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Der höchste Preis (German Edition)

Der höchste Preis (German Edition)

Titel: Der höchste Preis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schweiger
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und? Was ist daran verwerflich?“
    Gruber drehte sich wieder Bischoff zu.
    „Es war bereits dunkel und Sie haben doch gesehen, wie abgelegen das Haus liegt. Weit und breit kein Nachbar. Weit und breit niemand, den man um Hilfe bitten könnte. Aber sie hat nicht eine Sekunde gezögert, hat nicht erst nach ihrem Mann gerufen, hat nicht erst den Notruf betätigt. Ist einfach aufs Geratewohl raus ...“
    „Das beweist noch gar nichts“, sagte Bischoff.
    „Das stimmt“, sagte Gruber. „Aber es kommt noch etwas hinzu: Hauser hat als Jagdpächter doch einen Waffenschein, hat jede Menge Waffen im Haus, legale und vermutlich auch ein paar illegale darunter. Und ich könnte mir gut vorstellen, dass sie als die Frau eines Mannes, der regelmäßig auf die Jagd geht oder zumindest ein Gewehr mit sich herumschleppt, auch weiß, wie man mit so einem Ding umgeht. Also warum schnappt sie sich nicht eine seiner Flinten und geht damit ausgerüstet nachsehen?“
    „Bisschen dünne, finden Sie nicht?“
    „Aber Grund genug, um ein bisschen in ihrem Privatleben herumzuschnüffeln, denke ich.“
    „Jetzt gleich?“
    „Warum nicht?“

22
     
    Kurz hinter Chieming begann es wieder zu regnen. Wie aus Kübeln zu schütten. Gruber verzog angewidert das Gesicht.
    „Ein Wetter wie im April“, knurrte er. „Erst denkst du, gleich kriegst du einen Sonnenbrand, und im nächsten Augenblick wird man nass bis auf die Knochen.“
    „Sie und Ihr Freund, Sie haben sich doch ewig lang nicht gesehen“, sagte Bischoff. „Und die Menschen ändern sich ...“
    „Der nicht“, erwiderte Gruber, ohne lange zu über legen. „Der war schon immer so.“
    „Und das wäre?
    „Ein Draufgänger, altmodisch gesagt. Ein Typ, der sich was getraut hat ...“
    „Im Gegensatz zu Ihnen, oder wie?“
    Gruber lächelte versonnen.
    „Stimmt. Ich habe mich nie was getraut“, sagte er nach einer Pause, leicht scherzhaft. „Außer Polizist zu werden ...“
    „Und was hätten Sie sich gern getraut?“
    Gute Frage. Vom langen Marsch durch die Institutionen, so wie viele seiner Altersgenossen, hatte er jedenfalls nie geträumt. Und auch sonst hatte er kaum Wünsche oder großartige Pläne gehabt. Wiehatte gleich ein Bekannter mal gesagt: Pläne zu schmieden ist was für arme Leute. Warum also war er Polizist geworden? Er hatte nie richtig darüber nachgedacht. Vielleicht aus einer Mischung aus Protest und Flucht? Tatsache war nur, dass er sich durchaus wohl fühlte dabei. Oder wohlgefühlt hatte, bis diese schrecklichen Mädchenmorde passiert waren. Und er seitdem gegen eine Wand lief, Tag für Tag. Und das seit zwölf Jahren.
    „Musik zu machen“, erwiderte er schließlich. „Das wär’s gewesen. Gitarre in einer Rockband zu spielen und in der Welt herumzukommen ...“
    „Aber Sie haben brav auf Ihre Eltern gehört, die gesagt haben: Lern erst mal einen richtigen Beruf, denk ans Alter, mach die Negermusik doch zu deinem Hobby, wenn es schon unbedingt sein muss.“
    „Genau.“
    „Und, hat es geholfen, Polizist zu werden?“ „Geholfen? Gegen was?“
    „Gegen die Abneigung, etwas zu riskieren?“ Gruber zuckte mit den Schultern. „Weiß nicht. Vielleicht ...“
    Der Kreisverkehr, an dem es geradeaus weiter nach Rosenheim und rechterhand in Richtung von Hausers Anwesen ging, kam in Sicht. Zu gleich tauchte von rechts ein Wagen auf. Ein schwarzerGolf. Mit einer Frau am Steuer. Bischoff bog ab, stieg dann unvermutet auf die Bremse und blickte durch die Heckscheibe nach dem Golf.
    „Ich glaube, das war sie eben ...“
    „Die Hauser?“ Gruber hatte vor sich hingedöst und nicht auf die Fahrerin des Golf geachtet.
    „Ja. Und sie fährt nicht nach Traunstein, so wie es aussieht?“
    Gruber war plötzlich hellwach. „Interessant. Und warum folgen wir der Dame dann nicht?“
    Bischoff gab wieder Gas, zugleich griff sie ruckartig nach der Handbremse, und ehe sich Gruber versah, hatte sie den Wagen um 180 Grad gedreht.
    „Verdammt, wo haben Sie das denn gelernt?“
    „Hat das so ausgesehen, als ob ich’s irgendwo gelernt hätte?“
    „Auch wieder wahr ...“
    Es dauerte keine halbe Minute, da hatten sie den Golf wieder vor sich. Bischoff blieb auf Abstand, zumal der Regen plötzlich wieder nachgelassen hatte und auch der Verkehr immer weniger wurde, je tiefer sie in das unübersichtliche Wald- und Moorgebiet vordrangen, das sich ringsum erstreckte. Nach etwa vier Kilometern bog Susanne Hauser in eine schmale, aber immerhin geteerte Nebenstraße ab

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