Der Höllenbote (German Edition)
geschlafen. Manchmal hatte sie daran gedacht, sich vorgestellt, wie es sein würde, sich mit jemandem zu verabreden – aber jedes Mal löste sich der Gedanke vorzeitig in Luft auf. Sie war nicht interessiert. Es kam ihr zu abwegig und stressig vor.
Aber jetzt konnte sie nicht mehr aufhören, an letzte Nacht zu denken. Steve hatte dreimal mit ihr geschlafen. Jedes Mal war es anders gewesen und das hatte es noch aufregender gemacht. Es war beinahe so gewesen, als ob er sie ganz genau kannte: Er wusste genau, wie er ihr Verlangen befriedigen musste, wie sie gerne berührt wurde, wie sie genommen werden wollte.
Wild, aber sanft war es gewesen, leidenschaftlich, aber aggressiv. Sie wusste, dass sie kein schlechtes Gewissen haben musste, und sie wusste auch, dass Matt es ihr gegönnt hätte. Wahrscheinlich war der Sex einfach zu gut gewesen.
Nach dem zweiten Mal hatte sich Steve auf die Seite gerollt, erschöpft, den Arm noch um sie gelegt. Die Erinnerung fühlte sich so lebendig an ...
»Jetzt müssten wir uns eigentlich eine Zigarette anzünden, aber ich rauche nicht mehr«, sagte er und lachte über das Klischee.
»Ich auch nicht. So ist es auch besser für uns beide.«
»Ich weiß. Ich will keinen Raucheratem haben. Dann willst du mich nachher nicht mehr küssen.«
»Ich werde dich immer küssen wollen«, flüsterte sie und biss sich sofort auf die Lippen. Viel zu früh, um so etwas zu sagen oder dies alles als selbstverständlich zu betrachten.
»Das war großartig«, sagte er, noch immer außer Atem.
»Frag mich mal. Für mich ist es das erste Mal gewesen seit ... nein, ich werd dir nicht verraten, seit wann.«
»Gleichfalls.«
Jane kuschelte sich eng an ihn. Sie fühlte sich wundervoll, so gut wie schon lange nicht mehr. Zufriedenheit, Glück und süße Erschöpfung nahmen sie für sich ein. Sie spürte, wie sein Herz an ihrer Brust schlug, als sie dort lagen, aneinandergeschmiegt, Arme und Beine ineinander verschlungen. Und dann umarmte sie ihn noch fester, als wollte sie etwas festhalten – und sie wusste auch, was.
Das Gefühl.
Das Gefühl in ihrem Herzen und in ihrer Seele. Sie schien sich daran festklammern zu wollen, es verzweifelt zu packen, damit dieses Gefühl ihr nicht aus den Armen glitt, nicht verschwand. Sie wollte alles tun, um das zu verhindern, aber dann, eine Sekunde später, wusste sie, dass sie es verlieren würde. Andere Gedanken trieben langsam in ihrem Bewusstsein an die Oberfläche. Nein, nein, lass es. Erwähn’s nicht mal. Du wirst alles ruinieren ...
Aber es würde nicht aufhören, sie zu verfolgen.
Sie hatte die Augen in der Dunkelheit weit geöffnet, als sie sagte: »Da gibt es immer noch einiges, was du mir nicht erzählt hast, nicht wahr? Du behältst vieles für dich.«
»Ich weiß.«
Lass es sein! Aber sie konnte nicht anders. Ihre Neugier war wie ein Fluch. »Beispielsweise die Sache mit diesem glockenförmigen Symbol. Oder das, was du vor einiger Zeit über Sekten gesagt hast.«
»Ich weiß.«
»Und jetzt dieser Mann im Fernsehen, der Bärtige. Du hättest dein Gesicht sehen sollen, als er sich umgedreht hat, Steve. Du hast dich benommen, als hätte er eine Bedeutung für dich, als stammte er aus einer bösen Erinnerung oder so etwas. Du hast reagiert, als ob du ihn kennst. «
»Es ist eine böse Erinnerung, eine verdammt böse Erinnerung. Ich kenne ihn eigentlich nicht. Aber ich weiß nur zu gut, wer er ist.«
»Wer? Und was hat er mit dir zu tun?«
Steve antwortete nicht. Plötzlich schien die Dunkelheit sie erdrücken zu wollen, die Stille im Schlafzimmer nach ihnen zu greifen.
»Was es auch ist«, sagte Jane, »es ist nicht zu übersehen, dass es dich beschäftigt. Ich sehe doch, wie es dich von innen auffrisst. Warum?«
»Es ist eine verdammt üble Geschichte, Jane.«
»Die Morde hier? Ich weiß, dass das eine üble Geschichte ist. Die ganze Stadt steht unter Schock. Plötzlich scheint sich alles verändert zu haben. Es fühlt sich nicht einmal mehr an wie Danelleton.«
»Es ist nicht nur das.« Seine Stimme klang so leise, dass sie kaum zu hören war. »Bist du sicher, dass du es wissen willst?«
»Ja.«
»Gut. Ich werd’s dir erzählen ...«
Und er erzählte ihr eine merkwürdige Geschichte; merkwürdig insofern, als dass sie ihr sehr vertraut vorkam, aber in einer anderen Zeit spielte. »Es geschah vor etwa 20 Jahren. Wir hatten einen Anruf bekommen wegen eines Hauses hier in der Nachbarschaft, nur ein paar Straßen weiter. Ein hübsches
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