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Der Höllenbote (German Edition)

Der Höllenbote (German Edition)

Titel: Der Höllenbote (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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geöffnet; sein dunkelblondes Haar flatterte im Fahrtwind. Als er seine Sonnenbrille aufsetzte, sah er sogar noch attraktiver aus – ein bisschen undurchschaubar, aber auch mehr wie ein Cop.
    Sie musste schmunzeln. Was denke ich denn da? Und dann meldete sich ihr schlechtes Gewissen. Nach allem, was hier in der letzten Zeit geschehen ist, ist das wohl das Letzte, was ich tun sollte – gut aussehende Männer anglotzen. Mein Gott ...
    Er sah sie an, die Augen hinter den getönten Gläsern versteckt. »Schnallen Sie sich bitte an, Ms. Ryan.«
    Jane verdrehte die Augen. »Es sind nur ein paar Meilen bis zur Seaton-Schule.«
    Er konzentrierte sich auf die Straße. »Es ist Vorschrift.«
    Jane lachte. »Lassen Sie mich raten: Sie verhaften mich sonst.«
    »Nein, aber ich kann Ihnen ein Bußgeld von 500 Dollar aufbrummen, wenn Sie möchten.«
    Sie ließ die Worte einen Moment auf sich wirken, dann wandte sie sich wieder seinem Profil zu. Er meint es ernst, erkannte sie.
    Jane legte den Sicherheitsgurt an.
    Immer im Dienst, dachte sie. Er trug keinen Ring an seiner linken Hand – nicht dass sie bewusst danach Ausschau gehalten hätte ...
    Willst du wohl damit aufhören?
    Sie lenkte ihre Gedanken zurück auf die aktuelle Situation – eine absolute Katastrophe. So etwas hätte sie sich nicht einmal in ihren schlimmsten Fantasien vorgestellt. Aber eines wusste sie sicher:
    Carlton hat mit der ganzen Sache nichts zu tun.
    Steves Funkgerät rauschte und knackte, dann meldete sich eine Stimme: »Wagen Eins, hier ist Wagen Sechs. Hören Sie mich?«
    »Sprechen Sie«, antwortete Steve, nachdem er die Verbindungstaste gedrückt hatte.
    »Ich halte gerade vor dem Wohnheim der Schule. Hier steht ein Postauto.«
    »Befindet sich Spence in dem Wagen?«
    »Nein, Sir. Das Fahrzeug ist leer. Auch in der Nähe kann ich niemanden sehen. Er muss im Gebäude sein.«
    Steve dachte nach, während das Funkgerät rauschte. »Gut, sehen Sie nach. Aber seien Sie vorsichtig. Es steckt wahrscheinlich nichts dahinter, aber man kann nie wissen. Ich werde in etwa fünf Minuten bei Ihnen sein, aber warten Sie nicht auf mich. Finden Sie ihn und nehmen Sie ihn in Gewahrsam. Wenn es brenzlig wird, ziehen Sie sich zurück und fordern Verstärkung an.«
    »Roger, Wagen Eins. Ich bin dann 10-6.«
    Die Verbindung wurde unterbrochen.
    Jane schnaubte verächtlich. »Sie machen sich über mich lustig. ›Wenn es brenzlig wird.‹ Das klingt wie im Fernsehen!«
    »Nein, Ms. Ryan, das ist die Realität. Muss ich Sie daran erinnern, dass in den letzten Tagen fast 30 Menschen von ein und derselben Frau ermordet wurden und dass letzte Nacht jemand die Leiche ebendieser Frau ausgegraben hat?«
    Dem konnte Jane nicht widersprechen. Wahrscheinlich sollte sie von jetzt an besser den Mund halten und die Polizei selbst herausfinden lassen, dass Carlton unschuldig war.
    Denn da bin ich mir absolut sicher. Ich weiß, dass er unschuldig ist.
    (III)
    Nackt stand Carlton da, jeder Quadratzentimeter seiner Haut glänzte scharlachrot von all dem Blut. Er hatte die Arbeit so schnell erledigt, als hätte er in seinem ganzen Leben nichts anderes getan. Und er spürte die Befriedigung des Boten in ihrem gemeinsamen Herzen. Er fühlte sich erhaben.
    Sehet den Boten.
    Er hatte gar nicht das Gefühl, in einer Gemeinschaftsdusche zu stehen – vielmehr kam es ihm vor, als sei das ganze Blut an seinem Körper Sonnenlicht und als stehe er auf dem höchsten Gipfel der Erde.
    Er betrachtete die Leichen um sich herum und lächelte.
    All die Mädchen.
    Der Hammer tropfte. Er schien nichts zu wiegen.
    Sie kommen jetzt, verriet die Stimme in seinem Herzen, aber Carlton machte sich keine Sorgen. Du hast das sehr gut erledigt. Du hast meine Botschaft mit Ehre und Stolz überbracht. Ich danke dir, und der Vater der Erde dankt dir, das erste gefallene Licht des Morgens ...
    Aber du musst dich beeilen. Eine ist noch am Leben ...
    Nein. Lebendig war nicht gut, nicht in diesem Fall. Lebendig war unzureichend und ein schweres Versagen. Er wusste, dass er vor dem Boten nicht versagen durfte.
    Und noch mehr Blut auf seiner Haut spielte jetzt auch keine Rolle mehr.
    Von irgendwo hörte er ein leises Geräusch. Ich weiß, dass ich alle im Duschraum erwischt habe. Irgendwo muss sich noch eine versteckt halten.
    Aber wo? Aber wo?
    Dann hörte er ein Wimmern. Leise und gedämpft. Gefolgt von einem einzelnen Aufschluchzen.
    Langsam ging er durch den Umkleideraum. Seine nackten Füße hinterließen rote

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