Der höchste Preis (German Edition)
wann?“
„Das hängt natürlich ganz von dir ab. Habe ich doch gesagt ...“
20
Es war Punkt neun Uhr, als Schott aus dem Taxi stieg und sich dem Eingang der Polizeidirektion zuwandte. Er hatte schlecht geschlafen und ansatzweise ein schlechtes Gewissen wegen Grubers Freundin oder wer immer die Dame sein mochte, war ansonsten aber guter Dinge. Dass Gruber sein Eingeständnis bezüglich Hauser gegen ihn verwenden würde, daran glaubte er nicht. Und selbst wenn, könnte er alles abstreiten. Dennoch fragte er sich plötzlich, die Hand schon auf der Türklinke, ob er nicht vorsorglich ein paar Klamotten und Zahnputzzeug hätte mitnehmen sollen. Oder zumindest einen Anwalt. Aber der einzige Anwalt, dem er vertraute, war in Berlin.
Er erklärte dem Beamten am Empfangsschalter über die Gegensprechanlage sein Anliegen, aber während der Mann noch telefonierte, kam Gruber schon die Treppe herab und holte ihn hinein. Sie stiegen wortlos nebeneinander in den ersten Stock hoch, gingen einen Flur entlang, wo am Ende an einer geöffneten Tür eine junge, adrette gekleidete Frau auf sie wartete.
„Meine Kollegin, Frau Oberkommissarin Ulrike Bischoff“, sagte Gruber.
„Angenehm“, sagte Schott.
Schott betrat das Zimmer, in dem hinter einem Schreibtisch eine weitere Frau auf ihn wartete. Um die fünfzig, mit Brille, altmodischer Frisur und leicht griesgrämiger Miene.
„Mein Name ist Doktor Werner, Staatsanwaltschaft“, sagte sie, verbunden mit einem flüchtigen Händedruck, aber ohne sich dabei zu erheben. „Bitte, nehmen Sie Platz, Herr Schott.“
Schott setzte sich.
Gruber und Frau Bischoff blieben hinter ihm an der Tür stehen. Kein gutes Zeichen, dachte er.
Doktor Werner blätterte sekundenlang in ihren Unterlagen, blickte Schott dann mit verhaltener Neugierde an.
„Sie schreiben Drehbücher, Herr Schott?“ Eine rein rhetorische Frage.
„Ja.“
„Auch Krimis?“
„Sicher. Die laufen immer noch am besten.“
„Ein Mann mit Phantasie also. Und vertraut mit der Polizeiarbeit. Sozusagen mit allen Wassern gewaschen, rein theoretisch natürlich.“
Schott zuckte mit den Schultern und schwieg.
„Ihre Anwesenheit in diesem Nachtclub war also ein reiner Zufall“, sagte sie schließlich mit bedächtiger Stimme. „Genauso wie Ihre Anwesenheit in Traunstein, nachdem Sie rein zufällig vorkurzem erfahren haben, dass Herr Hauser Ihrer verstorbenen Schwester als Kind Gewalt angetan haben soll?“
„Sie ist nicht verstorben“, erwiderte Schott mit kalter Stimme.
„Wie bitte?“
„Sie hat sich einen Tag nach ihrem dreißigsten Geburtstag vor einen Zug geworfen. Angeblich, weil sie Depressionen hatte ...“
„Ein Grund mehr für Sie, es Hauser heimzuzahlen.“
„Rein theoretisch, ja ...“
„Nun, dann kommen wir doch zum vorgestrigen Abend. Oder genauer gesagt, auch zu der Zeit davor. Könnte es nicht so gewesen sein: Sie beschatten Hauser schon länger, weil Sie nach einer Gelegenheit suchen, sich an ihm zu rächen. Sie folgen ihm in dieses Lokal und beobachten seinen Streit mit Herrn Eckstein. Der nach dieser Auseinandersetzung das Lokal vor Hauser verlässt. Und der somit einen wunderbaren Sündenbock abgeben könnte. Also fahren sie schnell zu Hausers Anwesen raus, legen sich dort auf die Lauer, mit bekanntem Ergebnis. Was sagen Sie dazu?“
„Eine extrem wacklige Theorie, würde ich sagen. Ich habe diesen Eckstein vorher noch nie gesehen, wie sollte ich also davon ausgehen können,dass der Mann sowohl ein Motiv als auch kein Alibi haben könnte. Streiten kann man sich wegen tausend Sachen.“
„Möglich, aber kommen wir zum nächsten Um stand, der gegen Sie spricht. Zu der Tatsache, dass Sie davon ausgehen konnten, dass niemand eine Verbindung zwischen Ihnen und Hausers Ermordung hätte herstellen können. Außer Frau Hochstätter natürlich, aber die wäre wohl die letzte gewesen, die Sie verraten hätte. “
Schott konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.
„Aber genau das ist doch passiert“, rief er aus. „Weswegen sitze ich denn hier? Weil Sie Zeugen haben, einen Revolver mit meinen Fingerabdrücken, oder weil Sie meine Visitenkarte am Tatort gefunden haben ...?“
„Sicherlich. Andererseits konnten Sie ja nicht ahnen, dass Frau Hochstätter sich als Täterin ausgeben und Sie da mit hineinziehen würde ...“
Schott schwieg.
„Aber gut , liefern Sie mir ein überzeugendes Alibi für die Tatzeit und schon sind wir fertig.“
„Kann ich nicht“, erwiderte Schott mit
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