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Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Titel: Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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jederzeit bereit sein, auf die Straße hinauszurennen, mitten in den Verkehr hinein, wenn sich irgendwelche Anzeichen von Überwachung oder feindseligem Verhalten zeigten.
    »Du darfst nie vergessen«, sagte sie, »du bist der Amateur, und sie sind die Profis. Davon mußt du ausgehen; du mußt aus deiner Schwäche einen Vorteil machen. Der Amateur tut das Unerwartete, nicht weil er geschickt oder erfahren ist, sondern weil er es nicht besser weiß. Tu das Unerwartete schnell und auffällig, als ob du verwirrt wärst. Dann bleib stehen und warte. Eine Konfrontation ist häufig das allerletzte, was die Leute wollen, die dich beschatten. Aber wenn sie es wollen, dann ist es besser, wenn du das weißt. Dann mußt du schießen. Du solltest einen Schalldämpfer haben. Wir werden dir morgen einen besorgen. Ich weiß, wo.«
    Er drehte sich benommen herum, konnte nicht reden. Sie sah das Staunen in seinen Augen. »Es tut mir leid«, sagte sie und beugte sich vor und lächelte betrübt und küßte ihn.
    Sie redeten fast die ganze Nacht, die Lehrerin und der Schüler, Geliebte und Geliebter. Helden war wie besessen; sie erfand eine Situation nach der anderen und verlangte von ihm, er solle ihr sagen, was er unter den angenommenen Umständen täte.
    »Du bist in einem Zug, gehst durch den schmalen Gang und hast wichtige Papiere bei dir. Ein Mann kommt aus der entgegengesetzten Richtung auf dich zu. Du kennst ihn; er ist der Feind. Es sind Leute hinter dir, du kannst nicht zurück, was tust du?«
    »Will der Mann – der Feind – mir etwas tun?«
    »Das weißt du nicht. Was tust du? Schnell!«
    »Ich gehe weiter, denke ich. Aufmerksam, auf der Hut, mit dem Schlimmsten rechnend.«
    »Nein, Liebster! Die Papiere! Du mußt sie schützen! Du stolperst, fällst auf den Boden!«

    »Warum?«
    »Damit ziehst du die Aufmerksamkeit auf dich. Die Leute werden dir beim Aufstehen behilflich sein. In dieser Situation wird der Feind nicht handeln. Du schaffst dir dein eigenes Ablenkungsmanöver. «
    »Mit mir selbst«, sagte Noel und begriff.
    »Genau. «
    So ging es weiter und immer weiter, bis Lehrerin und Schüler erschöpft waren. Sie liebten sich still und hielten einander in der Behaglichkeit ihrer Wärme umfaßt, und die Welt rings um sie war etwas weit Entferntes. Schließlich schlief Helden ein. Ihr Kopf lag auf seiner Brust, und ihr Haar bedeckte sein Gesicht.
    Er lag eine Weile wach, den Arm um ihre Schultern gelegt, und fragte sich, wie ein Mädchen, das sich am Zauberhaften Land ergötzt hatte, zu einer so geschickten Spezialistin in den Künsten der Täuschung und der Flucht hatte werden können. Sie kam aus einer anderen Welt, und er war mit erschrekkendem Tempo in jene Welt hineingeraten.
     
    Als sie erwachten, war es schon zu spät, als daß Helden noch hätte zur Arbeit gehen können.
    »Das ist ganz gut so«, sagte sie und griff nach dem Telefon. »Wir müssen noch einkaufen. Meine Abteilungsleiterin wird nichts gegen einen zweiten Tag Krankheit haben. Ich glaube, sie ist in mich verliebt. «
    »Ich glaube, das bin ich auch«, sagte Noel, und seine Finger strichen zärtlich über ihren Hals. »Wo wohnst du?«
    Sie sah ihn an und lächelte, während sie der Rezeption die Nummer gab. Dann hielt sie die Hand über die Sprechmuschel. »Du wirst mir keine wichtigen Informationen entlokken, indem du an meine animalischen Instinkte appellierst. Ich bin ausgebildet, vergiß das nicht.« Wieder lächelte sie.
    Es war zum Verrücktwerden. »Im Ernst. Wo wohnst du?«
    Das Lächeln verschwand von ihrem Gesicht. »Das kann ich dir nicht sagen.« Sie nahm die Hand vom Telefon und redete schnell in französischer Sprache auf die Vermittlung von Gallimard ein.
    Eine Stunde später fuhren sie nach Paris und machten kurz
bei seinem Hotel halt und fuhren dann weiter in ein Viertel mit Altkleiderläden an jeder Ecke.
    Wieder übernahm die Lehrerin ihre Rolle; sie wählte seine Kleidung mit geübtem Blick. Das, was sie für den Schüler auswählte, war unauffällig, würde aus einer Menge schwer herauszufinden sein.
    Zu seinem Regenmantel kamen noch ein Dufflecoat und ein brauner Paletot. Dazu ein verbeulter Hut, eine Baskenmütze und eine schwarze Kappe mit hochklappbarem Schirm. Alles ziemlich abgetragen. Aber nicht die Schuhe, die waren neu. Ein Paar mit dicken Kreppsohlen und ein zweites, weniger zwangloses Paar, dessen Ledersohlen sie weiter unten in der Straße mit Gummi beschichten ließen.
    Die Schuhmacherei war vier Straßen von einem

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