Der Hof (German Edition)
eine Hebevorrichtung.»
«Sie meinen, Ihr Partner hatte eine.»
Arnaud nickt erbost. Er betrachtet erneut den Pfeifenkopf. «Ich dachte, Sie hätten vielleicht eine Idee. Irgendwelche Kontakte.»
«Was sollen das für Kontakte sein?»
«Solche, die sich nicht dafür interessieren, woher die Statuen kommen. Es muss doch einen Haufen reiche englische Scheißkerle geben, die für so was Geld bezahlen.» Als er mich ansieht, ist ein gerissenes Funkeln in seinen Augen. «Für Sie würde auch was dabei rausspringen.»
«Tut mir leid, aber ich kenne niemanden.»
Sein Blick verfinstert sich. «Ich hätte wissen müssen, dass Sie nicht von Nutzen sein werden.»
Ich kann nicht anders. «Dieser Geschäftspartner. Kam von ihm auch der Vorschlag, Wein anzubauen?»
Arnauds Blick genügt mir als Antwort. Er klappt das Messer zu und rammt es in die Hosentasche, während er ungeschickt wieder auf die Beine kommt.
«Sie können jetzt das Holz zum Hof transportieren.»
«Alleine? Wie denn?» Ich schaue auf den Berg aus Holz. Es war schon schwer genug, die Schubkarre mit der Motorsäge darin hier runterzubringen.
Er lächelt grimmig. «So ein Klugscheißer wie Sie wird sich schon was ausdenken.»
Es ist früher Abend, bis ich endlich alles Holz zum Hof geschleppt habe. Ich mache eine Tour nach der nächsten und humple den Feldweg hin und wieder zurück, bis mir alles weh tut. Ich sage mir jedes Mal, dass ich jetzt das letzte Mal gehe, dass Arnaud den Rest gefälligst selber machen soll. Aber ich will ihm nicht die Befriedigung gönnen, mich zu verspotten, weil ich es nicht schaffe. Und die Silberbirke im Wald liegen zu lassen, damit sie verrottet, kommt mir wie Verschwendung oder Vandalismus vor. Ich habe sie gefällt, dann muss ich sie auch zum Haus bringen.
Also mache ich weiter, bis alle Klötze unter einem Anbau auf der Rückseite des Hauses aufgestapelt liegen. Erst als ich die Schubkarre zurück in den Stall bringe, fällt mir auf, dass ich meinen Gehstock im Wald liegen gelassen habe. Fast bin ich versucht, nicht extra dafür zurückzulaufen. Ich bin schließlich den ganzen Nachmittag ohne ausgekommen, und die Wunden auf meinem Fuß heilen recht gut. Aber wenn ich nur daran denke, tut er sofort wieder weh. Außerdem habe ich mich daran gewöhnt, mich jederzeit auf etwas stützen zu können.
Nachdem ich den Overall ausgezogen habe, wasche ich mich am Wasserhahn in der Scheune. Das Wasser rinnt zwischen die Pflastersteine und sammelt sich auf dem rauen Beton, ehe es in den immer tiefer werdenden Rissen der Betonoberfläche versickert. Während ich mich sauber schrubbe, beschließe ich, bei Gelegenheit mit etwas Mörtel die Risse zu verschließen. Das kalte Wasser raubt mir den Atem, aber nicht mal der Block ätzende, selbstgemachte Seife schafft es, die Schicht aus Öl und Sägespänen zu durchdringen.
Ich mache weiter, bis meine Haut rot und schrumpelig ist. Dann werfe ich die Seife genervt beiseite. Ich drehe den Wasserhahn zu, ziehe den Overall wieder an und hole saubere Sachen vom Dachboden. Dann gehe ich zum Haus und klopfe an die Küchentür.
Mathilde öffnet.
«Ich könnte wirklich ein Bad gebrauchen», erkläre ich ihr erschöpft.
Ich erwarte, mit ihr diskutieren zu müssen, und wenn Arnaud da wäre, würde sie mich wahrscheinlich wegschicken. Aber aus dem Innern des Raums kommt kein Protest. Mathilde mustert mich in meinem ölverklebten Zustand und macht dann einen Schritt beiseite.
«Komm rein.»
Die Küche ist von Essensgerüchen erfüllt. Auf dem gusseisernen Herd brodeln Pfannen, aber bis auf sie ist niemand da.
«Wo sind die anderen?»
«Mein Vater ist mit Georges unterwegs, und Gretchen hat Michel mit nach draußen genommen. Er zahnt wieder. Das Badezimmer ist da vorne.»
Sie führt mich durch die Tür am hinteren Ende der Küche in einen Flur. Es ist düster, weder gibt es natürliches noch elektrisches Licht. Die Treppe ist steil und schmal, mit abgenutztem Teppich auf den Stufen. Ich folge ihr nach oben, halte mich an dem lackierten Holzgeländer fest und schaue auf meine Füße statt auf Mathildes Beine.
Es ist das erste Mal, dass ich über die Küche hinauskomme. Es fühlt sich merkwürdig an. Das Haus ist verwohnt, aber sauber. Am Ende der Treppe geht ein Flur nach links und rechts, die Türen daran sind alle verschlossen. Ich vermute, dass eine der Türen zur Linken zu dem unbenutzten Schlafzimmer gehört, in das ich vom Gerüst hatte schauen können. Aber ich bin nicht sicher,
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