Der Höllenbote (German Edition)
Tag angekommen. Aber was soll’s.« Er schmunzelte. »Die Post kann das Geld natürlich gebrauchen.«
Schwester Katrice griff nach einem Stift. »Muss ich dafür unterschreiben?«
»Ja, in der Tat. Es liegt ein Rückschein bei.« Er riss den Abschnitt vom Paketaufkleber und reichte ihn ihr.
»Was das wohl ist«, meinte sie aufgeregt, während sie ihren Namen kritzelte.
»Hmm, sehen Sie mal hier ...« Carlton blickte auf die Seite des Päckchens. Der Karton war nicht zugeklebt. »Es muss offen angekommen sein, also schauen wir doch mal nach.« Er steckte die Hand in den Karton.
Schwester Katrice runzelte die Stirn, sagte aber nichts. Carlton zog einen Zimmermannshammer aus dem Päckchen. Werkzeug von guter Qualität: ein Griff aus Fiberglas, der Kopf aus eloxiertem, rostfreiem Stahl, das eine Ende flach, das andere abgeschrägt.
Schwester Katrice blinzelte. »Ein Hammer? «
Carlton wog ihn in der Hand. »Sieht wohl so aus.«
»Warum um alles in der Welt sollte uns jemand einen Hammer schicken?«
»Deshalb.« Er demonstrierte es ihr.
Und das war erst der Anfang eines glorreichen Tages.
(II)
Jane war zutiefst beunruhigt. Als Steve Higgins ihr Büro verlassen hatte, saß sie einen Moment lang nur da und schüttelte den Kopf. Sicher, eine merkwürdige Situation, aber es konnte alle möglichen Erklärungen dafür geben.
Augenblicke später trabte sie draußen auf dem Parkplatz hinter ihm her. »Chief Higgins! Warten Sie!«
Steve saß bereits in seinem Streifenwagen. Er ließ das Seitenfenster herunterfahren. Als er ihr den Kopf zuwandte, steckte er gerade das Funkgerät zurück in die Halterung.
»Sie können nicht einfach hingehen und Carlton verhaften, nur weil ihn jemand letzte Nacht im Qwik-Mart mit dreckigem Gesicht gesehen hat. Das ist lächerlich.«
»Es ist nicht lächerlich, Ms. Ryan«, widersprach er. »Es ist ein hinreichender Verdacht. Es wäre fahrlässig, der Sache nicht nachzugehen.«
»Und wohin fahren Sie jetzt?«
»Zu der Adresse, an die er das Paket ausliefert. Die Seaton-Schule für christliche Mädchen. Ich habe bereits einen Streifenwagen dorthin beordert.«
»Jetzt warten Sie doch einen Augenblick!«, drängte sie. »Sie machen einen Fehler!«
»Ob es ein Fehler ist, können wir immer noch entscheiden, wenn wir mit Carlton gesprochen haben. Und wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen – ich muss los.«
»Ich komme mit«, schnaubte sie.
»Ms. Ryan, bitte. Das ist eine polizeiliche Angelegenheit. Sie können nicht ...«
Jane lief zur anderen Seite des Wagens, stieg ein und knallte die Tür zu.
»Sie sind ziemlich hartnäckig, was?«, stellte Steve fest.
»Ich bin Carltons Chefin. Es ist nur vernünftig, dass ich dabei bin.«
»Na gut, meinetwegen.« Er fuhr los. »Aber ich möchte nicht, dass Sie im Weg stehen. Ich möchte nicht einmal ...«
»Außerdem will ich dabei sein, wenn Sie Ihre Worte zurücknehmen«, fügte Jane hinzu. »Meine Güte. Sie ziehen in den Krieg, nur weil jemand gesehen hat, dass er schmutzig gewesen ist. Ist Ihnen schon mal der Gedanke gekommen, dass er einfach nur einen Platten hatte?«
»Und was hatte er um die Zeit in der Stadt zu suchen?«
»Dies ist ein freies Land, oder? Er muss morgens um sechs an seinem Arbeitsplatz erscheinen, also steht er sowieso spätestens um fünf Uhr auf. In dieser Branche stehen wir alle früh auf. Wahrscheinlich ist er nur ein bisschen durch die Gegend gefahren. Haben Sie so was noch nie gemacht?«
»Doch, aber dann hat man mich hinterher nicht bei der Polizei gemeldet, weil ich von oben bis unten voller Friedhofserde war«, versetzte Steve.
»Er hat nicht von Friedhofserde geredet! Er hat nur gesagt, dass er dreckig gewesen ist. Na und?«
»Der Kassierer sagte, der Mann habe Erde an seiner Kleidung gehabt. Und er hat ihn definitiv als Carlton Spence identifiziert.«
Je länger Jane darüber nachdachte, desto alberner kam ihr die Situation vor. Natürlich hatte das, was geschehen war, nichts Albernes an sich, aber der Gedanke, dass so ein besonnener Mensch wie Carlton sich mit einer Sekte einließ und ein Grab schändete, empfand sie als völlig absurd.
Steve sagte nichts, während er fuhr. War er eher der schweigsame Typ? Aber eigentlich kam er ihr nicht so vor, außer vielleicht, wenn er bei der Arbeit war. Er sieht gut aus, dachte sie unwillkürlich. Ausdrucksvolle Augen. Schlank, nicht übermäßig muskulös, aber gut in Form. Trotz der Hitze ließ er die Klimaanlage ausgeschaltet und das Fenster
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