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Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Titel: Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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informiert. Das ist gefährlich. Richard Holcroft ist ein alter Mann, aber ein Schwächling ist er keineswegs. Wir haben immer schon gewußt, daß er, wenn er lange genug lebte, uns im Weg sein könnte.« « Graff drehte seinen mächtigen Schädel und musterte den Eindringling. »Der Umschlag ist in Sesimbra eingetroffen; dafür gibt es keine Entschuldigung. Die Ereignisse neulich abends mußten dem Sohn klar sein. Schick ein Telegramm an den Tinamu. Ich vertraue seinem Kollegen in New York nicht. Verwende den Adlercode und sag ihm, was ich glaube. Unsere Leute in New York werden eine andere Aufgabe bekommen. Sie müssen einen alten Mann aus dem Verkehr ziehen, der sonst lästig werden könnte. Richard Holcroft muß erledigt werden. Der Tinamu wird es fordern.«

8.
    Noel wußte, was er suchte: eine Buchhandlung, die mehr war als nur ein Ort, wo man Bücher kaufte. In jeder Großstadt, in
der es Touristen gab, war immer auch wenigstens ein größeres Geschäft, das sich um die Lesewünsche einer bestimmten Nationalität bemühte. In diesem Falle war es A Livraria Alemão: die deutsche Buchhandlung. An der Rezeption seines Hotels hatte man ihm gesagt, daß es dort die neuesten deutschen Zeitschriften gab, und die Lufthansa täglich Zeitungen einflog. Das war die Information, die Holcroft brauchte. Ein solches Geschäft hatte feste Kunden; dort würde man die einflußreichen deutschen Familien in Rio kennen. Wenn er nur ein oder zwei Namen bekommen konnte... Dort wollte er beginnen.
    Der Laden war keine zehn Minuten vom Hotel entfernt. »Ich bin amerikanischer Architekt«, sagte er zu dem Verkäufer, der vor einer hohen Bücherwand auf einer Leiter stand und sich im obersten Regalfach zu schaffen machte. »Ich bin hier, um mich über den bayerischen Einfluß in der Architektur großer Privatanwesen zu informieren. Haben Sie darüber Material?«
    »Ich wußte gar nicht, daß das ein Thema ist«, erwiderte der Mann in fließendem Englisch. »Es gibt hier einige Bauten im alpenländischen Stil, Chalets sozusagen, aber ich würde das nicht bayerisch nennen.«
    Lektion sechs, oder war es Lektion sieben? Selbst wenn die Lüge auf einer Teilwahrheit beruht, mußt du sicher sein, daß die Person, der gegenüber du sie benutzt, weniger weiß als du.
    »Alpenländisch, schweizerisch, bayerisch. Das ist doch weitgehend dasselbe.«
    »Wirklich? Ich dachte immer, da seien beträchtliche Unterschiede. «
    Lektion acht oder neun. Disputiere nicht. Behalte das Ziel im Auge.
    »Hören Sie, ich will Ihnen nichts vormachen. Ein reiches Ehepaar in New York hat mir die Reise hierher bezahlt, damit ich ihnen Skizzen mitbringe. Die waren letzten Sommer in Rio. Sie sind hier viel herumgekommen und haben ein paar großartige Häuser gesehen. Mir haben sie sie als bayerisch beschrieben.«
    »Die liegen bestimmt im Nordwesten. Dort draußen gibt es ein paar außergewöhnlich schöne Häuser. Das Anwesen der
Eisenstats zum Beispiel, aber das sind, glaube ich, Juden. Ob Sie es glauben oder nicht, da sind maurische Elemente hineingearbeitet. Und dann ist da natürlich die Villa Graff. Die ist wirklich eindrucksvoll. Eigentlich ja kein Wunder, denke ich. Graff ist mehrfacher Millionär.«
    »Graff?«
    »Maurice Graff. Er ist Importeur, aber das sind die ja alle, oder?«
    »Wer?«
    »Ach kommen Sie, seien Sie doch nicht naiv. Wenn der nicht General oder sonst ein Oberbonze im Oberkommando war, dann pisse ich Portwein.«
    »Sie sind Engländer.«
    »Ich bin Engländer.«
    »Aber Sie arbeiten in einer deutschen Buchhandlung.«
    » Ich spreche gut Deutsch.«
    »Haben die keinen Deutschen gefunden?«
    »Ich kann mir vorstellen, daß es gewisse Vorteile hat, jemanden wie mich einzustellen«, sagte der Brite hintergründig.
    Noel gab sich überrascht. »Wirklich?«
    »Ja«, antwortete der Verkäufer und stieg auf der Leiter eine Sprosse nach oben. »Niemand stellt mir Fragen.«
     
    Der Verkäufer blickte dem Amerikaner nach, als der den Laden verließ, und kletterte dann die Leiter herunter und schob sie mit der Hand an dem Regal entlang. Es war eine Geste der Befriedigung, eines kleinen Triumphs. Er bog so schwungvoll in die nächste Regalreihe ein, daß er einen Kunden anrempelte, der sich dort einen Band über Goethe ansah.
    » Verzeihung «, sagte der Verkäufer halblaut, nicht sehr zerknirscht.
    » Schwesterchen «, sagte der Mann mit den dicken, schwarzweiß gesprenkelten Augenbrauen.
    Diese Anspielung auf seinen Mangel an Männlichkeit ließ den

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