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Der Hof (German Edition)

Der Hof (German Edition)

Titel: Der Hof (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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wieder zu. Es ist nur Georges. Der alte Mann stapft mit klirrenden Eimern in beiden Händen quer über den Hof. Ich entspanne mich wieder und muss über meine Reaktion grinsen.
Das soll dir eine Lehre sein.
Ich blättere zur nächsten leeren Seite und beginne zu notieren, was ich brauche.
    Als ich fertig bin, gehe ich zurück zum Haus. Die Tür steht offen, und Mathilde ist damit beschäftigt, ein gehäutetes Kaninchen auszunehmen. Die Schüssel mit den gepflückten Bohnen steht neben ihr, während sie schneidet und den Hinterlauf aus dem Gelenk dreht.
    «Ich bin jetzt so weit. Wir können Zement holen», sage ich.
    Vom anderen Ende des Raums, das hinter der offenen Tür verborgen ist, höre ich ein Schnauben. «Wird auch Zeit. Hat ja lange genug gedauert.»
    Ich habe gar nicht bemerkt, dass Arnaud auch da ist. Ich schiebe die Tür weiter auf, bis ich ihn sehe. Er sitzt an dem vernarbten Esstisch und hat einen großen Becher Kaffee vor sich stehen. Michel sitzt auf seinen Knien und kaut auf einer Brotkruste herum.
    «Es ist ein großes Haus», sage ich verletzt.
    «So groß auch wieder nicht. Frage mich schon, was Sie den ganzen Tag da auf dem Gerüst treiben.»
    «Ach, Sie wissen schon. Sonnenbaden, lesen, fernsehen.»
    «Würde mich nicht überraschen. Viel arbeiten jedenfalls nicht.»
    Unser Wortwechsel ist nicht hitzig. Diese Streitereien sind für uns inzwischen fast Routine. Das bedeutet aber nicht, dass wir uns mögen.
    Arnaud füttert Michel mit einem Stück Brot, das er in den Kaffee getunkt hat. «Das sollte er eigentlich nicht essen», erklärt Mathilde ihm.
    Ihr Vater lacht leise, während sein Enkel sich mit beiden Händen den durchweichten Klumpen in den Mund schiebt. «Ihm schmeckt’s. Er weiß, was gut für ihn ist.»
    «Er ist zu klein.»
    Arnaud tunkt das nächste Stück Brot ein. «Ist doch nur Kaffee.»
    «Ich will nicht …»
    Arnaud haut mit der flachen Hand auf den Tisch. «Bist du
taub

    Michel zuckt bei dem Schrei zusammen und verzieht das Gesicht. Arnaud starrt Mathilde finster an. «Sieh doch nur, was du getan hast!» Er schuckelt das Baby auf den Knien. «Psst, kleiner Mann. Hier, du kriegst noch mehr.»
    Seine Stimme und sein Gesichtsausdruck werden ganz weich, sobald er sich wieder seinem Enkel zuwendet. Michel grapscht nach dem vollgesogenen Stück Brot, das er ihm hinhält, und schmiert es sich um den Mund. Stumm zerlegt Mathilde das Kaninchen fertig. Der steife Rücken und die Röte ihres Nackens sind ihre einzige Form des Protests.
    Eine Tür am Ende der Küche geht auf, und Gretchen kommt herein. Sie lächelt, als sie mich sieht, was aber schon wieder reicht, um Arnaud die Laune zu verderben.
    «Was grinst du denn so?», will er wissen, als sie quer durch den Raum schlendert.
    «Nichts.»
    «Sieht für mich nicht nach nichts aus.»
    «Ich kann doch wohl lächeln, wenn mir danach ist?»
    «Kommt drauf an.»
    Sein Blick geht misstrauisch von seiner jüngeren Tochter zu mir. Zwischen der gespielten Verdrießlichkeit von vor einer Minute und der Feindseligkeit, mit der ich jetzt konfrontiert werde, ist ein himmelweiter Unterschied. Die Atmosphäre in der Küche ist plötzlich aufgeladen; sogar Michel verstummt und blickt zu seinem Großvater auf.
    Dann tritt Mathilde dazwischen. Sie macht es so beiläufig, dass es auch Zufall sein könnte.
    «Du wartest am besten beim Pritschenwagen. Ich hole die Schlüssel», sagt sie.
    Ich bin erst ein paar Schritte gegangen, als ich das gedämpfte Geräusch von zerbrechendem Geschirr höre, dem das sirenenartige Brüllen von Michel folgt. Ich gehe weiter über den Hof zum Pritschenwagen.
    Ein ganz normaler Tag
chez Arnaud
.
    Mathildes Miene gibt nichts von ihren Gefühlen preis, als sie aus dem Haus tritt. Sie kommt zu mir herüber und hält mir einen Schlüsselbund hin.
    «Der große Schlüssel ist für das Vorhängeschloss am Tor. Du musst es hinter dir wieder abschließen.»
    «Du kommst nicht mit?»
    «Nein.» Sie wirkt angestrengt. «Du kannst fahren?»
    «Ja, aber …» Das habe ich nicht erwartet. Ich hatte mich nicht darauf gefreut, in das Dorf zu fahren, aber wenigstens wäre Mathilde bei mir gewesen. «Ich weiß nicht, wo ich hinmuss.»
    «Der Baustoffhandel ist nicht weit von der Tankstelle, wo du die Zigaretten gekauft hast. Folge einfach der Straße, bis du den Marktplatz erreichst. Dahinter musst du nur noch rechts fahren.»
    Sie hält mir immer noch die Schlüssel hin. Widerstrebend nehme ich sie und suche nach Einwänden. «Was

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