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Der Höllenbote (German Edition)

Der Höllenbote (German Edition)

Titel: Der Höllenbote (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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ihr letzter Sexualpartner gewesen ist.«
    »Also ist es für Sie unvorstellbar, dass Marlene Troy sich mit anderen Männern getroffen hat?«
    »Ja. Absolut unvorstellbar.«
    »Laut Bericht des Gerichtsmediziners wurden große Mengen Seminalflüssigkeit in ihrem Scheidengewölbe gefunden.«
    Jane schürzte die Lippen, als hätte sie gerade in eine Zitrone gebissen. Seminalflüssigkeit. Scheidengewölbe. »Mein Gott, Sie drücken sich aber gewählt aus, Chief Higgins.«
    »Sorry. Was soll ich denn sonst sagen? Aber wir wissen, dass sie an dem Morgen, als sie ihre Familie tötete und das Massaker im Hauptpostamt anrichtete, Geschlechtsverkehr hatte. Mit zwei Männern.«
    Jane fühlte sich, als sei ihr gerade eine Tür ins Gesicht geschlagen worden. Zwei Männer? »Sind Sie sicher?«
    »Die Spuren sind eindeutig«, erwiderte Steve. »Es wurden Spermarückstände in ihr gefunden, die aus zwei verschiedenen Quellen stammen. Von zwei unterschiedlichen Männern. Der Gerichtsmediziner ist sicher, dass sie mit beiden Männern in den Stunden vor ihrem Tod geschlafen hat. Marlenes Mann gehörte der Marinereserve an; seit 1990 werden von allen Militärangehörigen DNS-Profile in ihren medizinischen Akten hinterlegt. Die DNS von einer der Spermasorten stimmt mit der ihres Mannes überein. Über die zweite wissen wir bisher nur, dass sie von einem Mann mit der Blutgruppe A negativ stammt.«
    Jane kam sich so dumm vor. Sie wusste, dass Untreue ständig und überall vorkam, auch bei Menschen, von denen man es am allerwenigsten erwartete. »Das Postamt verfügt für die Krankenkassen über medizinische Akten aller Angestellten. Wahrscheinlich wollen Sie nachprüfen, was Bobby Weaver für eine Blutgruppe hat.«
    »Dafür benötigen wir eine richterliche Verfügung, die auch bereits beantragt wurde«, erklärte Steve. »Aber es sind nicht Bobby Weavers Daten, an denen wir interessiert sind.«
    »Sondern?«
    »Es geht um einen Mann namens Carlton Spence.«
    Noch eine Tür mitten ins Gesicht. Eine große Tür. »Also das, Chief Higgins, ist wirklich unvorstellbar. Ich kenne Carlton schon länger, als ich Marlene gekannt habe. Er gehört ganz sicher keiner Sekte an.«
    »Aber gab es in seinem Leben nicht kürzlich eine schwere Tragödie?«
    »Nicht kürzlich. Es ist schon lange her. Seine Frau und seine Tochter sind bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Eine Zeit lang hatte er ein Alkoholproblem, aber das ist längst ausgestanden.«
    Steve nickte, ohne sie anzusehen. »Mir liegen da etwas andere Informationen vor.«
    »Was?« Jane stutzte. »Ach so, ja – die Tochter. Sie starb nicht bei dem Unfall ...«
    »Nein, sie wurde vom Unfallort entführt, wie das FBI und die Polizei des Staates Maryland berichten. Die möglichen Folgen, vor allem in der heutigen Zeit, mag man sich gar nicht ausmalen: Kinderpornografie, Kinderprostitution. Immer wieder werden Töchter und Söhne zu solchen Zwecken entführt. So etwas muss doch eine unerträgliche Belastung für einen Vater darstellen, oder? Für mich wäre es das, da bin ich mir sicher. Und Carlton Spence galt als gläubiger Katholik. Eine solche Tragödie muss eine schwere Prüfung für den Glauben sein. Wenn es jemals im Leben einen Grund gibt, Gott den Rücken zu kehren, dann in einer solchen Situation.«
    Jane dachte darüber nach. Sie konnte ihm nicht widersprechen. Er hat recht, aber ... »Nicht er, nicht Carlton. Er ist zu so etwas gar nicht in der Lage. Ganz sicher nicht. Wenn Sie meine Meinung hören wollen, ist es Zeitverschwendung, auch nur daran zu denken.«
    »Meinen Sie? Kann sein. Sagen Sie mir: Worin genau besteht sein Job hier im Postamt?«
    Jane lehnte sich zurück. Diese Unterhaltung konnte noch eine Weile dauern. »Bei der Post haben wir keine Jobs, wir reden von Aufgabenbereichen . Verwaltung, Zustellung, Lager, Instandhaltung. Carlton hat alle diese Aufgabenbereiche durchlaufen und vor Kurzem – als die Westfiliale wiedereröffnet wurde – ist er zum Supervisor der Zustellung befördert worden. Er ist in Gehaltsklasse 14. Sie können ihn sich als eine Mischung aus Personalchef und operativem Leiter vorstellen. Grundsätzlich sorgt er dafür, dass alle auf ihrem Posten sind und ihre jeweiligen Aufgaben erledigen. Er kümmert sich um die Routenplanung, den Fernverkehr, die Verwaltung der Überstunden und vieles mehr. Solange ich ihn kenne, war er immer einer unserer besten Mitarbeiter. Quasi meine rechte Hand.«
    »Ist er jetzt im Dienst?«
    »Ja.«
    »Könnten Sie ihn

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