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Der Höllenbote (German Edition)

Der Höllenbote (German Edition)

Titel: Der Höllenbote (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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Wachen in zehn Meilen Umkreis rückten an, weil wir nicht genug Leute hatten. Aus den Großstädten, aus Clearwater, Largo, Sheriffs aus den Landbezirken ... sie alle versammelten sich auf der Straße. Mein Partner und ich, wir standen auf dem Rasen des ersten Hauses und blickten die Straße entlang. Diese ganzen Streifenwagen, die ganzen Polizisten, sie hielten vor jedem Haus in der Straße.«
    »Wie ging es weiter?«
    »Wir standen beide halb unter Schock, glaube ich. Wir erledigten unseren Job wie Roboter und halfen den anderen. Ein Haus nach dem anderen, jedes Haus an der Straße, und jeder Bewohner in jedem Haus – abgeschlachtet. Als wir das letzte Haus erreichten, hatten wir bereits über 20 Leichen gezählt, die meisten ebenso zugerichtet wie die Frau im ersten. Wie sich herausstellte, hatte der Mörder tatsächlich am anderen Ende der Straße begonnen. Das erste Opfer befand sich im gleichen Zustand wie alle übrigen, ebenfalls eine Hausfrau. Ihr Sohn hatte die Leiche entdeckt und die Polizei alarmiert. Er sagte uns auch, wer der Mörder war ...«
    »Wer?«, keuchte Jane.
    »Es war nicht schwer, ihn zu finden. Ein Postangestellter, der einer Zustelltour folgte, allerdings lieferte er nichts aus – er tötete nur alle Bewohner. Er ging von einem Haus zum anderen – und niemand überlebte – mit Ausnahme des Jungen. Er war der Einzige, der ihn zu Gesicht bekommen hatte. Dieser Kerl hat eine ganze Straße ausgelöscht. Und dann ...«
    Jane drückte Steves Hand.
    »Wir folgten seiner Spur bis zum Postamt, aber ... es war zu spät. Als er alle auf seiner Zustelltour umgebracht hatte, ging er zurück zum Postamt und ermordete alle, die sich dort aufhielten. Genau wie Marlene, nur noch schlimmer. Dieser Kerl benutzte ein Fleischerbeil, er hackte sie alle in Stücke ...«
    Er schwieg einige Sekunden. Die Dunkelheit schien um sie herum im Takt ihrer Herzen zu pulsieren.
    »Er war noch nicht ganz fertig, als wir ankamen. Mein Partner kehrte zum Wagen zurück, um Verstärkung anzufordern. Ich stand vorne, neben den Schaltern, und da hörte ich jemanden aus dem hinteren Teil des Gebäudes schreien, also zog ich meine Waffe und rannte los. Überall lagen Leichen, in den Gängen, in den Sortier- und Verladezonen, an den Laderampen. Niedergemetzelt. In Stücke gehackt. Ein paarmal rutschte ich aus und fiel hin – das viele Blut auf dem Boden.
    Mittlerweile hatten die Schreie aufgehört. Sie stammten von einer Frau, so viel hatte ich hören können, und dann sah ich sie. Eine Postangestellte. Zuckend lag sie auf dem Boden, der Kerl hatte ihr mit dem Fleischerbeil den halben Kopf weggeschlagen. Es war das erste Mal, dass ich ihn sah – das erste Mal, dass ich überhaupt einen Mörder sah. Ein ganz normaler Bursche eigentlich, Mitte 30, normales Aussehen. Aber als ich in seine Augen schaute, war da gar nichts Normales mehr. Etwas, das weit über Wahnsinn hinausging, begegnete meinem Blick. Ich richtete meine Pistole auf ihn. Du musst verstehen, dass ich so unter Schock und Adrenalin stand, dass ich zuerst gar keine Einzelheiten wahrnahm. Das Hemd des Mannes war aufgerissen, er selbst blutüberströmt. Erst hielt ich es für das Blut all der Leute, die er umgebracht hatte, aber das stimmte nicht. Es war sein Blut. Er stand am Rand der Laderampe und dann bemerkte ich noch etwas. Etwas war um seinen Hals geschlungen, ein Seil, wie ich annahm. Es führte von seinem Hals zur Deckenschiene des offenen Ladetors. Ich schrie ihn an, er solle die Hände heben, sonst würde ich auf ihn schießen. Irgend so was. Und weißt du, was er getan hat?«
    »Was?«, fragte Jane, obwohl sie die Antwort bereits kannte.
    »Er grinste mich einfach nur an. Für eine Sekunde wirkte sein Gesicht nicht mal mehr menschlich. Es sah zerfurcht aus, der Kopf verzerrt, die Augen so groß wie Billardkugeln. Und dann sagte er: ›Sehet den Boten. Die Ankunft des Boten ist nahe.‹ Und er sprang vom Rand der Laderampe und erhängte sich.«
    »Mein Gott ...«
    »Und es war kein Seil, das er dafür benutzt hat. Er hatte sich selbst den Bauch aufgeschlitzt, Jane. Er hatte sich ein Stück seines Gedärms herausgeschnitten – und sich damit erhängt.«
    Steif und zitternd lag Jane da. »Das gibt’s doch nicht. Genau wie bei Carlton.«
    »Ja, genau wie bei Carlton. Aber auch das ist noch nicht alles. Du hast mich nach dem Symbol gefragt, dieser glockenförmigen Skizze aus dem Blut der Opfer, die wir in Marlenes Haus und der Mädchenschule gefunden haben. Nun,

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