Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Höllenbote (German Edition)

Der Höllenbote (German Edition)

Titel: Der Höllenbote (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
Vom Netzwerk:
vorbeigekommen, um zu sehen, wie es mir geht. Wie lieb. »Eigentlich versuche ich, mir das Kaffeetrinken abzugewöhnen. Manchmal klappt’s, manchmal nicht.« Ihr Telefon klingelte und sie runzelte die Stirn. Kevin war am Apparat.
    »Ja, ich weiß, Schatz«, sagte sie ins Telefon. Der Junge trauerte immer noch seiner Krötenechse nach. »Aber du musst verstehen, dass so etwas manchmal eben vorkommt. Darüber haben wir heute Morgen ja schon geredet. Manchmal wird ein Haustier krank oder es passiert ein Unfall. Ich weiß, dass du immer noch traurig bist, aber bald wird es dir wieder besser gehen, wart’s nur ab. Kümmere dich jetzt um deine Schwester, ja? Ich versuche, heute früher nach Hause zu kommen. Du und Jennifer, ihr könntet doch Pizza machen, so wie neulich! Wie findest du das? Mach’s gut, Schatz. Ich liebe dich.« Seufzend legte sie auf.
    Steve spürte ihre Besorgnis. »Was ist mit kranken Haustieren?«
    »Ach, die Kröte meines Sohns ist heute Morgen gestorben ...«
    »Oh nein, nicht Mel! Er hat ihn mir gestern gezeigt, als ich ihn und Jennifer nach Hause gebracht habe. Was ist geschehen?«
    »Das wissen wir nicht genau. Sie ist einfach so gestorben; sah aus, als sei sie zerquetscht worden. Kevin ist deswegen noch ganz aufgebracht. Er hat die kleine Kröte sehr geliebt. Mein Mann hat sie ihm damals geschenkt.«
    »Sind Sie geschieden?«
    Jane senkte den Blick. »Nein, mein Mann wurde vor ein paar Jahren ermordet.«
    »Oh mein Gott, das tut mir leid!«, erwiderte Steve sichtlich perplex.
    »Von einem Psychopathen, der aus einer Anstalt ausgebrochen ist«, fuhr sie fort, ohne ihre eigenen Worte zu hören.
    »Das tut mir wirklich leid.« Steve versuchte, sich sein Unbehagen nicht allzu sehr anmerken zu lassen. »Es ist bestimmt nicht leicht für Sie – die Postfiliale zu leiten und ganz allein zwei Kinder großzuziehen.«
    »Es geht schon. Jennifer kann gut auf Kevin aufpassen. Sie ist sehr reif für ihr Alter.«
    »Ja, die beiden sind großartige Kinder.«
    »Haben Sie Kinder?«
    Steve lachte leise. »Ich? Nein. Auch keine Frau.«
    »Wie kommt es, dass Sie nicht verheiratet sind?« Sofort ärgerte sie sich über die Frage. Sie war viel zu persönlich.
    »Ich bin zweimal verheiratet gewesen«, antwortete er lakonisch, »aber es hat nicht funktioniert. Die Scheidungsanwälte lieben mich. Aber es ist meine eigene Schuld.«
    »Warum sagen Sie das?«
    »Es ist das alte Klischee, wie Sie es in jeder Polizeiserie sehen können. Im Endeffekt war ich mehr mit meinem Job verheiratet als mit meinen Frauen. Sie kamen damit nicht klar – und das kann ich ihnen nicht verdenken. Das Problem haben viele Cops, gehört wohl zum Beruf.«
    Die nüchterne Art, in der er darüber sprach, hatte etwas Trauriges an sich. Und Jane verspürte ein schlechtes Gewissen wegen des heimlichen Interesses, das in ihr erwacht war, nachdem sie erfahren hatte, dass er nicht verheiratet war. »Ich schätze, wir haben alle unser Päckchen zu tragen«, sagte sie. Doch sie merkte, dass ihm offenbar noch etwas anderes Sorgen machte. Es hatte nichts mit dem tragischen Mord an ihrem Mann zu tun, auch nicht mit seinem gescheiterten Privatleben.
    »Beschäftigt Sie noch etwas?«, fragte sie.
    »Ja, wahrscheinlich, äh ... na ja, nein.«
    »Chief Higgins, Sie sind ein schlechter Lügner. Was haben Sie auf dem Herzen?«
    »Zunächst einmal, dass Sie immer ›Chief Higgins‹ sagen. Nennen Sie mich doch Steve.«
    »Gut, aber nur wenn Sie mit dem ›Ms. Ryan‹-Quatsch aufhören und mich Jane nennen.«
    »Abgemacht.« Er kratzte sich an der Nase. »Na ja, da ist noch etwas. Sie brauchen nicht alle Einzelheiten zu erfahren, aber ...«
    »Warum nicht?«, fuhr sie ihn beinahe an. »Warum darf ich die Details nicht erfahren? Zwei meiner Angestellten sind zu Massenmördern geworden, viele meiner Arbeitskollegen zählen zu den Opfern – habe ich da nicht das Recht, alles zu erfahren, womit Sie hinter dem Busch halten?«
    »Es hat eigentlich nichts mit Ihren Mitarbeitern zu tun.«
    »Was denn, noch mehr Sektenkram? Noch mehr über dieses glockenförmige Symbol, das an beiden Tatorten gefunden wurde?«
    Er seufzte und wollte gerade etwas sagen, doch unvermittelt piepste sein Pager.
    Jane lächelte. »Sie hatten recht mit Ihren Klischees, es ist genau wie im Fernsehen.«
    »Sie sagen es.« Er schüttelte den Kopf. »Ich kann mich nicht eine Minute hinsetzen, kann mich nicht unterhalten, kann nicht mal blinzeln, ohne dass dieses Ding losgeht. An den meisten Tagen

Weitere Kostenlose Bücher