetzt her, dass er den Mann zuletzt gesehen hatte? Fünfunddreißig Jahre? Dass Schott seine Brötchen mittlerweile mit dem Schreiben von Drehbüchern fürs Fernsehen verdiente, hatte er rein zufällig von einer Mitarbeiterin erfahren. Die ganz stolz darauf gewesen war, einen so berühmten Mann persönlich zu kennen. Auch wenn dieses „Persönliche“ sich vermutlich irgendwann Ende der sechziger Jahre auf einer Faschingsveranstaltung abgespielt hatte, wie Gruber an nahm. Nicht umsonst hatte Schott immer betont, wie gefragt ein Mann bei den Mädels sein würde, der zu Silvester oder im Fasching nüchtern bleiben könne.
Der Mann in der
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