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Der Hof (German Edition)

Der Hof (German Edition)

Titel: Der Hof (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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soll ich jetzt machen?»
    «Die Birke fällen, was denken Sie denn?»
    «Sie wollen, dass
ich
das mache?»
    «Ich habe Sie jedenfalls nicht zum Zugucken mitgenommen. Was ist los? Sagen Sie mir jetzt nicht, dass Sie noch nie eine Kettensäge bedient haben.»
    «Ja. Ich meine, nein.»
    «Dann lernen Sie es jetzt. Denken Sie nur daran, immer die ganze Schneide zu benutzen. Wenn Sie nicht aufpassen, werden Sie gefällt und nicht der Baum.» Er grinst mich schief an. «Wir wollen ja nicht noch mehr Unfälle, richtig?»
    Ich klammere mich an die erstbeste Ausrede, die mir einfällt. «Sind wir nicht zu dicht bei den Statuen?»
    «Bisher habe ich die nie erwischt. Und wenn Sie es richtig anstellen, passiert diesmal auch nichts.» Er tritt etwa fünfundvierzig Zentimeter über dem Boden gegen den Stamm. «Sie müssen ungefähr hier schneiden. Zwei Schnitte, die ein V ergeben. Sägen Sie nicht vollständig durch den Stamm. Gott weiß, wo der sonst landet.»
    Arnaud tritt beiseite und hockt sich auf einen Baumstumpf. Die Motorsäge liegt zwischen uns in der Schubkarre neben meinem Gehstock. Aber wenn ich meinen Fuß als Ausrede benutzen will, hätte ich das vorher tun müssen, ehe ich die Schubkarre so weit geschoben habe. Arnaud macht eine gereizte Geste.
    «Worauf warten Sie noch? Der Baum beißt nicht.»
    Widerwillig bücke ich mich und hebe die Kettensäge auf. Sie ist genauso schwer, wie sie aussieht, und ganz schmierig von dem Öl. Ich halte sie misstrauisch in den Händen und erwarte fast, sie könne ohne mein Zutun zum Leben erwachen. Weil ich mir bewusst bin, dass Arnaud mich genau beobachtet, straffe ich mich und ziehe an dem Starter. Nichts passiert.
    «Wie wär’s mit Einschalten?», sagt Arnaud, der die Situation offensichtlich genießt.
    An der Seite ist ein Kippschalter. Ich drücke ihn und ziehe wieder an der Schnur. Diesmal gibt der Motor röchelnde Geräusche von sich und verstummt wieder.
    «Sind Sie sicher, dass die geht?», frage ich.
    «Die geht.»
    Wieder packe ich die Schnur und reiße mit aller Kraft daran. Die Säge rattert unregelmäßig, als sie zum Leben erwacht, dann beruhigt sie sich und surrt laut, aber gleichmäßig vor sich hin.
    Der Motor ist geradezu ohrenbetäubend. Die Säge bebt in meinen Händen, und das Sägeblatt schwirrt, als ich an den Baum herantrete. Er ist schlank, und die zarten Blätter schimmern wie durchsichtige, grüne Münzen vor der silbrigen Borke. Ich senke die Motorsäge an der Stelle, die Arnaud mir gezeigt hat, bringe es aber nicht über mich, sie anzusetzen.
    «Machen Sie schon!», brüllt Arnaud über den Lärm.
    Ich verlagere mein Gewicht, damit ich stabil stehe, ohne zu viel Gewicht auf meinen verletzten Fuß zu stützen. Dann atme ich tief durch und setze die Motorsäge an die Borke.
    Das Surren der Säge wird zu einem Brüllen. Weiße Holzsplitter und Rindenstückchen spritzen hoch, und instinktiv weiche ich zurück. Die Säge verstummt zu einem Knurren. Ich stelle mir Arnauds Grinsen vor und wage mich wieder vor.
    Die Säge bebt, während sie sich durch das Holz frisst. Ich spanne meinen Körper an, kneife die Augen zusammen, um nichts von den Holzstückchen und dem Sägemehl abzubekommen, die vor meinem Gesicht aufspritzen. Ich setze einen v-förmigen Schnitt, wie Arnaud ihn will, und trete den Keil heraus. Ich habe keine Ahnung, ob ich das richtig mache, aber ich will auf keinen Fall Arnaud fragen. Ich setze gerade zum nächsten nach oben gerichteten Schnitt an, als der Baum ächzt und sich zur Seite lehnt.
    Schnell trete ich zurück. Ein Splittern, dann taumelt die Silberbirke und knallt zu Boden, wo sie noch einmal nach oben wippt und dann zur Ruhe kommt. Wie von Arnaud vorhergesehen, ist der Baum in sicherer Entfernung von den Statuen runtergekommen. Ich bin jetzt doch irgendwie von meiner Arbeit beeindruckt.
    Er zeigt auf den Griff der Säge, und ich halte sie dort fest. Das Motorgeräusch wird leiser, als ich die Kupplung drücke.
    «Na also», grinst Arnaud. «Das war doch gar nicht so schwer, oder?»
     
    Ich stutze die Äste und beginne dann, den Stamm so zu zerteilen, dass man ihn transportieren kann. Die Lichtung sieht bald schon wie ein Holzplatz aus. Überall fliegen Sägespäne herum wie Konfetti. Während ich dem Stamm zu Leibe rücke, sammelt Arnaud die verstreuten Äste auf und sortiert sie grob nach Größe. Bis auf die kleinsten können die meisten als Fidibus verwendet werden.
    Von der Arbeit wird mir heiß, und schon bald habe ich den

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