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Der höchste Preis (German Edition)

Der höchste Preis (German Edition)

Titel: Der höchste Preis (German Edition)
Autoren: Wolfgang Schweiger
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Besuchszeit ist lange vorbei“, sagte sie. „Wo ist er?“, fragte Gruber.
    „Sind Sie ein Angehöriger von Herrn Schott?“ Gruber zückte seinen Ausweis. „Kriminalpolizei. Mein Name ist Gruber.“
    Die Schwester trat näher.
    „Darf ich fragen ...?“
    „Nein, dürfen Sie nicht“, stieß Gruber hervor. „Wo ist er, verdammt noch mal? Jetzt reden Sie schon.“
    „Nun, Herr Schott liegt auf der Intensivstation. Er hat vor ein paar Stunden einen Herzinfarkt erlitten.“
    „Schlimm?“
    „Das weiß ich nicht. Aber ...“
    Die Schwester wollte noch mehr sagen, aber da war Gruber schon an ihr vorbei und auf dem Weg in den ersten Stock. Sein Hochgefühl war verflogen, stattdessen machte ihm lähmendes Entsetzen jeden Schritt schwerer, je näher er der Intensivstation kam.
    Auf einem Stuhl vor der Tür zur Station saß Monika Hochstätter, reglos und in sich zusammengesunken. Als Gruber vor ihr stehen blieb, schreckte sie auf und blickte ihn mit einer Mischung aus Trauer und Wut an. Sie hatte geweint, ihr Gesicht war aufgedunsen und gerötet. Gruber hätte sie am liebsten in den Arm genommen.
    „Wie steht es?“, fragte er.
    „Ich weiß nicht. Nicht so gut, glaube ich ...“, flüsterte sie. Und dann, etwas kräftiger: „Dieses Schwein, es ist alles seine Schuld.“
    Gruber verstand nicht.
    „Was?“
    „Es war doch der Gerd, der ihm diese Schläger auf den Hals gehetzt hat ...“ rief sie, nun mit schriller Stimme. „Jetzt hat er auch ihn noch auf dem Gewissen.“
    Gruber legte ihr beruhigend die Hand auf die Schulter. „Erst mal abwarten ...“
    Die Tür ging auf, und eine Krankenschwester schaute etwas ungehalten zu ihnen her.
    Gruber machte sich auf das Schlimmste gefasst.
    „Wir benachrichtigen Sie, wenn sich etwas ändern sollte“, sagte die Schwester zu Monika Hochstätter. „Im Augenblick ist sein Zustand stabil ...“
    Gruber holte erneut seinen Ausweis heraus. „Mich informieren Sie bitte auch. Egal, zu welcher Tages- oder Nachtzeit, verstanden?“
    Er reichte ihr seine Visitenkarte, auf der auch seine private Telefonnummer verzeichnet war.
    „Machen wir“, war die Antwort.
    „Kommen Sie, ich bringe Sie nachhause.“ Gruber legte seinen Arm um Monika Hochstätters Schultern und half ihr auf.
    „Aber ...“
    „Nichts aber. Sie haben doch gehört: Im Augenblick können wir nichts weiter tun, als warten.“

38
     
    Gruber stand am geöffneten Fenster, die Hände in den Hosentaschen vergraben, und starrte in die Dunkelheit hinaus. Es hatte leicht geregnet und die Luft roch so intensiv nach fallendem Laub, dass ihm noch elender zumute wurde. Wieder ein Jahr fast vorbei. Wieder ein Jahr weniger an Lebens zeit. Er schüttelte verzweifelt den Kopf. Fragte sich zum wiederholten Male, wieso er nicht nachhause gefahren war, nachdem er Monika Hochstätter der Obhut ihrer Nachbarin übergeben hatte. Wieso er wieder ins Büro zurückgekehrt war, obwohl er ausgelaugt, verschwitzt und todmüde war. Schott war in besten Händen, wenn man so wollte, und wie er seinen Freund einschätzte, nicht so leicht unterzukriegen. Der würde das schon packen, beruhigte er sich.
    Es war auch nicht die Schande, dass ihnen Hauser und Eckstein quasi zuvor gekommen waren, die ihn herumtrieb. Dass sie eine verdammt schlechte Figur gemacht hatten, subjektiv gesehen. Damit würde er schon klarkommen. Zumal er vermutlich dafür sorgen könnte, dass die Medien kaum etwas über den Beitrag dieser Herrschaften berichten würden. Zumindest nicht über den von Eckstein, der seine Grenzen undInteressen genau kannte. Was also nagte an ihm, ließ ihn nicht zur Ruhe kommen? Er kam einfach nicht dahinter. Und wurde seltsamerweise immer aufgekratzter, je länger er darüber nachdachte.
    Plötzlich durstig, lief er über die leeren Flure zur Einsatzzentrale vor, warf einen Blick hinein, machte wieder kehrt und holte sich frischen Kaffee. Zurück im Büro, setzte er sich an seinen Schreibtisch und ließ die letzten Stunden erneut Revue passieren.
    Dann fiel es ihm ein.
    Hatte er endlich die Lösung für sein Unbehagen entdeckt?
    Susanne Hausers Weltreise!
    Diese Reise, zu der sie Hauser ihrer Aussage nach regelrecht gedrängt hatte.
    Nur ein verrückter Zufall? Oder konnte hier ein Zusammenhang bestehen? Hatte Hauser die Frau vielleicht weggeschickt, um freie Bahn zu haben? Um ungestört seinen perversen Gelüsten nachgehen zu können? So wie damals mit Monika Hochstätter und Schotts Schwester Astrid? Nur dass er jetzt bis zum
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