Der Hof (German Edition)
dem grobkörnigen Sand. Der Spieler, der sich zuletzt dazugesellt hat, schafft es, eine andere Kugel von der hölzernen Zielkugel wegzuschlagen. Sie lachen und diskutieren. Weil ich sie beobachte, bemerke ich zu spät die Schritte hinter mir, bis jemand ruft.
«Hey, Sie! Warten Sie!»
Ich schaue zurück. Drei Männer kommen über den Platz auf mich zu. Zwei sind die jungen Männer, die vorhin an meinem Tisch vorbeigegangen sind. Der dritte kommt mir ebenfalls bekannt vor, und ich spüre, wie sich mein Magen verkrampft, als ich ihn erkenne.
Er ist das Großmaul von der Tankstellenkneipe.
Ich widerstehe dem Impuls, zum Pritschenwagen zu schauen, weil ich ganz genau weiß, dass ich es nicht rechtzeitig dorthin schaffen werde. Also packe ich den Gehstock und bleibe vor dem Springbrunnen stehen. Tropfen kitzeln meinen Nacken, als die drei sich vor mir aufbauen. Das Großmaul steht vor seinen Kumpeln.
«Wie geht’s denn? Immer noch bei den Arnauds?»
Er lächelt, aber es ist das Lächeln eines Straßenräubers. Er ist Anfang zwanzig und ziemlich kräftig. Zu der ölfleckigen Jeans trägt er ein T-Shirt, und seine verschrammten Arbeitsschuhe sehen aus, als könnten sie Stahlkappen haben.
«Und was bringt Sie in die Stadt?»
«Ich musste ein paar Sachen besorgen.»
«Besorgungen, ja?» Ich sehe, wie er mich mit Blicken abschätzt. Für ihn bin ich eine unbekannte Größe, aber ich habe ein verletztes Bein. Und bin allein. Er zeigt auf die Tüte von der Boulangerie. «Was haben Sie da drin?»
«Croissants.»
Er grinst. «Arnauds Töchter sind billig zu haben, was? Obwohl Gretchen von mir nie was haben will, wenn ich sie ficke.»
Die anderen beiden lachen selbstgefällig. Ich will mich abwenden, aber Didier verstellt mir den Weg.
«Was denn, verstehen Sie keinen Spaß?»
«Ich muss arbeiten.»
«Für Arnaud?» Sein Lächeln verschwindet. «Was für Arbeit? Müssen Sie Schweinescheiße wegputzen? Oder sind Sie zu beschäftigt damit, seine Töchter zu vögeln?»
Einer der anderen Jungs fängt an, ein Schweinegrunzen nachzuahmen. Ich schaue an ihnen vorbei, aber der Marktplatz ist wie ausgestorben. Außer den alten Boulespielern ist niemand zu sehen. Plötzlich ist der Tag grell, und das sanfte Plätschern des Springbrunnens höre ich überdeutlich. Die Tropfen funkeln im Sonnenlicht.
«Was ist los? Hat ein Schwein Ihre Zunge gefressen?» Didiers Miene ist grausam. «Sagen Sie Arnaud, wenn er irgendwas aus der Stadt haben will, muss er schon selbst herkommen und soll nicht seinen verdammten englischen Laufburschen schicken. Sagen Sie ihm, er ist ein verfickter Feigling! Glaubt er, er ist sicher da draußen hinter seinem Stacheldrahtzaun?»
«Ich bin nicht …»
«Halten Sie Ihr verfluchtes Maul!»
Er schlägt mir die Tüte mit den Croissants aus der Hand, die ins Wasser fliegt. Ich packe den Gehstock fester, als die anderen beiden vorrücken und mich zum Springbrunnen drängen. Die Boulespieler haben endlich bemerkt, was los ist. Die alten Männer schreien «Hey, hey, hey!» und «Hört sofort damit auf!», aber sie werden einfach ignoriert.
«Ich kenne dich, Didier Marchant. Ich weiß, wer du bist!», ruft einer von ihnen, während ein anderer davoneilt.
«Halt die Klappe und stirb!», ruft Didier zurück, ohne sich umzusehen.
Er hat sich jetzt richtig aufgeputscht und wird im nächsten Moment zuschlagen. Plötzlich täuscht er einen Punch an, seine Faust schnellt vor und wird erst im letzten Moment zurückgezogen. Sie lachen, als ich gegen die Umrandung des Brunnens stolpere. Ich hebe instinktiv den Gehstock hoch, aber meine Arme fühlen sich schwer an.
«Ja?», sagt Didier. «Sie wollen mich also mit dem Ding schlagen? Na los!»
Er glaubt nicht wirklich, dass ich dazu fähig bin, und das ist der Moment, in dem ich eine Chance habe. Das Ende des Gehstocks ist schwer und dick, und ich stelle mir vor, mit wie viel Wucht er auf Didiers Schädel treffen würde. Ich kann sogar wieder das Knacken von Knochen hören, als Georges den Hammer auf den Schädel des Schweins niedersausen ließ, höre das Fallen eines Körpers. Einen Herzschlag lang stehe ich wieder auf einer dunklen Straße und sehe das schwarze, klebrige Blut unter einer Straßenlaterne. Diese Erinnerung lässt mich zögern. Didier allerdings zögert nicht.
Er schlägt mir mitten ins Gesicht.
Licht flammt vor meinen Augen auf. Ich stolpere seitwärts und schlage blindlings mit dem Stock um mich. Er wird mir aus der Hand gerissen und fällt
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