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Der Höllenbote (German Edition)

Der Höllenbote (German Edition)

Titel: Der Höllenbote (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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verliere. Du kannst mich sogar töten, wenn du willst – es ist mir scheißegal. Aber mach es noch mal!«
    Es war entsetzlich, es war so falsch, und sogar im Traum wusste er das eigentlich auch und ekelte sich vor sich selbst, aber es spielte keine Rolle. Der sexuelle Mr. Hyde in ihm war losgelassen worden und tobte sich mit voller Gewalt aus – an ihr. Sie taten es wieder und wieder und wieder, völlig ungehemmt, sie verausgabten sich und brachten sich gegenseitig an den Rand des Todes auf dem Gipfel jedes irrsinnigen Höhepunktes.
    Carlton war nach dem letzten Abspritzen in leises Gelächter ausgebrochen. Beim finalen Durchgang hatte sie auf ihm gesessen und jetzt schob er sie achtlos von sich herunter auf den dreckigen Fußboden, während seine Handabdrücke noch an ihrem Hals pulsierten. Hatte er sie diesmal wirklich getötet?
    Egal, er hatte seinen Spaß gehabt.
    Eine noch verbotenere Idee dämmerte in ihm, als sie dort so bewegungslos auf dem Boden lag, doch dann öffneten sich ihre geschwollenen Augen zu schmalen Schlitzen. Sie runzelte die Stirn.
    »Carlton, du bist vielleicht eine langweilige Nummer, mein Gott«, maulte sie, und dann sprang sie schnaubend auf, und Schweißperlen spritzten von ihrer geröteten Haut. Sie stapfte davon, zog ihre Postuniform an, nahm ihr Sachen wieder an sich. Carlton fiel vor allem die Posttasche auf, und ...
    ... etwas, das wie die Schulterstütze einer kleinen Maschinenpistole aussah.
    »Jetzt werde ich mich richtig amüsieren, du Arschloch«, sagte sie und ging.
    Die Ränder des Traumes pulsierten rötlich blau, genau wie die Würgemale an ihrem Hals. Und jetzt erkannte Carlton auch, wo diese wahnsinnige Orgie stattgefunden hatte: im Keller der neu eröffneten Westfiliale.
    Er war jetzt vollends wach. Sein Kopf dröhnte, als hätte er einen Kater, und er erschauderte vor Ekel bei der Erinnerung an diesen Albtraum. Wie konnte seine Fantasie ein solches Szenario erschaffen? Marlene war eine Freundin, eine Arbeitskollegin, und ich habe gerade davon geträumt, dass ich Sex mit ihr hatte. Hardcore-Sex, wie ich ihn noch nie hatte oder jemals haben will. Sie war verheiratet und hatte einen Sohn. Sie ist ein guter Mensch gewesen. Carlton hatte sich in seinem ganzen Leben noch nie so geschämt. Und seine Scham verdreifachte sich noch bei seiner nächsten Beobachtung: Er hatte eine gewaltige Erektion.
    Was um alles in der Welt ist mit mir los?
    Ein letztes Bild nagte an ihm. Etwas aus dem Albtraum, aber der Traum hatte sich verändert. Der Ort war ein anderer. Drückend lastete die feuchte Nachtluft auf ihm. Er stand im Freien und hörte die Grillen. Mücken schwirrten um seinen Kopf, einige landeten auf seiner Haut, um seinen Schweiß zu kosten und sein Blut zu trinken. Der Mond leuchtete hinter ihm, und als er in dessen Licht nach unten schaute, erkannte er, wo er sich befand.
    Auf einem Friedhof.
    Aber nicht auf irgendeinem Friedhof. Auf dem Winter-Damon-Friedhof.
    Und er erkannte auch, was er da ansah.
    Marlenes Grabstein.
    Für einen Moment, nur einen winzigen Moment, glitt seine Hand zu seinem Ständer und das steigerte seine Scham ins Unermessliche. Sofort zog er die Hand zurück. Und plötzlich war sie voller Sand.
    Er warf sich auf die Seite und drückte das Kopfkissen fest an sich, als wolle er sich von all dem Ekel abwenden, den sein Gehirn produzierte. Aber ...
    Auch das Kissen fühlte sich sandig an.
    Der widerliche Geschmack wogte in seinem Mund, und als er sich die Lippen leckte ...
    ... schmeckten auch sie sandig.
    Sandig, als klebte Friedhofserde an ihnen.
    (II)
    Was für ’ne bekloppte Woche, hm, Bobby?, fragte Bobby sich selbst. In den vielen Jahren, die er nun schon in der Frühschicht arbeitete, hatte er sich angewöhnt, Selbstgespräche zu führen. Wer steht heute Abend für die Yankees auf ’m Wurfhügel? Hmm, Bobby, weiß nicht, aber ich würd auf Mike Mussina tippen. Oh ja, hast wahrscheinlich recht. So in der Art. Ein bisschen verrückt.
    Bobby Weaver war kein Postbote oder etwas in der Art. Er arbeitete als Hausmeister in der Westfiliale – ein Titel, der sich nach mehr anhörte, als es tatsächlich war. Is’ lustig, hm, Bobby? Hast recht, is’ lustig. Ja, klar, Meister von was sollen wir denn wohl sein, wenn wir die Einzigen sind, die hier morgens in diesem bekloppten Bau rumlaufen?
    Da haste recht, Bobby.
    Bobby war normalerweise der Erste, der morgens das Gebäude betrat. Arbeitsbeginn 4:30 Uhr. Aber das machte ihm nichts aus. Er kontrollierte, ob

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