Der Höllenbote (German Edition)
miteinander geschlafen, direkt dort auf dem Sofa, während der Regen im Hintergrund niederprasselte. Sie liebte es, ihm so nahe zu sein, seine Körperwärme auf ihrer Haut zu spüren, den Kontakt, die Leidenschaft – seine Berührungen wirkten belebend auf sie. Sie wand sich unter ihm, seine Hände glitten über ihren Körper, dann traf sich sein Mund mit ihrem, er stimulierte all ihre speziellen Stellen, bis sie sich ganz benommen fühlte. Als sie es nicht mehr aushalten konnte, hatte sie ihre Beine für ihn gespreizt und ihn in sich hineingezogen. Danach dauerte es in der Regel nicht mehr lange; Jane war dann schon fast so weit, und sie kam im selben Moment, in dem er in sie eindrang, gefolgt von weiteren Höhepunkten, sobald er das Tempo beschleunigte und seinerseits kam. Langsame, behagliche Ekstase – so war es immer für sie gewesen, wenn sie mit Matt schlief.
Danach fühlte sie sich rundum zufrieden. Sie konnte nicht vom Sofa aufstehen, selbst wenn sie es gewollt hätte; ganz träge und schläfrig und erfüllt von seiner Wärme. »Eins sage ich dir«, hatte er gelächelt, als er sich hastig vor ihr anzog, »ich würde nicht für jede Frau raus in den Regen rennen und koffeinfreien Kaffee kaufen.« – »Halt die Klappe und beeil dich«, antwortete sie. Ihre Nippel kribbelten. »Wenn du zurückkommst ... will ich noch mal mit dir schlafen!« Matt wäre fast gestolpert, als er eilig in seine Latschen schlüpfte und nach dem Autoschlüssel griff. Jane musste lachen. Hatte er seine Schuhe vertauscht? Einen Moment später war er weg.
Ja, ich habe ein unglaubliches Glück, hatte sie damals gedacht. Matt hatte einen Job bei einer renommierten Werbefirma in der Innenstadt an Land gezogen und damit lag ihr Haus wirklich ideal. Bis zu ihrer eigenen Arbeitsstelle war es nicht weit und auch die Schulen der Kinder befanden sich ganz in der Nähe. Sie hatte gehört, wie das Garagentor aufging und der Wagen davonfuhr, dann wieder dem Regen gelauscht und sich am Glück ihres Lebens erfreut.
Die Kopfschmerzen empfand sie als kleineres Ärgernis. Sie hatte auch mit dem Rauchen aufgehört, vor ein paar Jahren, und das war nicht so schlimm gewesen. Sie nickte immer wieder kurz ein, sah Matt in kurzen Traumsequenzen, immer lächelnd, seine Augen immer so voller Liebe für sie. Und ...
TOCK! TOCK! TOCK!
Das laute Klopfen an der Haustür hatte sie aus dem Halbschlaf gerissen. Die Kopfschmerzen flammten auf. Und in diesem Moment war alles über ihr zusammengebrochen.
»... mir wirklich sehr leid, Mrs. Ryan, aber ich muss Ihnen leider mitteilen, dass Ihr Mann getötet worden ist ...«
Getötet. Das Wort, das gerade aus dem Mund des Polizisten gekommen war, klang völlig absurd. Er stand da im Türrahmen mit seinem Pokerface, Wasser tropfte von seiner Dienstmarke, sein Regenmantel glänzte. Nein, er hatte dieses Wort nicht gesagt, oder? Nicht dieses Wort. Getötet.
»Er wurde ermordet. Es tut mir sehr leid, Mrs. Ryan.«
Von der nächsten halben Stunde wusste sie gar nichts mehr. Wie ein Traum, der sich endlos in die Länge zog – ein sehr schlimmer Albtraum –, dazwischen immer wieder Aussetzer, die sie daran zweifeln ließen, ob überhaupt etwas davon real war. Sie nahmen sie in einem Streifenwagen mit zum Bezirkskrankenhaus. Satzfetzen versuchten flüchtig, ihre Aufmerksamkeit zu erregen. »... schreckliche Zeit für Sie und Ihre Familie ...« – »... Sie bitte ins Leichenschauhaus kommen ...« – »... müssen Ihnen noch ein paar Fragen stellen ...« – »... psychologische Betreuung für Sie und Ihre Kinder ...« – »... wir Sie leider bitten, den Leichnam zu identifizieren ...«
Grelles weißes Licht traf sie von oben, aber es fühlte sich kalt an. Sie konnte die Lampen über ihrem Kopf summen hören. Ihr Regenmantel tropfte, als sie nach unten sah.
Ein Laken wurde zurückgeschlagen.
»Ist das Ihr Mann, Mrs. Ryan?«
Jane starrte die Leiche an. Erst vor einer Stunde hatten sie auf dem Sofa miteinander geschlafen. Sein Samen schwamm noch in ihr, sie konnte ihn dort spüren, nach wie vor ein bisschen warm – und jetzt lag dieser Mann hier vor ihr. Tot auf einer Bahre des Leichenschauhauses.
»Der Täter ist aus der Danelleton-Klinik entflohen. Das ist eine private psychiatrische Anstalt außerhalb der Stadt. Er hat eine Pflegerin vergewaltigt und ermordet, dann zwei Wärter getötet und es irgendwie geschafft, das Zeitschloss der Eingangstür zu öffnen. Von dort ist er zu Fuß geflohen. Das Ganze
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