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Der höchste Preis (German Edition)

Der höchste Preis (German Edition)

Titel: Der höchste Preis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schweiger
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und verschwand mit ihrem Golf in einem Waldstück.
    Bischoff blieb dran.
    „Vielleicht möchte sie nur einen Spaziergang machen?“, fragte sie.
    „Bei dem Sauwetter? Und bei soviel Landschaft bei sich zuhause?“
    Auf das Waldstück folgte offenes, sumpfiges Gelände mit vereinzelten Birken, ehe sie erneut einen Wald, durchsetzt mit viel dichtem Gestrüpp, durch querten. Nach der dritten oder vierten Biegung passierte es dann: Mit einem Mal waren die Rücklichter des Golf verschwunden und sie hatten zugleich die Wahl. Entweder weiter die Straße entlang oder auf einen mit Steinen, Ziegelresten und Bauschutt halbwegs befestigten Waldweg abbiegen.
    Bischoff stoppte und stellte den Motor ab. Sie stiegen aus und horchten. Nichts. Gruber suchte den Waldweg nach Reifenspuren ab. Auch nichts. Jedenfalls nicht auf den ersten Metern. Sie wollten eben wieder einsteigen, als aus einiger Entfernung ein Geräusch erklang, das sich nach dem Zu schlagen einer Autotür anhörte. Der Richtung nach irgendwo entlang des Wegs.
    „Fahren Sie mal weiter“, bestimmte Gruber. „Ich sehe mich hier mal um.“

23
     
    Schon nach wenigen Minuten bereute Gruber seinen Entschluss. Nach einem kurzen Sonnenintermezzo hatte es wieder zu regnen begonnen und der Weg, den er zunehmend verdrossen entlang stapfte, verlor sich immer mehr im Gebüsch. Vielleicht noch befahrbar für einen Gelände wagen, sonst aber eine Sackgasse. Gleichzeitig verstärkte sich sein Verdacht. Wer zum Teufel fuhr schon hierher in diese Einöde, wenn er nicht etwas zu verbergen hatte? Hatte die Hauser vielleicht höchstpersönlich auf ihren Gatten gefeuert und war nun dabei, die Waffe zu entsorgen?
    Er hatte etwa einen halben Kilometer zurückgelegt, als der Weg unvermutet zu Ende war und er am Rande eines nicht gerade vertrauenerweckenden Sumpfgebiets stand. Umkehren oder Pfadfinder spielen? Er schlug sich seitlich ins Gehölz, umging das morastige Areal und gelangte nach wenigen Minuten auf ein weitläufiges Latschenfeld, in dessen Mitte ein Hochstand aufragte. Wo er einen prima Überblick hätte. Er beschleunigte seine Schritte, darauf bedacht, nicht in einen der Tümpel zu stürzen, die sich gelegentlich vor ihm auftaten. Tückische Dinger, gefüllt mit schlammigen Wasser und vermutlich tief genug, dass manganz schön dumm aussehen würde, sollte man hineinstürzen und niemand in der Nähe sein, der einem wieder raushalf. Doch er war nicht achtsam genug. Plötzlich rutschte ihm der rechte Fuß weg, er flog auf den Rücken und schlitterte genau auf eines dieser Dreckslöcher zu. Er versuchte noch, sich an einem Büschel Heidekraut festzukrallen, vergebens. Als er sich wieder aufrichtete, steckte er bis zu den Knien im Schlamm fest. Sekundenlang befiel ihn Panik. Herrgott, er würde doch nicht hier im Moor versinken und eine Moorleiche abgeben! Erst als er feststellte, dass er vorerst nicht weiter absackte, beruhigte sich sein Atem. So ein Mist! Schuhe und Hose waren jedenfalls ruiniert. Und sein Ruf auch, sollte jemand von diesem lächerlichen Missgeschick erfahren. Er verschnaufte noch eine Weile, stemmte sich mit den Ellbogen dann auf den Tümpelrand und zog sich mühevoll, ein Bein nach dem anderen, wieder an Land.
    Expedition beendet, dachte er. Und er hatte gerade sein Handy rausgeholt, um Bischoff zu informieren, als er glaubte, Stimmen zu hören. Er peilte die Richtung an, rappelte sich auf und stolperte weiter. Vorbei an dem Hochstand und auf das Waldstück zu, das sich dahinter erstreckte. Dort zwischen den Fichten wurde es endlich lichter und er stieß auf einen Weg, ähnlich dem, vondem er abgegangen war. Die Stimmen waren mittlerweile längst verklungen, stattdessen vernahm er das Geräusch eines fahrenden Autos. Er folgte dem Weg und erreichte nach wenigen Minuten eine geteerte Straße, gerade noch rechtzeitig, um das Heck eines tomatenroten BMW-Sportcoupés ausmachen zu können. Er entzifferte in letzter Sekunde das Traunsteiner Kennzeichen, setzte sich dann auf einen Baumstumpf und griff erneut nach seinem Handy.

24
     
    Schott schob seinen Teller zurück, wischte sich den Mund ab und leerte sein Bierglas. Dann lehnte er sich zurück, steckte er sich eine Zigarette an und betrachtete mit wohlgefälligem Blick das Treiben ringsum. Die Mittagsgäste brachen einer nach dem anderen wieder auf, zurück in die Tretmühle ihrer Büros; wer eintraf, waren weitere Touristen und die ersten Rentner, die hier im Schatten der Kastanienbäume den Nachmittag zu

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